Der mächtige Changbaishan liegt im autonomen Bezirk der koreanischen Nationalität Yanbian in der nordostchinesischen Provinz Jilin. Mit 2.691 Metern über dem Meeresspiegel gehört der Hauptgipfel des Changbaishans zu den höchsten Bergen in Nordostchina. Auf Deutsch bedeutet "Changbai" "immerweiß". Warum der Berg so genannt wird, erklärt uns Xu Haoran von der Verwaltung des Changbaishan:
"Der höchste Gipfel des Changbaishan besteht aus weißem Trachyt. In den kälteren Jahreszeiten ist der Gipfel immer von Schnee bedeckt. Da der Gipfel selbst nach der Schneeschmelze im Sommer weiß aussieht, erhielt er den Namen 'immerweiß'."
Die Hauptattraktion des majestätischen Changbaishan ist der "Tianchi". Ohne den Besuch des "See des Himmels", wie der "Tianchi" auf Deutsch heißt, wäre eine Reise auf den Changbaishan nicht komplett. Der auf 2.200 Metern über Meeresspiegel gelegene "Himmelssee" entstand durch wiederholte Vulkanausbrüche. Er ist der größte Vulkansee Chinas und gleichzeitig der am höchsten gelegene Vulkansee der Welt. Am "Himmelssee" entspringen auch die drei Flüsse Songhua, Tumen und Yalu. Zudem bildet der Bergsee die natürliche Grenze zwischen China und Nordkorea. Um die Entstehung des malerischen "Himmelssees" ranken sich mehrere Legenden. Eine dieser sagenhaften Entstehungsgeschichten hören wir von Xu Haoran:
"Einer beliebten Legende zufolge hatte die unsterbliche Königinmutter des Westens zwei bildhübsche Töchter. Die beiden Schönheiten sahen fast gleich aus. Niemand konnte sagen, wer denn nun die hübschere der beiden Prinzessinnen war! Auf einem Fest der Götter erhielt die Königinmutter des Westens einen Jadespiegel mit magischen Kräften geschenkt. Um die schönere der beiden Prinzessinnen zu bestimmen, befragte sie den weisen Spiegel. Die Wahl des Spiegels fiel auf die jüngere Tochter. Ihre ältere Schwester war so erbost über den Entscheid des Jadespiegels, dass sie ihn packte und im Zorn in die Welt der Sterblichen hinunterwarf. Der Jadespiegel fiel auf den Changbaishan, wo er in tausend Einzelteile zerbrach. Auf diese Weise entstand der wunderschöne Himmelssee."
Einer anderen Legende zufolge soll im Kratersee wie im schottischen Loch Ness ein Seeungeheuer hausen. Die am Fuße des Changbaishan lebenden Angehörigen der mandschurischen und koreanischen Nationalitäten betrachten den Tianchi als heiligen See.
Berühmt berüchtigt ist auch das unbeständige Wetter auf dem Changbaishan. Innerhalb eines einzigen Tages kann sich die Wetterlage mehrmals komplett ändern. Besonders launisch präsentiert sich das Wetter am "Himmelssee". Der mystische See ist fast das ganze Jahr hindurch in Nebelschwaden eingehüllt. Die wahre Pracht des Bergsees kriegen nur die wenigsten Besucher zu Gesicht. Die launischen Naturgewalten lassen den "Himmelssee" in einem noch mystischeren Licht erscheinen.
Der Changbaishan ist nach wie vor ein aktiver Vulkan. Es gibt daher auch an einigen Orten heiße Quellen. Im eiskalten Winter in den schneebedeckten Wäldern ein warmes Thermalbad zu genießen, sei ein unvergessliches Erlebnis, sagt Xu Haoran:
"Man ist von einer unendlichen Schneewelt umgeben. Es schneit und man badet im Freien. Die Schneeflocken tanzen in der Luft und fallen einem dann auf die Haut. Klirrende Kälte und wohlige Wärme treffen hier auf harmonische Art und Weise zusammen. Vom Thermalbad aus kann man den Raureif in seinen verschiedensten Formen bestaunen. Ein entspannendes Thermalbad in dieser Welt aus Raureif zu genießen, das ist wirklich das Beste, was der Changbaishan im Winter zu bieten hat."
Trotz der zauberhaften Winterlandschaft ist die beste Reisezeit für den Changbaishan der Sommer, das heißt die Zeit zwischen Juli und September. Im Winter lockt der Berg auch zum Skifahren. Allerdings kann es sehr kalt werden. Temperaturen von minus 30 Grad Celsius sind keine Seltenheit. Überdies weht im Winter oft ein eisiger Wind. Wer den Changbaishan trotzdem im Winter besuchen will, der sollte auf keinen Fall seine warmen Sachen zu Hause vergessen.
Geschrieben von: Nian Yonggang
Übersetzt von: Zhu Liwen
Gesprochen von: Chen Yan