Der 61-jährige Lagerbäck musste seinen Sessel als Cheftrainer seines Landes nach der verpassten WM-Qualifikation räumen. Seit Februar 2010 ist der angesehene Fußballtrainer für die nigerianische Nationalmannschaft verantwortlich.
In Nigeria wird der Fußball gelebt. Jede Weltmeisterschaft wird wie ein Volksfest gefeiert. An der Endrunde vor vier Jahren in Deutschland waren die Nigerianer zum Zuschauen verurteilt. In Südafrika wollen sie in diesem Sommer nun Versäumtes nachholen. Entsprechend groß ist der Erfolgsdruck, der auf Lagerbäck und seinen Schützlingen lastet. Mit welchen Spielern er in Südafrika die Jagd nach dem WM-Pokal in Angriff nehmen wird, weiss Lagerbäck allerdings noch nicht genau:
(Oton 1, Lars Lagerbäck)
„Mein Assistent und ich sind im Moment mit der Spielerbeobachtung beschäftigt. Bis Mitte Mai muss das WM-Aufgebot bekanntgegeben werden. In Absprache mit dem nigerianischen Fußballverband haben wir bereits eine Vorauswahl getroffen. 45 Spieler stehen zur engeren Auswahl."
Von 2002 bis 2008 trainierte Lagerbäck Schwedens Nationalmannschaft. Unter seiner Leitung qualifizierten sich die Nordländer dreimal für die Europameisterschaft und zweimal für die WM-Endrunde. Ein Titel blieb Lagerbäck jedoch versagt. Zum Abschneiden seines Teams in Südafrika will sich Lagerbäck nicht äußern. Dafür sei es zu früh. In Bezug auf die Spielweise schwebt ihm ein dosiertes Angriffsspiel vor:
(Oton 3, Lars Lagerbäck)
„Wenn man eine neue Mannschaft vor einer WM-Endrunde übernimmt, dann muss man das Augenmerk zuerst auf die Defensive legen – zumindest zu Beginn des Turniers. In Spielen auf so hohem Niveau kann ein Rückstand nur schwer wettgemacht werden. Zahlreiche Statistiken belegen dies. Andererseits kann man auch nicht nur defensiv spielen. Nur mit Unentschieden kommt man nicht weiter. Deshalb befürworte ich eine Kombination aus Defensive und Offensive. Sobald wir unser Aufgebot bestimmt haben, werden wir uns eine Taktik zurechtlegen, die sich nach dem vorhandenen Spielermaterial richtet."
Nigerias Nationalmannschaft hat sich durch spektakulären Angriffsfußball einen Namen gemacht. Die Konter der körperlich starken und pfeilschnellen „Superadler" sind international bekannt. Ebenfalls bekannt sind die taktischen Defizite sowie die oft fehlende Disziplin der westafrikanischen Ballzauberer. Zu was die „Superadler" fähig sind, wenn alles zusammenpasst, haben sie in der Vergangenheit zur Genüge gezeigt – auch gegen favorisierte Mannschaften.
An der Endrunde in Südafrika wurde Nigeria der Gruppe B mit Argentinien, Südkorea und Griechenland zugelost. Eine ausgeglichene Gruppe ohne vermeintlich schwache Teams. Diese Ansicht teilt auch Gbenga Elegbeleye, der stellvertretende Vorsitzende des Sportkomitees im nigerianischen Abgeordnetenhaus:
(Oton 4, Gbenga Elegbeleye)
„Auch Südkorea ist ein schwieriger Konkurrent. Die Südkoreaner sind sehr schnell. Von Argentinien ganz zu schweigen. Ihr Auftreten während der Qualifikation war nicht besonders gut, ist aber kein Maßstab. Mit Lionel Messi haben sie den besten Spieler. Auch Gonzalo Higuain von Real Madrid ist ein gefährlicher Spieler. Diese Spieler sind immer für ein Tor gut. Auf solche Spieler muss Nigeria daher besonders aufpassen. Jeder Punkt zählt. An der WM 1994 haben wir zwei zu eins gegen Argentinien verloren. Nigeria muss voll konzentriert an die Sache gehen, wenn es weiterkommen will."
Die Stars der nigerianischen Fußballnationalmannschaft verdienen ihre Brötchen fast alle im Ausland, einige davon bei europäischen Spitzenklubs. Nach der endgültigen Nominierung des 26-köpfigen Aufgebots durch Coach Lagerbäck werden die „Superadler" zum Trainingslager nach Großbritannien reisen. Vor dem Start der WM-Endrunde in Südafrika steht noch ein Testspiel gegen Kolumbien auf dem Programm.
Übersetzt von: Li Zheng und Simon Gisler
Gesprochen von: Qiu Jing und Li Zheng