Xi'an, die Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Shaanxi, ist vor allem als Heimat der Terrakotta-Armee bekannt. Seit 30 Jahren bemüht sich die Stadt nun schon darum, auch zu einem wirtschaftlichen Zentrum zu werden. Für Umwelt und Natur hat dieses Bestreben, wie in vielen anderen Regionen Chinas auch, zum Teil schwerwiegende Folgen.
Erst Ende der 90er Jahre wurde der lokalen Verwaltung bewusst, wie wichtig der Umweltschutz für die historische Kulturstadt ist. Daraufhin gab es eine ganze Reihe von Sanierungsmaßnahmen. Näheres darüber erfahren Sie in den folgenden Minuten:
Cheng Ying wohnt in Yanta, ein Bezirk im Süden Xi'ans. Jeden Abend geht sie mit ihrer Tochter zum Spielen auf einen großen und belebten Platz. Er befindet sich am Fuße der Dayanta, einer heiligen buddhistischen Pagode. Vor zehn Jahren hätte Cheng Ying nicht so viele Menschen getroffen. Sie sagt, der Himmel über Xi'an war damals dunkelgelb gefärbt.
„Die Luft ist heute viel besser als früher. Ich wohne schon seit vielen Jahren in Xi'an. In den 90er Jahren war die Stadt immer von einer dicken Staubschicht bedeckt. Man konnte keine Wolken und keinen blauen Himmel sehen."
Damals war die Luft so staubig, dass es keinen Sinn machte, mit einem weißen Hemd nach Draußen zu gehen. Es wäre sofort schmutzig geworden. Erst seit wenigen Jahren ist der Himmel wieder blau, worüber die Xi'aner sehr glücklich sind.
Die stellvertretende Leiterin des lokalen Umweltschutzamtes, Ren Yongfeng, gab zu, dass man in Xi'an für die wirtschaftliche Entwicklung Umweltsünden begangen habe. Aber auch natürliche Ursachen wie Trockenheit und Regenmangel würden zur schlechten Luft beitragen.
„In den 70er und 80er Jahren wurden in der Stadt Gemeindebetriebe gefördert. Überall sah man hohe Schornsteine, aus denen schwarzer Rauch aufstieg. In der Tat hat diese Entwicklung die Umwelt stark belastet."
Die Sanierung begann bei den Kohleöfen:
„In der ganzen Stadt wurden für die Heizungsversorgung Erdgaskessel eingesetzt. Bis Ende 2008 sind insgesamt über 5.300 Kohleöfen abgerissen worden. Mit den Kohleöfen verschwanden auch die Schornsteine. In Zukunft werden wir die Bevölkerung durch große Erdgasanlagen mit Wärme versorgen. Das ist günstiger."
Xi'an ist damit eine der ersten chinesischen Städte, in denen Erdgas als Brennstoff Kohle ersetzt. Seit 1998 gibt es auch immer mehr Erdgas-Busse und Erdgas-Taxis. Liu Hong hat sein Taxi 1999 umgerüstet.
„Damit kann ich am Tag 70 bis 80 Yuan RMB einsparen. Auch das Tanken geht schnell. Es dauert normalerweise nur um die zehn Minuten."
Laut Statistiken fuhren Ende 2008 14.285 mit Erdgas betriebene Kraftfahrzeuge auf den Straßen Xi'ans, was drei Prozent des Gesamtfahrzeugbestands entspricht. Die bisher 71 Erdgastankstellen versorgen die Fahrzeuge mit über 650.000 Kubikmetern Erdgas am Tag. Zehn Jahre nach Beginn der Sanierungsmaßnahmen ist der Himmel über der historischen Stadt wieder blau.
Die Freude darüber wird allerdings durch neue Probleme getrübt. Xi'ans 540.000 Kraftfahrzeuge pumpen unermüdlich Abgase in die Luft, wodurch sich der Stickstoffdioxidgehalt kontinuierlich erhöht. Pro Jahr kommen weitere 70.000 hinzu. Die lokale Verwaltung reagierte mit Kontrollvorschriften. Danach müssen die Abgaswerte der neu zugelassenen Kraftfahrzeuge den europäischen Abgasnormen „Euro-3" und „Euro-4" entsprechen. Den Übrigen wurden zur Anpassung Fristen gegeben.
Zhang Xuecheng, Verantwortlicher der lokalen Umweltkontrollbehörde, ist mit den bislang erzielten Ergebnissen noch nicht zufrieden. Xi'an sei noch immer mit Problemen in der Wasserversorgung konfrontiert.
„Früher wurden alle Flüsse durch Haushalts- und Industrieabwässer verschmutzt. Fast alle Wasserquellen waren davon mehr oder wenig betroffen."
In Xi'an herrscht grundsätzlich Wasserknappheit. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Besitz liegt bei nur 300 Kubikmetern. Das entspricht einem Sechstel des chinesischen Durchschnittsniveaus. Angesichts des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums nimmt der Wasserbedarf ständig zu. Um die Wasserqualität zu verbessern, habe man in den vergangenen Jahren viel getan, so Ren Yongfeng, stellvertretender Leiter des lokalen Umweltschutzamtes:
„Allein im letzten Jahr haben wir fünf Abwasseranlagen fertiggestellt. Damit können täglich 41 5000 Tonnen Abwasser entsorgt werden. Mehr als 700 Millionen Yuan RMB wurden dafür investiert."
Laut Ren Yongfeng konnten in der Stadt vor 2001 jährlich 270.000 Tonnen Abwasser entsorgt werden. Im vergangenen Jahr waren es schon 810.000 Tonnen - ein im landesweiten Vergleich beachtlicher Anstieg.
Um die Umgebung attraktiver zu gestalten, hat die Stadt für über zwei Milliarden Yuan RMB drei große Parkanlagen angelegt. Die Parks mit Kulturrelikten aus der Tang-Dynastie stehen Besuchern kostenlos zur Verfügung. Zudem sollen 10.000 Bäume gepflanzt werden.
Sowohl den Bürgern Xi'ans als auch der Stadtregierung ist immer bewusster geworden, dass eine saubere Umwelt zum Erhalt der historischen Kulturstadt beiträgt.
Gesprochen von: Xiao Lan
Text von: Zhu Wenjun