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Deutsche Expertin für Denkmalschutz arbeitet in China
  2009-11-30 16:20:38  cri
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In der Nähe des Lantian-Kreises, 60 Kilometer östlich der alten Kulturstadt Xi'an in Westchina, befindet sich ein buddhistisches Kloster aus der Sui- und Tang-Zeit. Es heißt Shuilu'an. Erbaut wurde das Kloster zwischen dem 6. und dem 10. Jahrhundert. Das Kloster lag nach der Gründung der Volksrepublik China in einem militärischen Sperrgebiet, somit war es bis ins Jahr 2000 nahezu unbekannt. Erst seitdem in der Gegend eine Autobahn gebaut wurde, ist das Kloster dem Publikum der Öffentlichkeit zugänglich. Besonders während der Feiertage kommen zahlreiche Touristen hierher.

Noch häufiger als die Touristen kommt eine Deutsche in das Kloster Shuilu'an. Sie heißt Catharina Blänsdorf. Ihr chinesischer Name: Bai Lan. Sie ist Mitte Vierzig, groß und trägt schulterlanges Haar. Seit zehn Jahren kommt die Dozentin und Expertin für Restaurierung von Denkmälern der Technischen Universität München fast jedes Jahr hierher in das Kloster. Jedes Mal arbeitet sie mindestens drei Wochen hier, manchmal länger als einen Monat.

In der großen Halle des Shuilu'an-Klosters arbeitet Bai Lan mit ihren chinesischen Kollegen. Sie sind so sehr auf ihre Arbeit konzentriert, dass sie die Touristen rings herum gar nicht stören. Die Reiseführerin des Klosters erklärt die Arbeit von Bai Lan.

„Früher hieß das Kloster Shuilu-Halle. Erbaut wurde es in der Sui-Dynastie. Das Kloster ist 1.400 Jahre alt. In der Zeit der Tang-Dynastie wurde es renoviert. In der Ming-Dynastie vom 14. bis zum 17. Jahrhundert ließ der König des Vasallenlandes Qin, Zhu Huaijuan, das Kloster nochmals renovieren und nannte es Shuilu'an-Nonnenkloster. Damit wollte er seiner verstorbenen Mutter gedenken. In dem Kloster werden heute mehr als 3.700 bunt bemalte Lehmskulpturen und Reliefstatuen aufbewahrt. In ganz China sind die Lehmskulpturen hier am besten erhalten geblieben. Daher genießt das Kloster den Ruf als Dunhuang Nr. 2."

Lehm ist ein einfaches Baumaterial. Normalerweise wird es nicht für Kunst wie Statuen verwendet. In China gibt es jedoch viele Denkmäler aus Lehm. Allerdings mangelt es dem Land an Erfahrungen für die Restauration von Lehmskulpturen. Früher stellte man einfach eine neue Skulputur auf, um ein altes Denkmal aus Lehm zu ersetzen. Das ist keine Restauration im wirklichen Sinne.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Shuilu'an-Kloster dreimal großflächig renoviert. Aber wegen des jahrzehntelangen Einsickerns von Regenwasser drohen die Wände einzufallen. Viele Lehmfiguren sind nicht mehr stabil, außerdem verblassen ihre Farben. Im Rahmen der chinesisch-deutschen Vereinbarung über die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Bildung aus dem Jahr 1972 beantragte die chinesische Seite 1988 eine Kooperation mit Deutschland. Damit wollte man die Erfahrungen Deutschlands bei der Restaurierung von Kulturdenkmälern nutzen.

Schon an der Restaurierung der Terrakota-Armee in Xi'an hat die Wissenschaftlerin Bai Lan teilgenommen. Seit 2001 arbeitet sie nun im Shuilu'an-Kloster. Aus Geldmangel war das Restaurierungs-Projekt vorübergehend eingestellt. Die konkrete Umsetzung des Projektes hat bislang sechs Jahre gedauert. Vor kurzem haben Deutschland und China die Vereinbarung um weitere drei Jahre verlängert.

Bai Lans Aufgabengebiet im Shuilu'an-Kloster ist vielfältig, obwohl ihr Fachgebiet eigentlich das Restaurieren von Farbe ist.

Ich bin eine von fünf Mitarbeitern des Projekts. Es gibt einen Projektleiter, der gleichzeitig Professor für Restaurierung an der Technischen Universität in München ist. Und dann gibt es in diesem Projekt fünf weitere Mitarbeiter mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Mein Spezialgebiet ist eigentlich Farbe. Und ich habe auch angefangen hier, weil es um die Reinigung und Festigung von der Bemalung ging. Aber dann haben wir festgestellt, dass das zwar auch wichtig ist, aber das wichtigste Detail eben die Lehmfiguren. Also arbeiten wir jetzt an der Konservierung der Wände. Wenn die Wände stabil sind, kann man zur Oberfläche übergehen."

Dank der gemeinsamen Arbeit chinesischer und deutscher Wissenschaftler sind nun die meisten Wände fest und die technischen Fragen über den Lehmschutz gelöst worden. Zur Kerntechnologie zur Festigung der Lehmfiguren erklärt Bai Lan:

„Das ist eine Spalte hinter den Figuren. Wir bringen dort Wasser und ein bisschen Klebemittel ein. Es wird eine Mischung aus Lehm und Füllstoffen in die Wand reingespritzt, bis das voll ist. Das ist eben Material, dass wir spezial für diesen Zweck entwickelt haben."

Nach Angaben von Bai Lan müssen die Wissenschaftler an jeder einzelnen Lehmfigur mehrere Stunden lang arbeiten. Sie schätzt, dass die Arbeit an der Hinterwand des Klosters erst in fünf Monaten beendet werden kann.

Ein anderer Arbeitsplatz für Bai Lan ist ein Labor im Zentrum für Denkmalrestaurierung in Xi'an. Das Zentrum ist vor kurzem in die High-Tech-Entwicklungszone der Stadt umgezogen. Der Papierkasten auf dem Fußboden ist voller unterschiedlicher Werkzeuge und Geräte. Auf dem Schreibtisch liegen ein Lehmmuster und ein Stück Wand. Zu der Zusammenarbeit mit ihren chinesischen Kollegen sagt Bai Lan:

„Hier muss ich sagen, vom Vertrauen, von der Freundlichkeit aber auch von der Organisation hier ist das extrem gut. Der Grund ist, dass die Basis sehr solide ist. Wenn man jetzt die Leute und das Programm hat, dann kann man sich auch versprechen, dass es klappen wird. Also da bin ich ganz zuversichtlich."

Gesprochen von: Yan Wei

Interview und Text von: Li Zheng

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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