In diesem Jahr wird in ein oder zwei Städten in jeder chinesischen Provinz die Reform der öffentlichen Krankenhäuser erprobt. Damit sollen die medizinischen Dienstleistungen erhöht und die Behandlungskosten gesenkt werden. Näheres darüber erfahren Sie gleich:
Frau Tan Wannan wohnt in Beijing. Sie beklagt sich über die hohen Kosten von einigen Medikamenten:
„In der Wohnviertelklinik kostet ein Medikament für das Herz 18 Yuan, in Krankenhäusern schon über 20 Yuan RMB. Ein Medikament bei Diabetes kostet in der Wohnviertelklinik 65 Yuan, in den Krankenhäusern aber 78 Yuan. Der Preisunterschied ist groß."
Derzeit gibt es in China rund 22.000 öffentliche Krankenhäuser, im vergangenen Jahr wurden 1,7 Milliarden Behandlungen durchgeführt. 90 Prozent aller Patienten in China ließen sich in solchen öffentlichen Krankenhäusern behandeln. Aber viele Patienten waren unzufrieden. Sie beklagten sich beispielsweise über zu teure Arztbesuche, schlechte Beratung oder schlechtes Ausbildungsniveau. Die Gemeinnützigkeit der öffentlichen Krankenhäuser ist damit in Frage gestellt.
Ein Hauptgrund für diese Entwicklung ist, dass die Investitionen der Regierung infolge der eher marktorientierten Gesundheitsreformen in den 1980er Jahren deutlich verringert worden sind. So machen die Finanzmittel der Regierung nicht einmal zehn Prozent der Betriebskosten der Krankenhäuser aus. Unter diesen Umständen sind die Einnahmen durch den Verkauf von Medikamenten zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Krankenhäuser geworden. 2007 lag der Anteil der so erwirtschafteten Einnahmen bei über 40 Prozent. Ärzte gingen mehr und mehr dazu über, teure Medikamente zu verschreiben, wodurch die finanziellen Belastungen der Patienten stiegen. Eine feste Interessenskette zwischen Krankenhäusern und Pharmabetrieben ist so entstanden. Die Krankenhäuser haben sich also vom gemeinnützigen Charakter immer weiter entfernt.
Hu Linlin, Expertin vom Zentrum für Gesundheits- und Entwicklungsforschung der Tsinghua-Universität, weist darauf hin, dass es eine wichtige Aufgabe der aktuellen Reform der öffentlichen Krankenhäuser sei, die Interessenskette zwischen Krankenhäusern und Pharmabetrieben zu kappen. Ziel sei es, die Kosten für Medikamente zu senken und damit die Belastungen für die Patienten abzubauen. Die öffentlichen Krankenhäuser sollen dadurch wieder gemeinnützig werden:
„Der Schlüssel liegt darin, die Verbindung zwischen dem Verkauf von Medikamenten und den Einnahmen der Krankenhäuser beziehungsweise der Ärzte aufzuheben. Nur so werden Ärzte im Rahmen der Behandlung keine überflüssigen Medikamente verschreiben."
Hu Linlin plädiert weiter dafür, die Dienstleistungskosten der Mediziner angemessen zu erhöhen, um den Interessen von Patienten, Krankenhäusern und Ärzten gerecht zu werden.
Gesprochen von: Chen Yan, Qiu Jing
Interview und Text von: Ren Jie