Anlässlich der Weltausstellung in Shanghai hat unser Italien-Korrespondent Wang Baoquan unlängst den renommierten Ökonomen und italienischen Minister für Öffentliche Verwaltung und Reform, Renato Brunetta, interviewt.
Dass China die Olympischen Spiele 2008 austragen durfte und nun auch die Weltausstellung 2010, das sei das Ergebnis der kontinuierlichen Entwicklung der chinesischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren, so Renato Brunetta. Das Abhalten der Expo habe jedoch eine tiefgehende Bedeutung:
„Die Austragung der Expo in Shanghai ist ein Zeichen sowohl für die quantative als auch für die qualitative Anerkennung der chinesischen Modernisierung durch die Weltgemeinschaft. Denn die Shanghaier Expo hängt eng mit Innovationen und Reformen zusammen. Generell gesehen hat China drei Entwicklungsphasen hinter sich. Erstens, eine im Tiefschlaf versunkene Nation. Zweitens, eine Nation im Erwachen und drittens, eine Nation als wichtiger Bestandteil des Weltwirtschaftswachstums, als stabiler Faktor der regionalen Politik und als Entwicklungsstandort von Kultur, neuer Technik und Gesellschaft. Die Olympischen Spiele in Beijing und die Weltausstellung in Shanghai sind zwei wichtige Augenblicke, die das neue China-Bild der Welt zeigen."
Die Expo werde in Shanghai nicht nur eine ganze Reihe von Infrastrukturprojekten zurücklassen, sondern auch die chinesische Wirtschaft tiefgehend beeinflussen, so Brunetta:
„Wenn die Shanghaier Expo im Oktober zu Ende geht, wird die chinesische Metropole über ein umfassendes Netz verfügen, das Shanghai mit der ganzen Welt verbindet. Denn Tausende und Abertausende von Menschen, darunter auch Besucher, werden zur Expo nach Shanghai strömen. Die Weltausstellung zieht vor allem Unternehmer und Geschäftsleute in ihren Bann. Nach dem Ende der Shanghaier Expo werden die Verbindungen zwischen Fachleuten, Kultur- und Wirtschaftsinstitutionen und Unternehmen fortbestehen. Das ist sehr wichtig für Shanghai und China. Die riesigen Investitionen in die Expo zielen darauf ab, eine Art „Beziehungsvermögen" zu verdienen."
Die Shanghaier Expo sei auch für die Entwicklung der Weltwirtschaft von großer Bedeutung, meint der italienische Minister und Ökonom:
„Für eine Welt in der Krise ähnelt die Shanghaier Expo einem Sonnenstrahl im Dunkeln. Es ist zwar kaum zu erwarten, dass die Shanghaier Expo ein Wachstum der Weltwirtschaft um ein paar Prozentpunkte ermöglicht. Allerdings ist die symbolische Bedeutung der Expo groß. Wie ein Sonnenstrahl hat die Shanghaier Expo der Weltwirtschaft Licht und Hoffnung gebracht. Die Shanghaier Expo findet in einer günstigen Übergangszeit von einem Ende der Weltwirtschaftskrise zu einer neuen Entwicklungsphase statt. Das alles ist auf die Modernisierung und die technischen Innovationen in Shanghai und China zurückzuführen."
Renato Brunetta hält die Shanghaier Expo für eine einmalige Gelegenheit, bei der auch Italien der ganzen Welt seine technische Essenz, insbesondere aber Innovationen präsentieren kann. Mit dem Warenexport werde „nur" Vermögen verschoben, die Einfuhr von Ideen könne aber eine Win-Win-Situation erzeugen. Als Mitverantwortlicher für Innovationen will Renato Brunetta daher auch die „Italienische Innovationsausstellung" nach Shanghai bringen:
„Ich werde an der Spitze einer 250-köpfigen Unternehmerdelegation nach China kommen. Diese Unternehmer sind alle Sieger von Innovationswettbewerben. Unter ihnen befinden sich große, mittelgroße und kleine Betriebe. Sie bringen ihre neuesten Produkte mit nach China. Die Produkte betreffen die Bereiche Lebensweise, Kultur und Herstellungsindustrie. Ich hoffe, dass durch die Shanghaier Expo weltweite Kontakte zwischen diesen Innovationen aus Italien, insbesondere mit der chinesischen Wirtschaft, aufgenommen werden und dadurch Kooperationsbeziehungen, Partnerschaften beziehungsweise Joint Ventures entstehen können. Auch nach der Shanghaier Expo wird Italien jedes Jahr einen Wettbewerb veranstalten und 250 Innovationsbetriebe auswählen, um der ganzen Welt das Talent der Italiener zu zeigen. Das Projekt trägt den Namen „Shanghai", denn es beginnt in Shanghai."
Verfasst von: Wang Baoquan
Übersetzt von: Xiao Lan
Gesprochen von: Qiu Jing