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Die Deutsche Redaktion und wir
  2010-04-02 19:14:47  cri
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Von Fang Jingqian


Fang Jingqian im Studio 1979

Der Anfang des Berufslebens von Chen Hanli und mir wurde von einem Zufall bestimmt. Nach einem fünfjährigen Studium der Germanistik an der Karl-Marx-Universität (die heutige Leipziger Universität) in der ehemaligen DDR kehrten wir 1960 nach Beijing zurück und nahmen an einem Kurs an dem Beijinger Fremdspracheninstitut (die heutige Fremdsprachenuniversität) teil. Eines Tags traf ich dort unterwegs meinen früheren Studienkollegen Wang Kun. Er arbeitete mittlerweile bei der Deutschen Redaktion der Auswärtigen Abteilung des Zentralamts für Rundfunkwesen. Nach Abschluss des Kurses erfuhren wir, dass auch wir in dieser Redaktion arbeiten sollten, weil Wang Kun uns empfohlen hatte. Wir waren natürlich sehr überrascht! Eigentlich sollten wir nach unserem Studienfach an einem Forschungsinstitut oder einer Hochschule arbeiten. Später erfuhren wir, dass das deutschsprachige Programm erst seit einem halben Jahr existierte. In der Redaktion konnten nur vier chinesische Kollegen Deutsch! Alle Arbeiten, von Übersetzung und Sprechen bis zum Produzieren der Programme, wurden von sechs Experten aus der DDR geleistet. Wegen der ideologischen Unterschiede waren damals die Beziehungen zwischen China und der ehemaligen Sowjetunion sehr angespannt. Als feste Befürworter der Sowjetunion sollten auch die DDR-Experten China bald verlassen. Unter diesen Umständen musste man auf eigene Kräfte bauen und die deutschsprachigen Sendungen eigenständig produzieren. So kamen wir also zur Deutschen Redaktion und waren dort über 30 Jahre tätig, bis zum Ruhestand.

Unsere Hauptaufgabe kurz nach dem Beginn unserer Tätigkeit war die Übung aller erforderlichen Sprechertätigkeiten. Die zwei Ansager aus der DDR, Hans Dieter Lange und Budach Lange, die insgesamt zwei Jahre bei uns arbeiten sollten, mussten erst nach einem Jahr wieder heimkehren. Bis dahin gaben sie uns manch wichtige Anweisungen bezüglich der Sprechlehre, und wir mussten diese dann selbst im Rahmen der Arbeit üben und beherrschen lernen. Die erzielten Erfolge waren sicher auch dem Aussprachekurs der Germanistik-Abteilung der Karl-Marx-Universität zu verdanken. Davon haben wir stark profitiert.


Fang Jingqian im Studio 1990

Ich war damals hauptsächlich für Nachrichten und Kommentare verantwortlich, Chen Hanli für verschiedene Rubriken und Musikprogramme. Ich habe mich unter anderem an dem Einsprechen der neun wichtigen Kommentare der KP Chinas Mitte der 1960er Jahre beteiligt. 1976 beteiligte ich mich an der Übertragung der Trauerfeiern und dem Sprechen der Trauerreden für mehrere wichtige chinesische Spitzenpolitiker.

Darüber hinaus machte ich auch oft Berichterstattungen oder die Synchronisierung von chinesischen Dokumentarfilmen. Bemerkenswert ist, dass ich in Beijing den früheren Ministerpräsidenten von Bayern, Franz Josef Strauß, interviewt habe. Drei Jahre später, als ich in der China-Redaktion der Deutschen Welle arbeitete, interviewte ich ihn auf der Hannover-Messe wieder. Kurz danach verstarb Franz Josef Strauß, vielleicht bin ich also der letzte chinesische Journalist, der ihn interviewt hat.

1980 erhielt ich zusammen mit zwei Kollegen ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung und machte ein Praktikum bei der Deutschen Welle. Damals lernte ich den Direktor der Asien-Abteilung der Deutschen Welle, Dr. Weise, kennen. Er sagte, ich sei der erste Praktikant aus der Volksrepublik China, der in der China-Redaktion der Deutschen Welle arbeite. Vorher habe er versucht, mit der VR China Kontakt aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Jetzt aber sei das Eis gebrochen. Nach dem Abschluss meines Praktikums ließ mich Dr. Weise den Kollegen von CRI sein Anliegen übermitteln, dass er nämlich Beijing besuchen und mit CRI einen Personalaustausch pflegen wolle. Im Mai 1981 besuchte er dann auch China und es wurde eine Vereinbarung über einen Personalaustausch zwischen der Deutschen Welle und CRI unterzeichnet. Laut dieser Vereinbarung sollte CRI zwei Mitarbeiter zur Deutschen Welle, die Deutsche Welle einen Kollegen zu CRI entsenden.


