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Adil Hoxur - Tapferer Dawazi-Akrobat
  2009-11-21 18:02:35  CRI
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Liebe Hörer! Dawazi ist eine alte, traditionelle Akrobatenkunst aus dem nordostchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Es ist uigurischen Ursprungs und bedeutet "Gehen auf dem Seil in der Höhe". Historischen Dokumenten zufolge stammt diese Kunst aus den westlichen Teilen des antiken China und ist mehr als 2.000 Jahre alt. Die Kunst des Dawazi wird normalerweise innerhalb der Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Einige Akrobaten haben ihre besondere Kunst bereits schon vor internationalem Publikum aufgeführt. In der heutigen Sendung wollen wir Ihnen solch eine Dawazi-Familie vorstellen.

Die Familie von Adil Hoxur beschäftigt sich seit mehr als 400 Jahren mit der traditionellen Dawazi-Kunst. Adil wurde im Juli 1971 im Kreis Yingjisha in Südxinjiang geboren und führt diese Tradition nun in der sechsten Generation fort. Der Vater von Adil war also ebenfalls ein bekannter Dawazi-Akrobat, seine Mutter und sein Bruder erzählen noch heute viel von seinem Können:

"Die Spezialität meines Vaters war, barfuß auf einem Hanfseil mit einem Neigungswinkel von 45 Grad zu gehen. Er konnte dabei sogar einen Mensch auf der Schulter tragen! Es sah so aus, als ob seine Füße das Seil einklemmen würden. Weder meine Brüder noch meine Schwester konnten diese einzigartige Kunst nachmachen. Soweit ich mich erinnere, hat mein Vater sogar im Alter von 72 Jahren noch an einer Dawazi-Vorführung teilgenommen. Das war gleichzeitig seine Abschiedsaufführung."

Der Vater von Adil ließ allerdings seinen Sohn die Dawazi-Kunst zunächst nicht erlernen. Er wusste genau, wie schwer es ist, ein Dawazi-Akrobat zu werden. Als Kind war es Adil noch nicht bewußt, was die Dawazi-Kunst oder auch nur dieses Wort für ihn einmal bedeuten sollte:

"Als ich fünf Jahre alt war, starb mein Vater. Damals wusste ich noch nicht, was Dawazi ist. Von meiner Mutter konnte ich viel über die Dawazi-Kunst und den engen Zusammenhang zwischen meiner Familie und dieser Fertigkeit erfahren. Einmal malte sie ein Bild auf den Boden. Darin waren zwei Punkte. Einer symbolisierte den Meeresspiegel. Der andere symbolisierte die Höhe einer Dawazi-Darbietung meines Vaters, 21 Meter über dem Meeresspiegel! Es hat mich tief beeindruckt und auch überrascht, dass mein Vater in solch einer Höhe sein Können demonstrierte. Zu diesem Zeitpunkt traf ich die Entscheidung, dass ich auch die Dawazi-Kunst erlerne und so wie mein Vater ein guter Akrobat werde. Ich wollte auch einen eigenen Stil entwickeln. Durch das Intensivieren meines Verständnisses über Dawazi wurde ich schließlich komplett von dieser Kunstart in den Bann gezogen."

Eine Dawazi-Darbietung findet normalerweise unter freiem Himmel statt und ist ein wichtiger Bestandteil der Feierlichkeiten der Uiguren. Der Akrobat bewegt sich dabei ohne Sicherheitsgurt auf einem Seil in schwindelerregender Höhe, meist viele Meter über dem Boden! Aber damit nicht genug: in dieser Höhe führt er dann auch noch viele Kunststücke vor, alle von sehr hohem Schwierigkeitsgrad! Die Zuschauer sind natürlich immer begeistert.

1986 führte Adil nach hartem Training und mehreren Aufführungen erstmals in Urumqi sein Können auf. Schauplatz war das dritte Sportfest der nationalen Minderheiten. Die eindrucksvolle Aufführung beeindruckte Konkurrenten und Publikum gleichermaßen.

