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"Verliebt in China" - Porträt des deutschen Autors und Filmemachers George Lindt
  2009-11-26 20:27:12  cri
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Der deutsche Musiker, Autor und Filmemacher George Lindt hat vor fünf Jahren eher zufällig mit einer Freundin einen Film in China gedreht, "Beijing Bubbles" heißt er und handelt von der Punk-Musik-Szene in Beijing. Seit diesem Projekt ist George Lindt - so sagt er selber - "verknallt" in China. Das Land lässt ihn nicht mehr los. In verschiedenen Projekten widmet er sich seitdem der chinesischen Kultur. Das neueste Projekt von George Lindt ist gerade zu Ende gegangen: Auf einer großen Lesereise quer durch China hat er seinen Roman "Provinzglück" vorgestellt. Steffen Wurzel hat George Lindt getroffen und mit ihm über die deutsch-chinesischen Kulturprojekte gesprochen.

Jan, der Protagonist in George Lindts Roman "Provinzglück" ist gerade 30 geworden. Er steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er wegen eines Job-Angebotes aus Berlin zurück in seine langweilige Heimatstadt ziehen? Das Großstadtgefühl, das Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit - all das wäre weg, für den Preis eines sicheren Jobs. Jan entscheidet sich schließlich dafür, es zu wagen: Er verlässt Berlin und geht zurück in seine Heimatstadt, in die Provinz.

George Lindts Roman "Provinzglück" ist in Deutschland schon als Hörbuch erschienen. Gelesen von Schauspieler und Fernsehmoderator Christian Ulmen.

"Alles ist gleich geblieben, nur das Jahrzehnt hat gewechselt. Plötzlich geht die Tür auf und Alex kommt rein. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Sein Bauch ist nicht zu übersehen. Und auch er hat ein paar graue Haare bekommen.

"Hey Alex, wie geht's Dir?"

"Gut! Mensch, wir haben uns ja schon lang nicht mehr gesehen. Du hast ja unseren Stammtisch ausgewählt!"

"Echt? Ist mir gar nicht aufgefallen."

"Naja, Sabine scheint Dir ja auch nicht aufgefallen zu sein."

"Sabine? Welche Sabine?"

"Sabine Springer! Mit der warst Du doch mal zusammen!"

In den vergangenen Wochen hat Autor George Lindt selber aus seinem Buch gelesen, in mehreren chinesischen Städten, quer übers ganze Land verteilt. Der Grund: "Provinzglück" ist vor kurzem auch auf Chinesisch erschienen. George Lindt konnte während seiner Lesereise vor allem junge Leute für das Buch begeistern.

Das, was George Lindt in "Provinzglück" erzählt, ist auf den ersten Blick zwar eine typisch deutsche Geschichte. Ein junger Mann, der zurück in die Provinz geht, weil er dort einen besseren Job findet, als in der Großstadt. In China ist das ja meistens umgekehrt: Hier zieht es junge Leute aus der Provinz in die großen Städte, weil man dort gute Jobs findet, weil man sich von einem Leben in der Stadt Wohlstand erhofft.

Eine Sache aber macht den Protagonisten Jan zu einem Beispiel für junge Menschen wahrscheinlich überall auf der Welt. Jan ist gerade 30 geworden, und dieses Alter bedeutet in Deutschland, in China und anderswo: Man macht sich so seine Gedanken, über sich und das Leben.

"Der ist 30 geworden, der Protagonist. Und wie das so ist im Leben ändern sich bei diesem Alter ein bisschen die Parameter. Man reflektiert ein bisschen die Vergangenheit, man muss nicht mehr jeden Tag in einen Club gehen und man sieht das Leben ein bisschen anders. Bei manchen ist das natürlich erst mit 35, beim anderen ist es vielleicht schon mit 25, aber 30 ist ja auch so ne Zahl, wo sich vorne was ändert und nicht hinten."

Und dieses Phänomen, 30 werden, hat George Lindts Zuhörer während der gesamten Lesereise in China fasziniert. Egal ob in Wuhan, Hong Kong, Shanghai oder Beijing.

"Dieses 30 werden, das ja schon in Deutschland und in Europa ein großes Thema ist. Aber dass gerade so viele Frauen in China so unter Druck stehen, unbedingt heiraten zu müssen und Kinder zu bekommen, und gerade, als ich gesagt habe, dass man mit 30, wenn man dann keinen Patner hat und kein Kind, dass man dann trotzdem auch ein vollwertiger Mensch ist und auch glücklich sein kann, es sind besonders die Frauen im Publikum sehr erleichtert gewesen. Teilweise haben die sogar geweint. Das ist glaube ich ein sehr großes Indiz dafür, unter welchem Druck die gesellschaftlich auch teilweise stehen - oder in der Mehrheit stehen. Und das fand ich sehr bewegend."

George Lindt hat während seiner Lesereise viele Teile Chinas kennen gelernt. Besonders wichtig waren und sind ihm immer wieder die Diskussionen und Gespräche mit seinen Zuhörern. Dabei fällt ihm immer wieder auf, dass sich das Leben junger Chinesen oft gar nicht so sehr vom Leben junger Leute in Deutschland unterscheidet. Diese Gemeinsamkeiten hat George Lindt auch bei seinem vorherigen Projekt kennen gelernt: Gemeinsam mit deutschen und chinesischen Bands hat er eine CD aufgenommen, auf der chinesische Bands auf Deutsch singen und deutsche Bands auf Chinesisch. Zum Beispiel die Band "Wir sind Helden".

Besonders wichtig ist George Lindt bei solchen und ähnlichen Projekten die Tatsache, dass so etwas nicht nur Brücken zwischen zwei Kulturen baut, sondern auch schlicht und ergreifend riesigen Spaß macht.

"Mir geht's eigentlich um sehr basisdemokratischen Kulturaustausch. Und gerade mit diesem Musikprojekt ging es darum zu zeigen, man kann mit einer anderen Sprache und einer anderen Kultur auch spielerisch umgehen. Man kann auch gemeinsam lachen."

Schriftstellerei, Musik, Film - der Künstler George Lindt hat verschiedene Gesichter. Für die kommenden Monate plant er schon ein neues Projekt. Auch das hat mit China zu tun: George Lindt hat ein Hörbuch produziert, auf dem deutsche Schauspieler moderne chinesische Lyrik lesen. Wenn es soweit ist, will er auch dieses Projekt in China vorstellen.

Verfasst und gesprochen von: Steffen Wurzel

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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