Der Ausdruck „Nach-80er-Generation" ist in China in aller Munde. Damit gemeint sind all jene, die zwischen 1980 und 1989 geboren wurden. Infolge der Ein-Kind-Politik handelt es sich bei dieser Generation meistens um Einzelkinder, die von ihren Eltern wohlbehütet – kritische Stimmen sagen gar verwöhnt – worden sind. Die „Nach-80er-Generation" ist die erste Generation, welche nach Beginn der Reform- und Öffnungspolitik geboren wurde und mit den gewaltigen Veränderungen in China aufgewachsen ist. Chinas „Nach-80er-Generation" gilt als gut gebildet, gleichzeitig aber auch als selbstsüchtig und verantwortungslos. Die meisten der „Nach-80er-Generation" haben ihr Studium bereits abgeschlossen. Doch welche Rolle sollen sie im zukünftigen China eigentlich spielen? Und sind sie dazu überhaupt in der Lage? Der Beijinger Nachwuchsschriftsteller Liu Zong setzt sich in seinem Buch „Das unendlich Unbekannte – der Morgenstern" mit diesen Fragen auseinander.
Liu Zong gehört der „Nach-80er-Generation" an. In seinem neuesten Buch beschreibt er eine fiktive Welt. Seine Protagonisten sind Jugendliche, die wie er nach 1979 zur Welt gekommen sind. Der 27-jährige Schriftsteller glaubt allen Unkenrufen zum Trotz an die „Nach-80er-Generation":
„Ich hoffe, dass mein Buch das Verantwortungsbewusstsein der Nach-80er-Generation wecken wird, damit sie ihrer schweren Verpflichtung zum Aufschwung Chinas nachkommen kann. Sie hat das Verantwortungsbewusstsein, aber sie braucht einen Auslöser, um ihr Bewusstsein zu entzünden. Wir sind in der Lage, unsere Zukunft mitzugestalten. Ich hoffe, mein Buch ist dieser Auslöser."
Liu Zong wurde 1982 in Beijing geboren. Von 2004 bis 2007 studierte er in Deutschland Maschinenbau. Nach seiner Rückkehr versuchte er, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Über seine Anfänge als Unternehmer sagt er rückblickend mit einem verlegenen Lächeln im Gesicht:
„Infolge der globalen Wirtschaftskrise war ich bei der Geschäftsführung mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. Ich hatte daher viel Zeit zum Nachdenken. Die Romanliteratur interessiert mich schon seit langem sehr. Zudem werden innovative Unternehmen in China momentan stark unterstützt. Daher versuche ich mich in der Romanliteratur."
Rechtzeitig zum Neujahrsanfang erschien sein Buch „Das unendlich Unbekannte – der Morgenstern" in den „Xinhua-Buchläden" in ganz China. Meng Yao, die Hauptfigur seines Romans, ist ein ganz normaler Junge von einem anderen Stern. Wie viele Jugendliche von heute ist auch Meng Yao am Anfang des Romans zu allem zu faul und zu bequem. Verpflichtungen sind ihm ein absoluter Gräuel. Gegenüber der Realität verschließt er am liebsten beide Augen. Erst nach mehreren emotionalen Rückschlägen hintereinander wird er sich seiner Verantwortung allmählich bewusst. Erst jetzt beginnt sich Meng Yao um die Entwicklung auf seinem Stern zu kümmern. Für Liu Zong verkörpert Meng Yao die Nach-80er-Generation in China:
„Viele Jugendliche in China haben meiner Meinung nach nicht wirklich kein Verantwortungsbewusstsein. Sie werden einfach vom Geld und anderen Interessen verleitet. Wir tragen eine große Verantwortung. Ich möchte der Nach-80er-Generation mitteilen, dass wir sehr wichtig für Chinas Zukunft sind. Nur wenn wir unser Bestes geben, werden wir den Aufschwung Chinas sehen."
Das Buch „Das unendlich Unbekannte – der Morgenstern" ist auch eine Reflektion von Liu Zongs Studienzeit in Deutschland. Über weite Teile hat sich der junge Schriftsteller von seinem Studium als Maschinenbauer inspirieren lassen:
„Ich habe viel vom Studium und Leben in Deutschland profitiert. So basieren beispielsweise die Beschreibung der Raumschiffe und die Theorie über den Aufbau ihrer Antriebe auf den Kenntnissen, die ich mir während meines Studiums in Deutschland erworben habe. Neben dem Studium habe ich in Deutschland viele deutsche Studienkollegen und Professoren kennengelernt. Im Dialog mit ihnen habe ich die unterschiedliche Einstellung der Chinesen und der Deutschen zum Begriff 'Verpflichtung' erkannt. Wenn man in Deutschland zum Beispiel einfach ein Stück Abfallpapier auf der Straße wegwirft, wird man mit Bestimmtheit von einem unbekannten Passanten zurechtgewiesen. Auch falls man auf der Straße irgendein Problem mit jemandem kriegt, gibt es sicher Leute, die einem helfen. In Deutschland habe ich gemerkt, wie wichtig die Verpflichtung aller für die soziale Entwicklung ist."
Im Moment ist Liu Zong mit der Fortsetzung seines Romans beschäftigt. Im zweiten Band möchte er genauer auf den Sinn der sozialen Verpflichtung der Nach-80er-Generation eingehen. Bis es mit der Veröffentlichung so weit ist, wünscht der junge Schriftsteller seinen Altersgenossen auf ihrem beruflichen Weg viel Erfolg.
Gesprochen von: Qiu Jing
Interview und Text von: Li Qian