Dong Lianming im Büro in den 1990er Jahren
Gemäß der Austauschvereinbarung zwischen Radio China International und der Deutschen Welle wurde ich im Oktober 1982 in die damalige Bundesrepublik Deutschland geschickt, um dort in der China-Redaktion der Deutschen Welle zu arbeiten.
Vor meiner Abreise nach Deutschland habe ich mich bereits etwas über die China-Redaktion informiert. Neben deutschen Kollegen stammten weitere Kollegen vom chinesischen Festland, aus Hongkong sowie aus der Inselprovinz Taiwan. Aufgrund dieser Zusammensetzung wurde die Arbeit dort auch als „Zusammenarbeit zwischen zwei Ländern" beziehungsweise „zwischen vier Seiten" bezeichnet. Der Direktor der Asien-Abteilung, Herr Weiß, sagte mir, alle chinesischen Mitarbeiter der China-Redaktion seien sehr nett. Die Arbeitsatmosphäre sei ebenfalls gut. Dies spiegle die positive Tradition der chinesischen Nation wider, meinte er. Er persönlich hoffte auf eine enge Zusammenarbeit zwischen uns, den Kollegen von CRI, und den anderen Kollegen und betonte, alle würden gleichberechtigt behandelt. Die Absicht seiner Worte war offensichtlich: er machte sich große Sorgen über das Verhältnis zwischen uns und den Kollegen aus Taiwan.
Nach dem Beginn der Arbeit bei der Deutschen Welle kamen wir aber erfreulicherweise mit allen Kollegen, und besonders mit denen aus Taiwan, gut aus. Diese gute Zusammenarbeit hat alle Sorgen der Leitung der Deutschen Welle und auch der anderen Kollegen in der China-Redaktion zerstreut. Unser Verhalten in der Deutschen Welle gewann auch den Respekt der deutschen Seite, wodurch eine gute Grundlage für den weiteren Personalaustausch zwischen CRI und der Deutschen Welle geschaffen wurde.
Aktuelles Portrait von Dong Lianming
Das chinesischsprachige Programm der Deutschen Welle richtet sich hauptsächlich auf Hörer auf dem chinesischen Festland. Deshalb gab es aber auch einige Diskussionen über die Inhalte beziehungsweise über gewisse Formulierungen in den Sendungen. So wurde beispielsweise in den Sendungen der DW die Hauptstadt Beijing als „Beiping" bezeichnet. Tatsächlich lautete der Name der Stadt auch von 1928 bis 1949 offiziell „Beiping". Nach der Gründung der Volksrepublik China aber wurde die Stadt wieder in Beijing umbenannt, nur in den Programmen des Taiwaner Rundfunks konnte man damals noch „Beiping" hören. Deshalb war es also falsch, dass die Moderatoren eines offiziellen deutschen Radiosenders die Hauptstadt der VR China als „Beiping" bezeichneten. Aufgrund unserer Hinweise hat die Deutsche Welle schließlich die deutsche Bezeichnung der Hauptstadt geändert, was auch von den Hörern explizit gelobt wurde. Es gab damals weitere ähnliche Berührungspunkte. Das englische Wort „Laser" zum Beispiel wird auf dem chinesischen Festland als „Jiguang" übersetzt, in der Inselprovinz Taiwan wird es allerdings direkt als „Leishe" transliteriert.
Der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen CRI und der Deutschen Welle waren sicher zum gegenseitigen Nutzen. Entsprechend der damaligen Situation auf dem chinesischen Festland haben wir unsere Programmpläne umfassend revidiert. Die bei CRI arbeitenden deutschen Kollegen haben wiederum die von chinesischen Kollegen übersetzten Texte gewissenhaft überarbeitet und editiert. Zudem wurden häufig Diskussionen über Probleme bei Übersetzungsarbeiten organisiert. Somit konnte das Niveau der Übersetzungen erheblich erhöht werden. Entsprechend den Vorschlägen der deutschen Kollegen haben wir auch mehrere neue Radiosendungen zusammengestellt. Die Bücher für Chinesisch-Unterricht, die ich von der Deutschen Welle nach China mitgebracht habe, galten zudem als Beispiel für einen Chinesisch-Kurs in unserem Radioprogramm. Auch nach meinem Engagement habe ich die Deutsche Welle noch mehrmals besucht, und zusammen mit meinen ehemaligen Kollegen haben wir uns an die schöne Zeit zurückerinnert, die wir gemeinsam verbracht haben. Bei einem Gespräch mit dem damaligen Leiter der China-Redaktion, Andreas Donath, sagte dieser humorvoll, der von mir verfasste Beitrag mit dem Titel „Hitler und der Nationalsozialismus" sei ein weiteres Mal in ihrem Programm ausgestrahlt worden, allerdings gebe es jetzt dafür kein Honorar mehr.
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Rundfunkstationen förderte tatkräftig den Austausch in verschiedenen Bereichen. Meine Erlebnisse bei der Deutschen Welle stellen für mich persönlich eine schöne Erinnerung dar. Ich finde es sehr schade, dass der Personalaustausch zwischen CRI und der Deutschen Welle im Jahr 2003 unterbrochen wurde und hoffe, dass beide Radiosender im Rahmen der gemeinsamen Entwicklung des internationalen Rundfunkwesens ihre Zusammenarbeit wieder aufnehmen und weiter intensivieren können.
Über den Autor: Dong Lianming kam 1968 in die Deutsche Redaktion der Auswärtigen Abteilung des Zentralamts für Rundfunkwesen. Er war als CRI-Korrespondent in Deutschland und Leiter der Deutschen Redaktion tätig und trat 2001 in Ruhestand.