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Skifahren in China: Schussfahrt hinter der Großen Mauer
  2010-03-23 10:27:00  cri
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M: Der Winter hat uns in diesem Jahr fest im Griff, und fast scheint es, als wolle er sich gar nicht mehr aus China verabschieden. Bis in den März hinein hat es in Beijing immer wieder Schneefälle gegeben.

F: Ja, so hartnäckig und streng war der Winter bei uns schon lange nicht mehr, denn eigentlich ist die kalte Jahreszeit in den letzten Jahren eher mild ausgefallen. Ich glaube, mittlerweile warten alle bereits ganz ungeduldig auf den Frühling.

M: Da muss ich Dir widersprechen - für Wintersportler und Skifahrer kann der Winter gar nicht lange genug dauern. Immerhin können sie ihrer Leidenschaft nur bei entsprechender Schneelage nachgehen.

F: Das stimmt natürlich. Gerade in letzter Zeit erfreut sich Skifahren in China zunehmender Beliebtheit. Wobei viele Leute in Europa vielleicht gar nicht wissen, dass es bei uns auch einige interessante Skigebiete gibt. Unser Kollege Wolfgang aus Österreich wollte dem auf den Grund gehen und hat deshalb die Skiregion Duolemeidi besucht. Hören wir uns mal an, wie es ihm dabei gegangen ist.

Vier Stunden fährt der Bus von Peking aus in Richtung Nordwesten, um das Skigebiet Duolemeidi zu erreichen. 226 Kilometer schlängelt sich der Badaling Highway durch teilweise sehr verlassene Regionen, und immer wieder fährt man an Teilstücken der Großen Mauer vorbei. Doch die ist heute ausnahmsweise nicht die Hauptattraktion. Denn für zahlreiche Wintersportbegeisterte ist Duolemeidi sozusagen das Kitzbühel Chinas. Wobei vielleicht die Mausefalle und einige Skihütten vorläufig noch fehlen.

Wie gesagt, vorläufig, denn Duolemeidi ist ein ausgesprochen junges Skigebiet. Im Juni 2006 wurden die ersten Anlagen errichtet, für die ein italienischer Investor 100 Millionen Euro in die Hand genommen hat. Mit der Installation der technischen Anlagen wurde die Firma Leitner beauftragt. Deren Sprecher Jimmy Wong erklärt, wie es zum Engagement in China gekommen ist.

„Unser Investor wollte ein richtiges Skigebiet nach italienischem Vorbild in China aufbauen. Daher haben sie eine Gegend gesucht, die den italienischen Dolomiten ähnlich sieht. In der Provinz Hebei sind sie schließlich fündig geworden. Leitner hat daraufhin den Auftrag bekommen, hier in Duolemeidi eine moderne Anlage zu errichten.

Nun steht in Duolemeidi in der Tat eine der modernsten Liftanlagen Chinas. Der 6-Personen-Sessellift schwebt mit einer Geschwindigkeit von 5 Metern pro Sekunde den Berg hinauf und kann somit 3.400 Personen pro Stunde transportieren. Damit den Passagieren bei ihrer Fahrt nicht kalt wird, gibt es auch einen komfortablen Windstopper. Der Gipfel liegt auf 2.174 Metern Seehöhe, und wenn man aussteigt, genießt man ein atemberaubendes Panorama über eine verschneite Bergwelt.

Apropos Schnee–um das weiße Gold müssen sich Wintersportfreunde in Duolemeidi keine Sorgen machen. Durchschnittlich ist die Berglandschaft 150 Tage im Jahr von Schnee bedeckt. Und natürlich bekommt Frau Holle heutzutage Unterstützung durch moderne Technik. Schneekanonen sorgen dafür, dass die Unterlage griffig und kompakt bleibt. Das zahlt sich aus, denn was die Pistenpräparierung betrifft, kann Duolemeidi ohne Weiteres mit den großen Vorbildern aus Europa mithalten.

Das Publikum am Berg ist bunt durchmischt. Nicht nur Skifahrer, sondern vor allem auch sehr viele Snowboarder flitzen die Hänge der chinesischen Dolomiten hinunter. Die Qualität des Skigebiets hat sich bereits weit herumgesprochen. Neben den Chinesen selbst ist in der heurigen Saison eine weitere Zielgruppe stark vertreten:

„In dieser Saison besuchen uns sehr viele Australier. Dort herrscht momentan Hochsommer. Wenn sie ein australisches Skigebiet besuchen möchten, müssen sie oft eine Anreise von 14 Stunden und mehr auf sich nehmen. Ein Flug nach China hingegen dauert nur 6 Stunden. Also fliegen sie zuerst nach Peking und verbringen dann noch ein paar Tage bei uns, um Ski zu fahren."

Da in der Nähe auch einige moderne Hotels neu errichtet wurden, können sich in Duolemeidi auch Leute erholen, die nicht Skifahren können. Und falls sie es dann doch lernen möchten, gibt es natürlich auch eine Skischule, in der 30 ausgebildete Skilehrer den Nachwuchsrennfahrern alle Tricks beibringen. Außerdem wartet am Berg auch ein Restaurant auf hungrige Gäste, in dem es neben chinesischen Leckereien auch original italienische Pizza gibt. Kein Wunder daher, dass sich immer mehr Menschen für Wintersport in China begeistern, wie auch Jimmy Wong abschließend betont:

„Es war sicher wichtig, dass China bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver ein besonders gutes Ergebnis erzielt hat. Das zieht natürlich mehr Leute an, die sich jetzt ebenfalls für Wintersport interessieren und Skifahren oder Snowboarden lernen möchten. Daher glaube ich, dass das Potenzial für Wintersport in China sicherlich noch wachsen wird."

Dem kann man nur zustimmen! Ich selbst bin die Hänge von Duolemeidi übrigens mit dem Snowboard heruntergefahren. Und nachdem ich ein paar Mal übel in den chinesischen Schnee gestürzt bin, habe ich die Pisten nach ein paar Versuchen dann doch ganz passabel bewältigt. Aber mit einem chinesischen Militärflugzeughelm als Sturzhelm konnte ja nicht allzu viel schief gehen. In diesem Sinne freue ich mich jetzt schon auf meine nächste Abfahrt und wünsche allen Hörerinnen und Hörern von Radio China International abschließend ein kräftiges „Ski Heil!"

Moderatoren: Lü Xiqian, Michael Koliska

Sprecher: Wolfgang Kuhn

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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