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Chinas tausend Jahre alte Lehranstalt Yuelu
  2010-05-10 09:56:28  cri
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Nahe der Stadt Changsha in der zentralchinesischen Provinz Hunan befindet sich inmitten einer schönen Fluß- und Berglandschaft ein alter Baukomplex. Es handelt sich dabei um die mehr als tausend Jahre alte Lehranstalt Yuelu. Seit der Gründung sind von dort Generationen namhafter Literaten, Pädagogen, Politiker und Militärstrategen hervorgegangen. Offene Unterrichtsgestaltung und allumfassende Lehrideen haben Yuelu einen hervorragenden Ruf verschafft und deutlichen Einfluß auf das Bildungswesen in China ausgeübt.

Die Lehranstalt Yuelu liegt am Fuße des landschaftlich reizvollen Yuelu-Berges. Ihre Geschichte reicht bis in die nördliche Song-Dynastie vor mehr als 1.000 Jahren zurück. Damals wurde gerade die Abspaltung des Landes beendet. Die Politik war stabil und die Landwirtschaft entwickelte sich, was gute Bedingungen für kulturelle Prosperität schuf. Der Yuelu-Berg war damals eine heilige Stätte des Buddhismus und Taoismus. Die vielen Klöster zogen auch Kulturliebhaber an, da aber in den Klöstern nicht genügend Platz für all die Besucher war, bauten die Mönche neue Häuser, um den wissbegierigen Gästen einen speziellen Platz zum Lernen und Ausruhen bereitzustellen. So entstand unter der Anleitung der Mönche nach und nach die Schule.

Im Jahr 976 ließ der Gouverneur von Tanzhou, dem heutigen Changsha, die alte Schule zur Lehranstalt ausbauen. Die Verwaltung übernahmen seitdem nicht mehr Mönche, sondern die Lernenden selbst. Langsam gewann die Lehranstalt Yuelu in der kulturellen Ausbildung an Bedeutung. 1015 erhielt Yuelu nur knapp 40 Jahre nach ihrer Gründung eine Auszeichnung vom chinesischen Kaiser. Professor Deng Hongbo lehrt aktuell an der Yuelu, die heute zur Universität Hunan gehört, und er weiß mehr über diese Anfangsjahre:

"Anfang des 11. Jahrhunderts war Yuelu bereits eine systematisierte Lehranstalt, die sowohl Unterricht, Opferzeremonien als auch Bibliotheken und Landwirtschaft vereinte. Der Song-Kaiser Zhenzong empfing in der damaligen Hauptstadt Kaifeng den Leiter von Yuelu und verlieh ihm ein Spruchbanner als Auszeichnung. Yuelu wurde über Nacht in China bekannt und damit die Nummer eins der damals vier wichtigsten Lehranstalten."

Seitdem haben weitere Kaiser verschiedener Dynastien der Yuelu Auszeichnungen verliehen. Beamte, Geschäftsleute oder auch einfache Bürger spendeten außerdem Geld und Güter, um vor Ort Felder anlegen und neue Häuser bauen zu können. Neben dieser offiziellen und privaten Unterstützung verfügte die Lehranstalt auch über ein eigenes Wirtschaftssystem; so wurden beispielsweise Felder an Bauern verpachtet und Gewinne erzielt. Noch einmal Professor Deng:

"Damals war die Warenwirtschaft in China nicht entwickelt. Die Bildungsausgaben sicherte sich die Lehranstalt vor allem durch Verpachtung der Anbaufelder. Zum Gründungsanfang überreichte die Leitung der Yuelu der Regierung bereits Anträge, Wasserfelder besitzen zu dürfen. Das ist ein wichtiger Grund dafür, warum Yuelu über tausend Jahre hinweg fortbestehen konnte."

Historischen Dokumenten zufolge betrug das Jahreseinkommen des Leiters der Lehranstalt im Jahr 1763 genau 465 Tael Silber. Schüler genossen Vollstipendien vom Staat in Höhe von jährlich elf Tael Silber. Und Schüler, die besonders gut waren, erhielten zudem zusätzliche Prämien von den Behörden. Ein normaler Werktätiger verdiente in der damaligen Zeit nur etwa sieben Tael Silber im Jahr. Lehrer und Schüler konnten deswegen frei von finanziellen Sorgen unterrichten und lernen.

Eine weitere Hauptursache für den langen Erfolg der Lehranstalt war das vernünftige Verwaltungs- und Lehrsystem. Der Leiter übernahm dabei alle Verantwortung. Er musste bezüglich Moral, Wissen und Aufsehen zu den besten gehören. Alle Leiter führten eine strenge Verwaltung durch. Im Alltag lernten die Schüler selbst, alle zwei Wochen gab der Leiter den Schülern öffentlich Unterricht, und anschließend wurden Prüfungen durchgeführt. Herausragende Schüler bekamen eine Belohnung. Schüler, die zurückblieben, wurden bestraft.

Die Lehranstalt Yuelu öffnete aber auch Außenstehenden ihre Türen. Besucher aus der Ferne konnten den Unterricht mitverfolgen und fanden auch Unterkunft. Zahlreiche Pädagogen und Denker gaben dort Unterricht und hinterließen ihre Spuren. Am einflußreichsten waren sicher die gemeinsamen Unterrichtsstunden der beiden großen Denker Zhu Xi und Zhang Shi im Jahre 1167. Drei Tage und drei Nächte lang verließen die beiden nicht das Podium. Tausende von Zuhörern kamen aus allen Landesteilen. Der umfassende Gedankenaustausch sollte eine große Förderkraft für den akademischen Austausch und die Kulturübertragung in China werden.

In der Lehranstalt Yuelu legte man großen Wert auf die theoretische Ausbildung der Schüler. Zugleich plädierte man für praxisorientiertes Lernen. 1527 gründete die Lehranstalt eine Fortbildungsstätte namens Xiangshui, vielleicht vergleichbar mit einem Master-Studiengang heute. Aus diesem Institut gingen mehrere namhafte Persönlichkeiten hervor, darunter der erste chinesische Botschaftsvertreter Guo Songtao sowie der Militärstratege und Politiker Zuo Zongtang.

1903 wurde an der Einrichtung das Ende des alten Lehrsystems erklärt. Yuelu wurde zuerst in "Anstalt der Provinz Hunan für höhere Ausbildung", später zur "Pädagogischen Hochschule Hunan" umbenannt. 1926 bekam sie den offiziellen Namen "Universität Hunan". Der Name Yuelu taucht erst heute wieder unter den vielen Instituten der Universität auf. Die Gesamtzahl der Lehrer und Studenten liegt derzeit bei rund 200. Hauptforschungsgebiet ist die traditionelle chinesische Kultur, aber auch chinesische Geschichte und Philosophie werden angeboten. Es ist der Traum von vielen, an der über tausend Jahre alten Einrichtung zu studieren. Huang Hui hatte es geschafft, er besuchte dort den Master-Studiengang für chinesische Philosophie:

"Jeden Tag ging ich einem Pfad aus alten grünen Steinplatten entlang zum Unterrichtsraum. An diesem ruhigen Ort die Werke der alten großen Denker zu studieren, hat mich sehr angespornt."

Wenn man heute durch die hoch in den Himmel ragenden alten Bäumen spaziert und dabei dem Vogelgezwitscher lauscht, so spürt man immer noch einen Hauch des traditionellen Chinas.

Gesprochen von: Xiao Lan

Interview und Text von: Meng Yi

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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