"Es war das erste Mal, dass ich vor so vielen Zuschauern eine Dawazi-Aufführung gab. Meine Darbietung aber hat dem Publikum sehr gefallen und große Begeisterung hervorgerufen. Viele Zuschauer wollten sich mit mir fotografieren lassen! Das hat mir gezeigt, dass meine Entscheidung, die Dawazi-Kunst zu erlernen, richtig war. Ich hatte das Gefühl, dass ich ein tapferer Mensch sei, weil ich Dinge machen konnte, die für andere unmöglich waren. Das hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben."

Seit 1953 ist Dawazi bei jedem Sportfest der nationalen Minderheiten in China die beliebteste Vorführdisziplin. Für die Zuschauer ist der einzigartige Darbietungsstil, die Prägung der uigurischen Kultur und die großartige Kunstfertigkeit eine große Attraktion.

Um die weitere Entwicklung der Dawazi-Kunst zu fördern, hat die Regierung des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang 1990 beschlossen, eine eigene Akrobatikgruppe zu gründen. 20 Künstler wurden engagiert und gute Ausgangsmöglichkeiten für die Entwicklung der Dawazi-Kunst geschaffen.

Anwar Mammat, Direktor der Akrobatikgruppe Xinjiang, erzählt über die Aufgaben der Leitung:  

"Wir legen großen Wert auf den Schutz der Akrobaten, weil sie in sehr großer Höhe über dem Boden agieren. So haben wir zum Beispiel die Verwendung von Luftkissen eingeführt. Dawazi ist eine volkstümliche Kunst; wir haben uns aber gefragt, wie man den künstlerischen Wert noch weiter erhöhen könnte. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns viel Mühe gegeben. Die Darstellungsform, die Musikbegleitung und die Anordnung der Programme werden seither der Zeitströmung entsprechend neu angepasst. So kann eine Dawazi-Aufführung auch jüngere Zuschauer leichter faszinieren."

Eine Dawazi-Aufführung unter freien Himmel ist immer ein Erlebnis. Dank der Weiterentwicklung dieser traditionellen Kunst kann man aber mittlerweile solche Aufführungen auch auf einer Theaterbühne bewundern. Begleitet von Tanz und untermalt mit spezieller Beleuchtung, ist auch diese Form der Darbietung vom Publikum begeistert aufgenommen worden.

Gleichzeitig hat Adil, der aufgrund seiner erreichten Kunstfertigkeit schon lange "Prinz am Himmel" genannt wird, mehrere neue Kunststücke von höchstem Schwierigkeitsgrad eingeübt. So fährt er beispielsweise auf einem Einrad auf einem Stahlseil, balanciert Schüsseln auf dem Kopf oder macht Seilspringen.

1997 überquerte Adil ein rund 600 Meter langes Seil, das bei den Drei Schluchten über den Yangtze gespannt war - in 14 Minuten und ohne Sicherung! Dadurch stellte er einen neuen Guinness-Rekord auf. 2002 verbrachte der Akrobat 25 Tage auf einem über dem Jinhai-See im Beijinger Kreis Pinggu gespannten Seil. Adil wurde spätestens mit dieser Aktion weltweit bekannt. Im Oktober 2006 überquerte Adil, erneut ohne Sicherung, ein Seil, das im Hengshan-Gebirge gespannt war - diesmal betrug die Länge unglaubliche 1.399,6 Meter! Wieder landete er einen neuen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Und im Juli 2009 stellte Adil mit einigen Kollegen im Wolong-Golf in Xinjiang erneut einen weiteren Rekord auf.

Durch all diese herausragenden Leistungen trug Adil gleichzeitig auch zur Verbreitung der Dawazi-Kunst bei. Mittlerweile wurde Dawazi in die staatliche Liste zum Schutz des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die Akrobatikgruppe Xinjiang bemüht sich weiterhin darum, Akrobaten auszubilden und den Erhalt dieser Kunst zu sichern. Adil und seine Kollegen wollen weiter die Dawazi-Kunst pflegen und von Generation zu Generation weitergeben.

Verarbeitet von: Zhang Chen

Gesprochen von: Yin Jinghui

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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