Die Region Westchina befindet sich seit zehn Jahren im Visier in- und ausländischer Investoren. Die vor kurzem zu Ende gegangene 10. Internationale Westchina-Messe verdeutlicht die Goldgräberstimmung, die ganz im Westen Chinas eingesetzt hat. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem folgenden Beitrag.

Während seines Messebesuchs versprach Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao den Regionen im Westen Chinas mehr Unterstützung. In den verschiedenen Regionen wird eine koordinierte Entwicklung der regionalen Wirtschaft angestrebt. Die vor zehn Jahren eingeleitete Strategie der Erschließung Westchinas erstreckt sich auf insgesamt zwölf Provinzen und autonome Gebiete sowie die regierungsunmittelbare Stadt Chongqing. Das zu erschließende Gebiet weist eine Gesamtfläche von 6,85 Millionen Quadratmeter auf, was über 71 Prozent des chinesischen Territoriums entspricht.

In den vergangenen zehn Jahren wurden 3,5 Billionen Yuan RMB aus der Staatskasse zur Erschließung des chinesischen Westens ausgegeben. Mit dieser Summe wurde in dieser Region nicht nur der Bau von Straßen mit einer Länge von 900.000 Kilometern finanziert, sondern auch viele Großprojekte wie die Qinghai-Tibet-Eisenbahn, Gaspipelines, Stromleitungen, Wasserbauwerke sowie Einrichtungen für die Telekommunikation. Neben dem Ausbau der Infrastruktur läuft in Chinas Westen inzwischen auch die Modernisierung des Bildungs- und Gesundheitswesens auf Hochtouren. Durch die beträchtliche Erhöhung des Lebensstandards konnte in den vergangenen zehn Jahren auch die Anzahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, um 9,54 Millionen reduziert werden.

Auch wirtschaftlich geht es mit der Randregion bergauf. So stieg zum Beispiel das Bruttosozialprodukt der Regionen im Westen Chinas im Zeitraum von 2000 bis 2008 von 1,66 Billionen Yuan RMB auf 5,82 Billionen Yuan RMB. Mit einer jährlichen Zuwachsrate von 11,7 Prozent lag Westchina in den vergangenen Jahren weit über dem Landesdurchschnitt.

Die wirtschaftliche Umstrukturierung und die Erhöhung des technologischen Niveaus aller Wirtschaftszweige befinden sich in vollem Gange. So hat zum Beispiel die Regierung der Provinz Sichuan die Hightech-Firma Chengdu New Culture & Commerce Co. Ltd. mit der Einrichtung eines Internetportals für die Landwirtschaft beauftragt. Auf der mittlerweile äußerst populären Webseite "Hui Nong Wang", auf Deutsch "Landwirtschaft ins Netz", sind mehrere hunderttausend Landwirtschaftsunternehmen, Zwischenhändler und Agrarprodukte aller Art aufgelistet. Dank dem Internetportal "Hui Nong Wang" können sich Produzenten und Händler problemlos kontaktieren.

Die Zahlen des Internetportals verdeutlichen, dass seine Einrichtung einer großen Nachfrage entsprach. Im Jahr 2008 wurden auf "Hui Nong Wang" Geschäfte im Wert von 800 Millionen Yuan RMB abgeschlossen. In Westchina scheint der Markt fast grenzenlos zu sein. Allein in der ersten Hälfte des laufenden Jahres belief sich der Umsatz der Geschäfte, die via "Hui Nong Wang" getätigt wurden, auf eine Milliarde Yuan RMB. Liu Yantian, der Chef der Firma Chengdu New Culture & Commerce Co. Ltd., vergleicht das Internetportal "Hui Nong Wang" mit einem riesigen Supermarkt:

"Unser Internetportal ist wie ein riesiger Online-Supermarkt. Auf dieser Plattform können landwirtschaftliche Produkte nicht nur in allen Landesteilen, sondern auch im Ausland verkauft werden. Bauern, die keinen Computer besitzen, oder keinen Zugang zum Internet haben, können sich an unser Personal wenden. Wir übernehmen dann ihre Aufträge und kaufen oder verkaufen die nötigen Dinge für sie."

Die Außenwirtschaft spielt eine zentrale Rolle bei der großangelegten Erschließung Westchinas. Im vergangenen Jahr floßen ausländische Investitionen in Höhe von 6,6 Milliarden US-Dollar nach Westchina. Das Außenhandelsvolumen von Westchina betrug im selben Zeitraum stolze 106,8 Milliarden US-Dollar.

Seit 2000 findet in Chengdu, dem Hauptort der Provinz Sichuan, jedes Jahr die Internationale Westchina-Messe statt. An der Eröffnung der zehnten Ausgabe dieser Messe nahmen neben Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao auch die Regierungschefs aus Kambodscha, Ost-Timor, Sri Lanka, Vietnam, Kenia und der Elfenbeinküste teil. Insgesamt wurden 50.000 Aussteller aus 88 Ländern und Regionen gezählt. Graham Mulhern stammt aus Irland. Der irische Geschäftsmann weilt an der Westchina-Messe in Chengdu, um seinen Einstieg in den chinesischen Markt vorzubereiten:

"Ich komme aus Irland. Ich habe die Absicht, ein chinesisches Unternehmen zu kaufen. Mit einem chinesischen Partner haben wir bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. Sollte ich nebenbei geeignete chinesische Produkte finden, werde ich sie gern nach Großbritannien oder Irland zurückbringen."

Trotz der positiven sozioökonomischen Entwicklungstendenz gibt es in Westchina nach wie vor eine Reihe ungelöster Strukturprobleme. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao ist sich dessen bewusst. Er will am eingeschlagenen politischen Kurs festhalten und noch bessere Rahmenbedingungen für die beschleunigte Erschließung Westchinas schaffen:

"Im kommenden Januar feiern wir das 10-jährige Bestehen der großangelegten Erschließung Westchinas. Wir sind momentan dabei, ein entsprechendes Entwicklungsprogramm für die nächsten zehn Jahre auszuarbeiten. Wir werden die Strategie der Erschließung Westchinas unbeirrt fortführen."

Bearbeitet von: Xu Wei

Gesprochen von: Lü Xiqian