Heute dürfen wir Ihnen eine engagierte Ärztin vorstellen, die sich durch ihren besonderen Einsatz für herzkranke Kinder in Tibet auszeichnet. Dr. Gu Hong arbeitet in der Abteilung für Kinderkardiologie im Anzhen-Krankenhaus in Beijing. Nach hervorragenden Studienerfolgen in Japan und den USA kam sie 2004 nach China zurück. Ihre besondere Sympathie gilt Kindern in Tibet: Siebenmal war sie bereits dort und hat nahezu 10.000 Kinder untersucht. 160 von ihnen hat sie anschließend auch am Herzen operiert. Im folgenden Beitrag erzählen wir Ihnen die Geschichte dieser Ärztin.
Das tibetische Mädchen Tenzin Chonyi kann wieder lachen. Im dritten Stock des Gebäudes für Kardiochirurgie des Anzhen-Krankenhauses spielt die Zehnjährige mit ihrer Mutter im Korridor. Auf dem Kopf trägt sie bunte Haarzöpfe. Im Dezember 2008 war sie von Dr. Gu Hong am Herzen operiert worden. Nun ist sie wieder in Beijing, um noch einmal gründlich untersucht zu werden. Eine letzte Operation hat sie noch vor sich. Dementsprechend dankbar ist ihre Mutter Lhamo gegenüber Dr. Gu.
„Dr. Gu ist eine hervorragende Ärztin und ein guter Mensch. Es ist offensichtlich, dass die Genesung meiner Tochter voranschreitet. Früher musste Tenzin nach ein paar Schritten schon schnaufen und konnte nicht mehr weitergehen. Wir mussten sie dann stets auf dem Rücken tragen. Nach der Operation ist es ihr aber bald deutlich besser gegangen. Sie kann jetzt endlich alleine spielen."
Die kleine Tenzin ist eines von den 140 tibetischen Kindern, die Dr. Gu Hong nach Beijing gebracht hat. Landesweit leiden in China sechs bis zehn Promille der Kinder an Herzerkrankungen. In Tibet jedoch kommen auf je 1000 Kinder 18 Fälle mit angeborenen Herzkrankheiten. Dies ist auf den Sauerstoffmangel in dieser Region zurückzuführen.
2004 beendete Gu Hong ihr Studium und ihre Ärztetätigkeit in den USA und kehrte nach China zurück. Im Anzhen-Krankenhaus konzentriert sie sich vor allem auf die Behandlung von angeborenen Herzkrankheiten bei Kindern in Tibet. Bis heute war Gu Hong bereits sieben Mal in der Region, um insgesamt fast 10.000 Kinder vor Ort zu untersuchen. 20 Kinder hat Dr. Gu direkt in Tibet am Herzen operiert.
„An einem einzigen Tag habe ich bis zu sechs Operationen durchgeführt, und das auf einem 3.700 Meter hohen Hochplateau, wo es an Sauerstoff mangelt. Meine Mutter fragt mich oft, wieso ich mir im Alter von knapp fünfzig Jahren noch so eine Strapaz antue. Ich bin aber der Meinung, dass ich etwas für meine Patienten tun muss, egal, wo sie sich befinden. Ich finde, das sollte für einen Arzt selbstverständlich sein, da brauche ich nicht lange nachzudenken."
Dr. Li Qiangqiang, der bei sechs Operationen dabei war, erinnert sich:
„Um die sechs Operationen durchzuführen, hat Dr. Gu von neun Uhr morgens bis 20 Uhr abends durchgearbeitet. In der Mittagspause aß sie ein bisschen und ging dann sofort wieder an die Operationstische. Während der Operation trug sie eine über zehn Kilogramm schwere Weste, die vor Strahlungen schützt. Für Frau Dr. Gu war dies gewiss nicht leicht. Ich finde, sie geht mit den Kindern besonders liebevoll um."
1984 wurde Gu Hong nach Abschluss des Medizinstudiums an der Capital Medical University in Beijing eine Ärztin im Anzhen-Krankenhaus. Später flog sie zur Promotion nach Japan. Dort erhielt sie zweimal den Preis „Young investigator's awards", verliehen von der Japanischen Gesellschaft für Kinderkardiologie. Sie ist sowohl die erste Frau als auch die erste ausländische Trägerin dieser Auszeichnung. Nach der Promotion in Japan ging Gu Hong in die USA zum Postdoktorand-Studium.
Während der Aufenthalte im Ausland sind ihre Kontakte mit dem Anzhen-Krankenhaus nie abgebrochen. Gu Hong wollte eigentlich in den USA bleiben und nur gelegentlich nach China zurückfliegen. Aber der Gesundheitszustand ihres Vaters veranlasste sie 2003 zum Verzicht auf den hoch dotierten Job in den USA.
„Während meiner Ärztetätigkeit im Ausland kam ich oft zurück nach China zu Gastoperationen am Anzhen-Krankenhaus oder zu Symposien. Es war die Krankheit meines Vater, die mich zur Heimkehr nach China bewegte. Die Nachricht, dass er an Leberkrebs leidet, schockierte mich. Ich wollte ihn sofort zu guten Ärzten bringen, die ihn operieren konnten. Die Eltern verlangten von mir nicht, dass ich nach China zurückkommen soll. Aber ich telefonierte sofort mit dem Leiter des Anzhen-Krankenhauses, dass ich gerne wieder in Beijing arbeiten würde. Er antwortete mir, dass ich ihn schon viel früher hätte anrufen sollen und dass ich jederzeit willkommen wäre."
Zu jener Zeit erforschte Gu Hong in den USA gerade Gen- und Herzdeformationen. Eine ihrer Abhandlungen landete sogar auf der Titelseite der international renommierten Fachzeitschrift „Circulation Research". Als sie ihrem amerikanischen Chef die Entscheidung zur Rückkehr nach China mitteilte, bot der ihr sofort einen höheren Posten mit höherem Gehalt an. Dies schlug sie aus – die Liebe zu ihren Eltern war einfach stärker.
Nach ihrer Heimkehr reiste Gu Hong mit Expertenteams nach Tibet. Dort musste sie zunächst eine schwere Höhenkrankheit überwinden. Anhaltendes Kopfweh machte sie schlaflos, in schlimmen Fällen schlief sie wegen eines Lungenödems in Sitzstellung.
Bis heute organisiert Gu Hong immer wieder freiwillige Hilfsaktionen in Tibet. In ihrem Büro hängen weiße Hada-Streifen, die ihr Patienten aus Tibet schenkten.
„Wir verstehen uns sehr gut. Sie rufen mich Mama. Zum Muttertag bekomme ich Blumen von ihnen. Hier sehen wir zwei Fotos von Ngodrup Wangmo, ein Mädchen, das ich operiert habe. Eines wurde vor der Operation geschossen, das zweite Foto zeigt sie, nachdem sie wieder gesund wurde. Ihr Vater sagte zu mir, ich sei ein lebender Bodhisattva, also ein erleuchtetes Wesen."
Gesprochen von:Li Zheng
Text von:Xu Yanqing