Gerhard Lange
Beim Verfassen eines Grußwortes zum 50. Jubiläum des deutschsprachigen Programms von CRI Ende 2009
Herzlichen, freundschaftlichen Gruß und die besten Wünsche zum 50. Jahrestag der deutschen Sendungen von Radio China International.
Eigentlich mache ich mir selbst einen Gruß. Denn bei den ersten deutschen Freunden, die beim Anfang der deutschen Redaktion von Radio Peking, wie es 1960 hieß, war ich dabei. Am 1. Mai wurde der neue Überseehafen Rostock übergeben und der erste, 10 000 Tonnen-Frachter, die „Schwerin" ging nach Shanghai auf große Fahrt. Nach der Sendung rief mich der Intendant von Radio DDR an, ob ich nicht für einige Zeit in China arbeiten wolle. Für einen erst 27 jährigen Journalisten eine große Freude. Und am 20. Mai kam ich schon mit meiner Frau und den zwei Kindern nach Peking. Ich war der Sechste in der Runde, die der neuen Redaktion mithelfen wollten.
In dem ersten Jahr waren die chinesischen Mitarbeiter so fleißig, gut und erfolgreich geworden, dass sie das meiste alleine schaffen konnten.
Das hatte allerdings auch einen bitteren Hintergrund, der Streit mit Moskau, so dass manche Verträge nicht verlängert wurden.
So blieb ich für ein weiteres Jahr als einziger Deutscher in der Pekinger Redaktion. Ich versuchte, alle Aufgaben zu erfüllen und empfand es als Glück in China arbeiten zu können. Die Freundschaft ist über alle Wendungen und Windungen geblieben.
Ein chinesisches Sprichwort hat mich bis heute bewegt:
Kai men jian shan
zu deutsch: öffnen Tür sehen Berg, was klare Sicht bedeutet, auch offen gesagt.
Zhang Jie, bekannt von ihrem Roman „schwere Flügel", hat 1986 mal geschrieben: „ Es gibt auf der ganzen Welt wohl kein zweites Volk, das so wie das chinesische unter der Last von Katastrophen und Demütigungen, unter den Bürden, die ihm von der Geschichte und sich selbst aufgeladen wurden, angesichts all der Schwierigkeiten zäh und ausdauernd vorwärts schreitet.
Ich wage zu behaupten, dass die Menschen, nachdem sie China mehr und mehr kennengelernt haben, zu folgender Ansicht, zu folgendem Schluß gelangen werden:
„ Die chinesische Nation hat Achtung verdient."
Dafür hat Ihr Sender viel Gutes und Kluges geleistet, zum Verständnis im Ausland beigetragen, so will ich versichern, zeitlebens gegen die gängigen Klischees über China anzugehen.
Zweimal war ich nach dem 2-jährigen Daueraufenthalt wieder als Tourist in China.
Meine Frau, die leider voriges Jahr verstarb, sagte bis zuletzt, ihr größter Wunsch wäre, nach 50 Jahren unsere chinesischen Freunde wieder zu treffen, noch mal durch das veränderte China zu reisen. Nun werde ich im Oktober 2010 alleine gewissermaßen in unsere „zweite Heimat" kommen.
Viel Glück!
Über Autor: Deutsche Staatsangehörigkeit, arbeitete von 1960-1962 bei der Deutschen Redaktion von Radio Peking. Er war Intendant des DDR-Rundfunks und lebt heute in Berlin, Deutschland.