Chen Hanli begrüßt den deutschen Bundespräsidenten Karl Carstens (1987)

Im selben Jahr kam dann auch schon die erste Mitarbeiterin der Deutschen Welle, Barbara Scheer. Sie legte gleich mehrere gute Vorschläge für das deutschsprachige Programm vor, und mit ihrer Unterstützung rief ich die Sendung „Monatsmagazin" ins Leben. Das „Monatsmagazin" fand bei den Hörern großen Anklang.

In den vergangenen 30 Jahren habe ich zudem auch mehrere Hörer von CRI persönlich kennengelernt. Viele der Hörer sind meine vertrauten Freunde geworden, wie zum Beispiel Georg Stawski; er gehörte zu der Delegation der deutschen Hörer, die auf Einladung von CRI 1977 zum ersten Mal China besuchte. Seitdem hat Georg Stawski mehr als 20 Mal China besucht und uns jedesmal kontaktiert. Nicht nur das, er hat uns auch mehrmals zu sich nach Hause in Deutschland eingeladen! Albert Slogsnat, ein anderer Hörer, war damals ein Bergmann aus Norddeutschland. Als er einmal erfuhr, dass ich mich gerade in Deutschland aufhielt, lud er mich warmherzig in seine Heimat ein. Und als Chen Hanli (damals arbeitete sie in der China-Redaktion der Deutschen Welle) und ich 1996 durch Ägypten reisten, trafen wir auf dem Nil einen deutschen Touristen. Er sagte uns, während seines Studiums habe er oft das deutschsprachige Programm von CRI gehört, und er sei mit meiner Stimme sehr vertraut! Begeistert sprach er mit uns viel über unsere Sendungen. Wie bin ich doch glücklich, dass ich in meinem Berufsleben so nette Hörer und Freunde gefunden habe!

Chen Hanli wurde die erste Ansagerin der Deutschen Redaktion. Nach 1963 war sie allerdings hauptsächlich für die Übersetzung von Rubriken und das Musikprogramm verantwortlich. Auch bei diplomatischen Anlässen war sie mehrmals als Dolmetscherin tätig. 1974 begleitete sie eine Delegation der österreichischen Regierung durch China, die von Ministerpräsident Zhou Enlai empfangen wurde. Es war die letzte ausländische Delegation, die Zhou Enlai vor seinem Tod empfangen hat.


Fang Jingqian und Chen Hanli zu Gast bei Hörer Georg Stawski

Chen Hanli hat mehrere deutsche Politiker, darunter Ex-Bundespräsident Karl Carstens, sowie verschiedene deutsche Kunst- und Sportdelegationen interviewt. Zusammen mit Barbara Scheer hat sie zwei Programmserien mit zehn Episoden verfasst, „Germanistik in China" und „Sinologie in Deutschland". Das Programm wurde in deutscher und chinesischer Version erstellt. Die deutsche Version wurde dann von der Deutschen Redaktion von CRI, die chinesische Version von der China-Redaktion der Deutschen Welle ausgestrahlt. Diese Programmserie wurde ebenfalls von CRI und der Deutschen Welle gewürdigt, wobei letztere die Serie auch in anderen Redaktionen ausgestrahlt hat.

Von 1987 bis 1989 fungierte Chen Hanli als Chefkorrespondentin von CRI in Bonn, sie ist damit zugleich die erste Korrespondentin des chinesischen Radiosenders in Deutschland. Während ihrer Dienstzeit interviewte sie mehrere deutsche Politiker, etwa Bundespräsident Karl Carstens, Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher.

Von 1995 bis 1997 arbeitete Chen Hanli in der China-Redaktion der Deutschen Welle, nach ihrer Heimkehr trat sie schließlich in den Ruhestand.

Im Zuge der Entwicklung von CRI ist aus der „Deutschen Gruppe" die „Deutsche Redaktion" geworden. In über 30 Jahren haben wir unseren gebührenden Beitrag zum deutschsprachigen Programm sowie zum kulturellen Austausch zwischen China und Deutschland geleistet, und wir freuen uns darüber. Wir erinnern uns noch gerne an die unvergeßlichen Erlebnisse in der Deutschen Redaktion in den letzten Jahrzehnten. Anläßlich des 50. Jubiläums der Ausstrahlung des deutschsprachigen Programms wünschen wir der Deutschen Redaktion viel Glück und alles Gute! Sie wird bestimmt weiterhin einen großen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis zwischen China und der Welt leisten!

Über Fang Jingqian und Chen Hanli: Das Ehepaar begann ihre Arbeit 1960 in der Deutschen Redaktion der Auswärtigen Abteilung des Zentralamts für Rundfunkwesen. Fang Jingqian war als stellvertretender Redaktionsleiter tätig und trat 1995 in den Ruhestand. Chen Hanli war als CRI-Chefkorrespondentin in Deutschland tätig und trat 1997 in den Ruhestand.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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