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Guo Shuang – Chinas neue Radsporthoffnung
  2010-02-20 13:17:09  cri
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Erstmals auf sich aufmerksam machte Guo Shuang an den Olympischen Spielen in Beijing, wo sie die Bronzemedaille gewann. Durch ihre Siege im Sprint und im Keirin am internationalen Bahnrennen 2010 in Beijing wurde Guo Shuang endgültig zur bekanntesten Radfahrerin Chinas.

Chinas Radhoffnung wurde 1986 in der Stadt Tongliao im Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei geboren. Niemand konnte damals ahnen, dass aus diesem Mädchen aus einfachsten Verhältnissen einst Chinas erfolgreichste Radfahrerin werden sollte.

Noch wirkt die junge Radfahrerin vor den Mikrophonen der Journalisten etwas schüchtern. Dies ist eigentlich nicht ihre Art. Denn Guo Shuang lernte schon als Jugendliche selbständig und selbstbewusst aufzutreten. Bereits im Alter von 15 Jahren verließ sie ihr Elternhaus und zog zum Training in die ferne Schweiz. Der Auslandaufenthalt hat sie als Person reifen lassen. Sie ist viel gelassener und selbstsicherer als ihre gleichaltrigen Landsmänner und Landsfrauen. Ihr erster Eindruck von der Schweiz fiel positiv aus – auch wenn das Wetter für jemanden aus der Inneren Mongolei ein wenig gewöhnungsbedürftig war:
"Ich habe das Elternhaus sehr früh verlassen. Damals war ich sehr klein. Im Januar 2002 bin ich in der Schweiz angekommen. Zu dieser Zeit gab es viel Schnee. Die Berge um die Rennhalle herum waren vom Schnee bedeckt. Es war wunderschön."

Dass Guo Shuang überhaupt in der Schweiz trainieren durfte, grenzt an ein kleines Wunder. Im April wurde die damals 15-Jährige ins Nachwuchsteam der chinesischen Nationalmannschaft aufgenommen. Zwei Monate später nahm sie in Qinhuangdao an den B-Weltmeisterschaften des Radweltsportverbandes UCI teil. Die B-Weltmeisterschaften werden extra für Länder veranstaltet, in denen der Radsport noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Sie dienen der Förderung des Radsports sowie der Talentsichtung. In der Regel nehmen die europäischen Talentspäher an diesem Anlass nur Fahrer und Fahrerinnen der Alterskategorie 17 bis 24 unter die Lupe. Obwohl Guo Shuang mit 15 Jahren eigentlich noch zu jung war, wurde sie ins Trainigslager des Radweltsportverbandes UCI in der Schweiz eingeladen – und zwar von keinem geringeren als dem siebenfachen französischen Sprintweltmeister Frédéric Magné. Magné war die feine Technik und das große Entwicklungspotential von Guo Shuang sofort aufgefallen. Zur Überraschung aller lud er daher Guo Shuang und ihre Shanghaier Teamkollegin Li Na zum Trainingslager in die Schweiz ein.

In der Schweiz angekommen, hatte Guo Shuang erst einmal mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen. Bis sie sich richtig eingelebt hatte, dauerte es ein wenig. Das größte Problem stellte die Verständigung dar:

"Als ich in der Schweiz ankam, habe ich tatsächlich Schwierigkeiten mit der Sprache gehabt. Aber Fremdsprachen zu lernen macht mir Spaß."

Ganz am Anfang musste Guo Shuang sich noch mit Händen und Füssen verständigen. Denn sie sprach kaum Englisch. Inzwischen ist sie der englischen Sprache mächtig. Mit ihrem französischen Trainer unterhält sie sich manchmal sogar auf Französisch. Für ihre Teamkolleginnen hat sie sogar schon öfters als Dolmetscherin fungiert. Von ihrem Trainer Daniel Morelon erhält sie hierfür ein besonderes Lob:

"Guo Shuang spricht sehr gut Französisch und kann sich problemlos mit mir verständigen. Manchmal brauche ich einen Dolmetscher, wenn ich mit den anderen chinesischen Radfahrern spreche. Aber Guo Shuang benötigt keine Hilfe."

Fleißig sei sie - das ist die einhellige Meinung all ihrer Trainer. Frédéric Magné, der Entdecker und Förderer von Guo Shuang schätzt sie ebenfalls hoch ein:

"Guo Shuang ist sehr klug und begabt. Sie denkt und lernt schnell. Wir sind wie Vater und Tochter. Wir passen aufeinander auf. Und sie hat mich nie enttäuscht."

Im Privatleben lässt es Guo Shuang etwas langsamer angehen als auf der Rennbahn. Sie mag Fernsehserien aus Südkorea. Bei traurigen Episoden können bei ihr auch schon mal die Tränen fließen. Eher ungewöhnlich für eine junge Frau ist auch ihr Interesse für Geschichtsbücher. Besonders das Kapitel über Kaiser Qinshihuangdi, der China erstmals vereinigte, hat es ihr angetan. Die Vereinigung Chinas durch Qinshihuangdi verleihe ihr ein Gefühl der Stärke, sagt Guo Shuang. Selbstverständlich mag die 24-Jährige auch Kosmetika. Stolz zeigt sie beim Interview ihre bunten Fingernägel. Als wir sie über den Einfluss des Radsports auf ihr Leben fragen, wird Guo Shang rasch wieder ernster. Sie erweckt den Anschein, als ob sie sich auf ein Rennen konzentrieren würde:

"Durch die mehrjährige Karriere habe ich gelernt, was die anderen nicht lernen können. Ich durfte zum Beispiel ins Ausland gehen und fremde Kulturen kennenlernen als ich noch klein war. Auf der anderen Seite konnte ich das normale Leben, wie es andere Mädchen haben, nie richtig genießen. Unsere Kindheit und Jugend verbringen wir meist in langen und harten Trainings."

Während die meisten ihrer Altersgenossen ein sorgloses Leben unter der Obhut ihrer Eltern führten, musste sich Guo Shuang seit Beginn ihrer Radsportkarriere im Alter von 13 Jahren immer alles hart selbst erarbeiten. Den jungen Chinesen empfiehlt sie, ihren Interessen zu folgen:

"Man sollte sich nicht zu viele Gedanken machen. Es genügt, wenn man die Sportart liebt. Durch die Liebe für den Sport sind gute Leistungen möglich. Wenn man sich zu stark unter Druck setzt, erzielt man nicht unbedingt Fortschritte. Tu nur das, was dir auch gefällt."


An den Olympischen Spielen 2008 in Beijing schied Guo Shuang wegen eines umstrittenen Schiedsrichterurteils im Halbfinale des Sprintwettbewerbs aus. Letztendlich reichte es zum dritten Platz. Nicht genug für die ehrgeizige Sportlerin. Umso mehr hat sich die sympathische Rennfahrerin für die Spiele 2012 in London vorgenommen. Guo Shuang hofft, dass sie sich in London ihren Traum vom Olympia-Gold erfüllen und sich für ihr Ausscheiden im Halbfinal in Beijing revanchieren kann. Diesem Ziel ordnet sie alles unter.

Übersetzt von: Li Zheng

Gesprochen von: Xiaolan, Lü Xiqian und Zhang Chen

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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