Das Internet-Geschäft boomt derzeit in China. Viele Chinesen – insbesondere Jugendliche – bevorzugen das Online-Shopping. Eines der bekanntesten Internet-Auktionsportale heißt „Taobao.com". Bis Juni 2009 zählte Taobao 145 Millionen registrierte User. Allein im ersten Halbjahr 2009 fiel der Umsatz mit 80,9 Milliarden Yuan RMB fast so hoch aus wie im ganzen Jahr 2008. Die 80,9 Milliarden Yuan RMB entsprechen 1,4 Prozent des landesweiten Umsatzes aller Verbrauchsgüter. Der Online-Handel gilt in China inzwischen bereits als wichtiger Faktor zur Erhöhung der Inlandsnachfrage.
Angesichts der derzeit schwierigen Beschäftigungslage in China versuchen viele chinesischen Jugendliche, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Bei diesen Jungunternehmern handelt es sich um Büroangestellte, die das Betreiben eines Online-Shops als Nebentätigkeit betrachten. Eine andere Personengruppe sind die Studierenden an den Universitäten, die mit dem Online-Verkauf ihr Studium finanzieren wollen. Einer von ihnen ist Zhao Chongbiao. Er studiert elektronischen Handel am Oujiang Institut der Universität Wenzhou:
"Früher habe ich auch andere Nebentätigkeiten angenommen, um etwas Taschengeld zu verdienen, beispielsweise als Assistent der Dozenten in den Winter- oder Sommerferien, oder als Verkäufer. Ich finde aber, dass ich solche Arbeiten und mein Studium nicht gleichzeitig im Auge haben kann. Durch einen Kurs über den Online-Handel habe ich Taoabo kennengelernt. Ich betreibe jetzt eine Handelsplattform auf Taobao.com, auf der die verschiedensten Produkte angeboten werden. Die Arbeitszeit ist flexibel. Jeden Tag tätige ich im Durchschnitt zwei bis drei Geschäfte. Dadurch kann ich meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten."
Damit sich die Studenten das notwendige Wissen über den elektronischen Handel besser aneignen können, bietet das Oujiang Institut der Universität Wenzhou einen Ausbildungskurs an, der sich an der Internetplattform Taobao.com orientiert. Was genau die Teilnehmer in diesem Kurs lernen, erzählt uns Fu Shibo, der Dozent des Taobao-Kurses:
"Der Taobao-Kurs beinhaltet Lektionen über die Gründung eines Online-Shops, über Sicherheitsaspekte beim Online-Handel, über das Fotografieren sowie die Bearbeitung von Fotos, aber auch über Werbungs- und Verkaufstechniken. Der Kurs findet einmal pro Woche statt. Je nach Stundenplan können die Kursteilnehmer auch in ihrer Freizeit an diesem Workshop teilnehmen. Zugelassen sind Studierende aller Fakultäten."
Der Taobao-Kurs wird seit 2009 angeboten. Neben Unterrichtsveranstaltungen organisiert das Oujiang Institut der Universität Wenzhou gelegentlich auch Kontaktbörsen, an denen sich die Studierenden mit Firmenvertretern austauschen oder ihnen gar direkt günstige Produkte verkaufen können. Kursleiter Fu Shibo betrachtet den Taobao-Kurs auch als guten Einstieg ins selbständige Erwerbsleben:
"Wenn die Studierenden nach Ende ihres Studiums versuchen, ein Unternehmen zu gründen, tauchen immer viele Schwierigkeiten auf. Sie verfügen zum Beispiel über keine Arbeitserfahrung, ihr Kapital ist knapp, und das Risiko ihres Geschäfts ist groß. Mit einem Online-Geschäft lassen sich solche Probleme aber vermeiden. Zugleich können die Studierenden die im Klassenzimmer gelernte Theorie in die Praxis umsetzen und erste Erfahrungen sammeln. Wenzhou ist zudem bekannt für die Produktion von Konsumgütern. Überall in Wenzhou gibt es kleine und mittelgroße Familienbetriebe. Viele Studierende unseres Instituts stammen aus Familienunternehmen. Sie versuchen, das im Taobao-Kurs Gelernte in ihr Familiengeschäft einzubringen."
Interview geführt von Li Qian
Text verfasst von Li Qian
Gesprochen von Lü Xiqian