Aktuelles Portrait des Ehrpaars Evi und Jochen Noth
Den sonnigen Oktobermorgen, an dem wir 1979 in Peking landeten, werden wir wohl nie vergessen. Der Hauptbau des Hauptstadtflughafens war damals ein vierstöckiges Gebäude mit einem Turm in der Mitte, an dem ein riesiges Mao-Porträt hing. Auf der Dachterrasse unter dem Mao-Porträt standen unsere künftigen Kollegen von Radio Peking und winkten uns zu, als wir zu Fuß vom Flugzeug herüberkamen. Nach der erstaunlich raschen Pass- und Zollkontrolle und der herzlichen Begrüßung wurden wir erst einmal zu einem üppigen warmen chinesischen Frühstück eingeladen.
Radio Peking, wie der Sender damals hieß, war in dem alten Rundfunkgebäude an der Fuxingmenwai-Str. angesiedelt, einem großen, schweren Gebäude aus den fünfziger Jahren, ebenfalls mit einem turmartigen Aufbau in der Mitte. Die deutsche Redaktion saß in zwei Räumen, die eng mit breiten Schreibtischen und Manuskriptregalen vollgestellt waren. Wir teilten uns den Raum mit den Kolleginnen und Kollegen der Feature- und Kulturabteilung. Unsere Arbeit bestand darin, die Redaktion der deutschsprachigen Manuskripte zu unterstützen. Wir gaben außerdem gelegentlich Sprach- und Sprechunterricht, und Evi Noth wurde auch als Sprecherin eingesetzt.
Von Anfang an erstaunten uns das hohe sprachliche Niveau der Redaktionsmitglieder und ihre breiten Kenntnisse über Deutschland. Einige der älteren Kollegen hatten in der DDR studiert. Die Jüngeren waren aber nie im Ausland gewesen und sprachen dennoch ein erstaunlich gutes Deutsch.
Die Lebensverhältnisse in Peking 1979/80 zu Beginn der Wirtschaftsreformen waren noch sehr beengt. Dennoch luden uns Kollegen zu sich nach Hause zu köstlichen Essen ein und ließen uns an ihrem Leben teilhaben. Für uns war China damals wirklich ein fremder Kontinent. Der Informationsaustausch mit Europa war bei weitem nicht so dicht wie heute. Die Freundlichkeit und die Geduld, mit der wir in das Leben in der neuen Umgebung eingeführt wurden, trugen sehr dazu bei, dass sich über die kollegiale Zusammenarbeit hinaus auch enge freundschaftliche Beziehungen entwickelten, die bis heute anhalten.
Die Arbeit bei Radio China International war für uns nicht nur der Beginn einer intensiven Beziehung zu dem Land, die unser Leben seitdem geprägt hat. Wir konnten auf mehreren vom Rundfunk organisierten Reisen auch entlegene Gebiete kennenlernen. Und wir schlossen Freundschaft mit Kollegen aus buchstäblichen allen Teilen der Welt, die in den anderen Fremdsprachenprogrammen arbeiteten. Mit einigen haben wir bis heute Kontakt.
Wir sind dankbar für die schönen Jahre bei Radio Peking und dafür, dass wir ein wenig zur Vertiefung des Austauschs und der Beziehungen zwischen Europa und China beitragen durften. Wir wünschen der deutschsprachigen Redaktion von Radio China International, dass sie weiterhin so erfolgreich zur internationalen Verständigung arbeitet.
(Evi und Jochen Noth, Deutsche Staatsanghörigkeit. Mitglieder der deutschsprachigen Redaktion von Radio Peking 1979 bis 1981, leben nun in Berlin, Deutschland)