Die Finanzkrise, die in der zweiten Jahreshälfte 2008 die Welt erschütterte, hat sich auch in Zentralasien bemerkbar gemacht. Viele zentralasiatische Länder haben ihre Bereitschaft signalisiert, zur Bewältigung dieser Wirtschaftskrise ihre Zusammenarbeit zu verstärken. Wie genau diese Zusammenarbeit aussehen soll, darüber diskutierten Regierungsvertreter, Unternehmer und Wirtschaftsexperten vor kurzem in Xi'an auf dem dritten Wirtschaftsforum für Zentralasien. In seiner Eröffnungsrede sagte der stellvertretende chinesische Staatspräsident, Xi Jinping:
"China ist bereit, die Zusammenarbeit mit allen Ländern in dieser Region in den Bereichen Handel und Investition zu intensivieren. Von einer solchen Zusammenarbeit können alle Volkswirtschaften profitieren. Investitionen, die das Wachstum der einzelnen Volkswirtschaften ankurbeln, müssen voll zur Geltung gebracht werden. Wir müssen verstärkt in die Bereiche Verkehr, Telekommunikation und Energie investieren. Finanzinstitute sollen schwerpunktmäßig Großprojekte unterstützen."
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Zentralasien hat sich rasant entwickelt. Allen voran das Handelsvolumen zwischen China und seinen wichtigsten Handelspartnern Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien und Turkmenistan, das in den letzten 70 Jahren um das 50fache auf 25 Milliarden US-Dollar gestiegen ist.
Der frühere kasachische Ministerpräsident Sergey Terechshenko freut sich auf die geplante Zollunion zwischen Kasachstan, Russland und Weißrussland, die im kommenden Jahr realisiert werden soll. Terechshenko hofft, dass die Zollunion mehr chinesische Investoren nach Kasachstan locken wird. Die Zollunion wird es chinesischen Unternehmen erlauben, ihre Landwirtschafts- oder Pharmaprodukte oder ihre Dienstleistungen im Energiesektor nicht nur in Kasachstan abzusetzen, sondern auch in Russland und Weißrussland. Dazu Sergey Terechshenko:
"Meiner Meinung nach ist die regionale Zusammenarbeit allmählich zu einem Impuls und dann zu einem wichtigen Bestandteil des regionalen Wirtschaftswachstums geworden."
Im Mittelpunkt der Beratungen in Xi'an stand in erster Linie die regionale Zusammenarbeit im Finanz- und Energiesektor. Vor allem in die Erweiterung der Infrastruktur sei viel investiert worden, sagt Liu Lianke, der Vizepräsident der Export & Import Bank of China:
"Die Export & Import Bank of China legt seit jeher großen Wert auf die Zusammenarbeit im Raum Zentralasien. Bis Ende September dieses Jahres wurden Kredite in Höhe von 40 Milliarden Yuan RMB an die fünf zentralasiatischen Länder vergeben. Die Gelder sind in diesen Ländern vor allem in Infrastrukturprojekte geflossen."
Zentralasien ist aus zweierlei Gründen ein interessanter Markt: Es ist dicht besiedelt und reich an natürlichen Ressourcen. Gemessen an den Weltreserven beträgt Russlands Vorrrat an Erdöl 13 Prozent. Beim Erdgas sind es 35 Prozent und bei den Kohlevorkommen zwölf Prozent. Auch Kasachstan und Tadschikistan sind reich an Erdöl- und Erdgasvorkommen. Es ist daher keine Überraschung, dass Kasachstan, Russland, die Mongolei und China bereits dabei sind, ihre energiewirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen.
Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Erdgas-Pipeline zwischen China und Zentralasien, die Ende dieses Jahres in Betrieb genommen werden soll. Nach Inbetriebnahme dieser Pipeline sollen jährlich 70 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach China geliefert werden. Einer der Profiteure der engeren Zusammenarbeit zwischen China und den zentralasiatischen Staaten ist das chinesische Erdöl- und Erdgasunternehmen CNPC. Lü Jianchi, der Vizepräsident fürs Auslandgeschäft von CNPC, ist mit dem bisherigen Geschäftsverlauf seines Unternehmens in Zentralasien denn auch mehr als zufrieden:
"Wir von der CNPC setzen uns schon seit Jahren für eine verstärkte internationale Zusammenarbeit im Energiesektor ein. Mittlerweile zählen Zentralasien und Russland zu den Schwerpunktregionen unseres Auslandgeschäfts. Die Zusammenarbeit zwischen China und Russland verläuft derzeit praktisch reibungslos. Auch die Projekte, die wir vor ein paar Jahren gemeinsam mit der Mongolei begonnen haben, sind bis jetzt gut vorangekommen."
Im Oktober dieses Jahres haben China und Russland eine Vereinbarung über Gaslieferungen abgeschlossen. Sobald sich beide Seiten über den Gaspreis einig sind, kann mit der Gaslieferung aus Russland begonnen werden. Voraussichtlich dürfte dies im Jahr 2014 oder 2015 der Fall sein. Sergei Razow, der russische Botschafter in China, gibt sich optimistisch, was die energiewirtschaftliche Zusammenarbeit seines Landes mit China anbelangt:
"Auch nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise zählt China zu den wichtigsten Handelspartnern Russlands. Ein Beweis dafür ist der Durchbruch, den beide Seiten in der Vereinbarung über die Erdöllieferungen gemacht haben. Als nächstes folgt die Vereinbarung über die Gaslieferung. Auch in den Bereichen Atomenergie und Kohle arbeiten beide Länder derzeit eng zusammen."
Bearbeitet von: Xu Wei
Gesprochen von: Qiu Jing