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Gekaufte Spiele – auch Chinas Fußball unter Betrugsverdacht
  2009-12-24 20:41:58  cri
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Nicht nur Europa wird von einem Fußballskandal erschüttert, sondern auch China. Erstmals überhaupt ermittelt die chinesische Justiz wegen eines Betrugsfalls im Fußball. Ein Spiel in der zweiten chinesischen Liga soll gekauft worden sein. Insider befürchten, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Mehr dazu hören Sie im folgenden Beitrag.

Der angebliche Drahtzieher des Manipulationsskandals im chinesischen Fußball heißt Wang Xin. Der 42-jährige ehemalige Fußballer ist inzwischen ein Geschäftsmann mit besten Kontakten zu Klubs und Offiziellen. Der in den Skandal involvierte Klub Shanxi Luhu aus Taiyuan ist kein bekannter Verein. Im Jahr 2006 spielte Shanxi Luhu lediglich in der zweiten chinesischen Liga.

Der Manager von Shanxi Luhu, Wang Bo, wollte möglichst viel Geld aus seinem Klub herausholen. Zu diesem Zweck war ihm jedes Mittel recht. Wegen seinen exzellenten Verbindungen bot er Wang Xin den Job des Vizepräsidenten an. Wang Xin und Wang Bo hatten von allem Anfang an nur eines im Sinn: Sich mit Manipulationen und Fußballwetten persönlich zu bereichern.

In der 17. Runde der Saison 2006 spielte Shanxi Luhu in der zweiten chinesischen Liga gegen Guangzhou Yiyao aus Guangzhou. Der Ausgang des Spiels stand allerdings schon vor Spielbeginn fest, wie sich Wang Xin erinnert:
„Wang Bo hat mich angerufen und mir gesagt, ich soll nach Guangzhou reisen und mich mit dem Trainer von Guangzhou Yiyao sowie den Klubverantwortlichen treffen. Gegen etwas Geld könne unser Klub das Spiel doch verlieren."

Guangzhou Yiyao hatte in dieser Saison berechtigte Hoffnungen, in die erste Liga aufzusteigen, während die Mannschaft von Shanxi Luhu keine Chancen mehr auf den Aufstieg besass. Das Spiel in der Hinrunde entschied Shanxi Luhu für sich. Ein Sieg in der 17. Runde zu Hause gegen Shanxi Luhu war für Guangzhou Yiyao also alles andere als gewiss.

Durch Mittelsmänner lernte Wang Xin den damaligen Vizepräsidenten von Guangzhou Yiyao, Yang Xu, kennen. Bis zu seiner Festnahme ging es mit der Karriere von Yang Xu steil aufwärts. Bei seinem Klub Guangzhou Yiyao brachte er es bis zum Vizepräsidenten. Der Sieg gegen Shanxi Luhu sei mit 200.000 Yuan RMB gekauft worden, gibt Yang Xu zu:
„Nachdem mich Wang Xin kontaktiert hatte, informierte ich meinen Vorgesetzten. Wir waren damals eigentlich ein ganz starkes Team und hatten gute Resultate erzielt. Wahrscheinlich hätten wir unseren Gegner auch ohne Manipulation besiegt. Da wir jedoch in der Vorrunde auswärts gegen Shanxi Luhu verloren haben, konnte ein Sieg vor eigenem Publikum nicht garantiert werden. Unser Chef aber wollte auf Nummer sicher gehen. Für den sicheren Sieg bezahlte er 200.000 Yuan RMB."

Die 200.000 Yuan RMB verfehlten ihre Wirkung nicht und Guangzhou Yiyao ging als Sieger vom Platz. Wie vereinbart verlor Shanxi Luhu das Spiel hoch mit 1 zu 5. Durch den Sieg gelang Guangzhou Yiyao in der Saison 2006 der Aufstieg in die Superliga, Chinas höchste Fußballliga.

Dieser Bestechungsskandal wurde erst im November 2009 aufgedeckt. Ein Urteil steht noch aus. Wenn der Richter die Tat der Klubbosse von Guangzhou Yiyao als Bestechung wertet, droht dem Verein aus Guangzhou der Zwangsabstieg in die zweite Liga. Ein Zwangsabstieg würde nicht nur dem Image der Provinz Guangdong massiv schaden, sondern vor allem auch dem Hauptsponsor des Vereins, der „Guangzhou-Pharmafirma". Das Pharmaunternehmen aus Guangdong hat seit der Gründung von Guangzhou Yiyao bereits 200 Millionen Yuan RMB in den Verein investiert.

Chinesische Medien halten diesen Fall jedoch nur für die Spitze des Eisbergs. Sie gehen davon aus, dass im Zuge der Ermittlungen noch weitere Unregelmäßigkeiten zum Vorschein kommen werden. Es überrascht daher nicht weiter, dass große Medienanstalten wie der Fernsehsender CCTV oder die Nachrichtenagentur Xinhua den Kampf gegen Manipulationen im Fußball ganz eng verfolgen. Chinas Medien verlangen ein hartes Vorgehen gegen alle, die sich der Manipulation von Fußballspielen schuldig gemacht haben. Bestechungsskandale sollen ein für allemal aus Chinas Fußballstadien verschwinden. Auch der renommierte chinesische Fußballjournalist Ma Dexing fordert ein hartes Durchgreifen:
„Falls man auch weiterhin über Manipulationen und Wettskandale im Fußball hinwegschauen würde, wäre die Situation bald hoffnungslos. Dieses furchtbare Phänomen hat das Fundament des chinesischen Fußballs bereits total zerstört. Soweit ich weiß, gab es sogar schon bei Spielen der chinesischen U16-Auswahl Betrügereien. Wenn es schon bei Spielen von Nachwuchsmannschaften zu Manipulationen und Wettskandalen kommt, wo um Gottes Willen gibt es dann noch Hoffnung für den chinesischen Fußball?"

Der chinesische Fußballverband kämpft schon lange gegen solche Betrügereien – jedoch mit wenig Erfolg. Dieses Mal hat er den Fall an die Justiz übergeben. Nan Yong, der Vizepräsident des chinesischen Fußballverbandes, erhofft sich dadurch, dass der Fußball in China ein für allemal von dunklen Machenschaften befreit wird:
„Seit Jahren schon kämpfen wir gegen Manipulationen im Fußball. Obwohl wir uns verschiedene Dinge einfallen ließen, hat sich leider wenig getan. Dieses Problem lässt sich vom chinesischen Fußballverband alleine nicht lösen. Was wir brauchen, ist vielmehr ein Eingriff der Justizbehörden und der Polizei. Es ist Sache dieser Behörden, das Problem in den Griff zu kriegen. Wir unterstützen die Polizei bei ihrer Ermittlung so gut wir können. Durch die polizeilichen Ermittlungen erhoffen wir uns eine Säuberung des chinesischen Fußballmilieus."

Nicht nur in China läuft der Kampf gegen Betrügereien im Fußball auf Hochtouren, sondern auch in Europa. So hat die deutsche Polizei vor kurzem 200 Personen wegen Verdachts auf Wettbetrug und Bestechung verhaftet. Den Festgenommenen wird vorgeworfen, in neun europäischen Ländern Trainer, Fußballspieler, Schiedsrichter und Funktionäre bestochen zu haben. Knapp 200 Spiele – auch solche der UEFA – stehen unter Manipulationsverdacht. China ist also nur einer der Schauplätze im Kampf gegen den Betrug im Fußball.

Übersetzt von: Li Zheng und Simon Gisler

Gesprochen von: Li Zheng und Zhang Chen

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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