Um die steigenden Immobilienpreise in China effektiv einzudämmen, hat die chinesische Regierung im April verschiedene Maßnahmen erlassen. Dazu gehörte beispielsweise die striktere Handhabung der Kreditvergabe. Nach der Durchführung dieser Maßnahmen hat sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Chinas Großstädten wie Beijing, Shanghai und Guangzhou stark verändert. In der heutigen Sendung berichten wir darüber, was Immobilienexperten von diesen Maßnahmen halten.
Zuerst werfen wir einen Blick auf einige interessante Zahlen. Im Mai wurden in Beijing insgesamt 3.351 Neuwohnungen verkauft. Im Vergleich zum April bedeutet dies einen Rückgang von knapp 60 Prozent. Im Jahr 2009 wurden in Beijing zum selben Zeitpunkt 70 Prozent mehr Wohnungen verkauft.
Ähnlich verhielt sich die Situation in der ostchinesischen Finanzmetropole Shanghai. Im Mai 2010 wurde lediglich Wohnraum mit einer Fläche von 300.000 Quadratmeter verkauft. Dies entspricht einem Rückgang von über 70 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im südchinesischen Guangzhou ging der verkaufte Wohnraum im Mai 2010 mit 30 Prozent ebenfalls drastisch zurück.
Gu Yunchang ist der stellvertretende Vorsitzende des Vereins für Immobilienforschung in China. Er führt den Rückgang beim Wohnungsverkauf auf die Maßnahmen der Regierung zurück:
"Die Wirkung der Maßnahmen ist augenfällig. Die Maßnahmen haben sich umgehend auf die Marktsituation ausgewirkt. Der Markt befindet sich nun in einer Phase des Abwartens. Auch die Regierung beobachtet die Reaktion des Marktes. Der größte Unterschied gegenüber der bisherigen Regelung besteht darin, dass die Beziehung zwischen Angebot und Nachfrage nun gelenkt wird."
Obwohl im Mai in den chinesischen Großstädten deutlich weniger Wohnungen verkauft wurden als noch zu Jahresbeginn, sind die Immobilienpreise nicht zurückgegangen. Noch immer beträgt der durchschnittliche Preis pro Quadratmeter Wohnfläche in Beijing, Shanghai und Guangzhou über 20.000 Yuan RMB.
Sowohl Verkäufer als auch Käufer verhalten sich im Moment abwartend. Einem Immobilienhändler in Guangzhou zufolge agieren potentielle Käufer im Moment sehr vorsichtig. Das gilt auch für Herr Zhang:
"Falls sich der Markt durch die neuen Maßnahmen stabilisieren wird, werde ich Ende dieses Jahres eine Wohnung kaufen."
Die neuen Maßnahmen zur Eindämmung der wachsenden Immobilienpreise hätten bereits erste Erfolge gezeigt, sagt Nie Meisheng, die Vorsitzende der nationalen Handelskammer für Immobilien. Es gehe nun darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden. Parallel zur Bekämpfung der Immobilienspekulation müsse die Stabilität des Wohnungsmarktes gewahrt werden, so Nie Meisheng:
"Ich hoffe, dass sich innerhalb eines halben Jahres ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellt. Wegen den neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Wohnungspreise ist die Immobilienspekulation zurückgegangen."
Gu Yunchang vom Verein für Immobilienforschung will den Immobilienspekulanten in erster Linie durch den Bau von Sozialwohnungen einen Riegel schieben. Als weitere Maßnahmen schlägt er reglementierte Wohnungspreise für Familien mit niedrigem Einkommen vor sowie den Verkauf von Kleinwohnungen zu günstigen Tarifen:
"Wie soll man das Wohnproblem von Familien mit niedrigem Einkommen lösen? Neben dem Bau von Sozialwohnungen, dem Verkauf von Wohnungen zu reglementierten Preisen und dem Verkauf von kleinen Wohnungen zu niedrigen Preisen hat das Bauministerium versprochen, den Bau von öffentlichen Mietwohnungen tatkräftig zu fördern. Es ist zudem auch besonders wichtig, Familien mit hohem Einkommen andere Investitionsmöglichkeiten aufzuzeigen als nur der Wohnungskauf.
Vor kurzem hat der chinesische Staatsrat einige Vorschläge gemacht, welche Privatunternehmen und -personen ermutigen sollen, in die einzelnen relevanten Branchen zu investieren. Ich hoffe, dass diese Vorschläge tatkräftig umgesetzt werden."
Übersetzt von Li Qian
Gesprochen von Qiu Jing