Die Reihenglocken waren im chinesischen Altertum ein wichtiges Schlaginstrument. Bevor Sie das Instrument kennen lernen, wollen wir auf die Geschichte dieser Glocken eingehen. Im chinesischen Altertum wurde in jedem Ort ein Glockenturm gebaut. Die Glocke wurde geschlagen, um den Verlauf der Stunden anzuzeigen. Noch bis heute wird dieser Brauch in Beijing gepflegt. Am Neujahrsabend wird die Yongle-Glocke, die als "Königin der altertümlichen Glocken" bekannt ist, geschlagen, um das Neujahr zu begrüßen.

Aufgehängt ist die über 600 Jahre alte Riesenglocke in einem Tempel im nördlichen Teil Beijings. Die Glocke erhielt den Namen, weil sie in der Regierungszeit von Kaiser Yongle in der Ming-Dynastie angefertigt wurde. Die Glocke ist 6,75 Meter hoch, wiegt 46 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,3 Metern. Der kräftige und lang anhaltende Klang der Riesenglocke ist Dutzende Kilometer weit zu hören. Besonders auffällig ist, daß der gesamte Glockenkörper innen und außen dicht mit Inschriften versehen ist. Die Inschriften auf der Glocke sind teilweise in Sanskrit verfasst. Der größte Teil jedoch ist in chinesischen Schriftzeichen gegossen. Die Inschriften gelten wegen ihrer klaren und schönen Form als Meisterwerk der chinesischen Kalligraphie.

Mit der Einführung des Buddhismus in China wurden die Glocken auch zu anderen Zwecken benutzt. Der schwingende Glockenklang galt als Mittel, um buddhistische Lehren zu verbreiten. Der Klang wirkte als Mahnung und auch als Warnung. Im Chinesischen wird üblicherweise gesagt, dass die "Warnglocke geschlagen hat", wenn jemand ermahnt werden soll.

Liebe Hörer, die Riesenglocke, die wir Ihnen soeben vorstellten, ist eine ganz besondere Glocke des chinesischen Altertums. Nur diese Art von Glocken wird an einem Gestell aufgehängt. Es gibt noch eine andere Glockenart, nämlich die Reihenglocken. Die Reihenglocken bestehen aus Glocken unterschiedlicher Größen, die ebenfalls an einem Holzgestell aufgehängt werden. Mit Holzschlägeln geschlagen klingen die Reihenglocken hell und schön. Sie werden sowohl als Solo- und Begleitinstrument, als auch als Orchesterinstrument gespielt. Die Reihenglocken weisen unterschiedliche Formen auf und sind alle mit feinen Mustern versehen. Die Geschichte der Reihenglocken kann auf die Shang-Dynastie vor 3.500 Jahren zurückblicken. Damals bestand ein Glockensatz aus lediglich drei Glocken. Im Laufe ihrer Entwicklung hat sich die Anzahl der Glocken ständig erhöht.

Die Reihenglocken waren im chinesischen Altertum nur der oberen sozialen Schicht vorbehalten und galten deshalb als Symbol des gesellschaftlichen Status und der Macht. Im Einsatz waren die Reihenglocken im Altertum häufig in der Hofmusik. Gespielt wurden die Reihenglocken vor Beginn eines Krieges, bei kaiserlichen Audienzen oder auf Opferzerenomien. In den zentralchinesischen Provinzen Henan und Hubei sind mehrere Reihenglocken ausgegraben worden. Am bekanntesten sind die im Kreis Suixian, Provinz Hubei, ausgegrabenen Reihenglocken des Fürsten Zeng. Die Körper der Reihenglocken sind mit mehr als 2.800 Schriftzeichen versehen. Aufgezeichnet wurden viele musikalische Fachausdrücke. Die Reihenglocken aus dem Grab des Fürsten Zeng sind zahlenmäßig die größten und am besten erhaltengebliebenen Reihenglocken, die bislang entdeckt worden sind. Sie werden deshalb als ein Wunder der Geschichte der Menschheit bezeichnet.