Schlaflosigkeit kann bei jedem mal vorkommen, aber wenn es zur Regel wird, dass man abends nicht einschlafen beziehungsweise nachts nicht gut durchschlafen kann, oder morgens vorzeitig aufwacht, kann die Schlaflosigkeit zur Qual werden.

Die Müdigkeit, die einem abends fehlt, kommt am nächsten Morgen mit aller Macht, und man fühlt sich wie zerschlagen, obwohl man die ganze Nacht im Bett lag.

Noch früher ins Bett zu gehen bewirkt meistens genau das Gegenteil des gewünschten Effekts, und die Angst vor der Schlaflosigkeit beschwört das nächtliche Wälzen im Bett geradezu hervor.

Doch was kann man tun, um wieder gut schlafen zu können? Dieser Frage gehen wir im folgenden Beitrag nach.

Der Schlafexperte und stellvertretende Leiter des TCM-Krankenhauses Guang'anmen in Beijing, Wang Weidong, hat sich jahrelang mit Schlafproblemen beschäftigt. Laut ihm sind alle Schlafstörungen Folge einer Abweichung vom gesunden Lebensverhalten.

"Man braucht sich gar keine Sorgen wegen Schlaflosigkeit zu machen. Wenn man sein Lebensverhalten ändert, ist ganz sicher eine Besserung zu erwarten."

Der bekannte TCM-Experte sagt, es sei falsch, dass man sich an Angaben in Büchern orientiere und zu sehr auf die Dauer des eigenen Schlafs achte. Ein normaler Erwachsener, so steht es in den Büchern, sollte jeden Tag fünf bis neun Stunden schlafen. Durchschnittlich schläft man acht Stunden. Dies nehmen manche Leute zu ernst. In der Tat unterscheidet sich der Schlafbedarf bei jedem Einzelnen. Der Mensch muss nicht unbedingt jeden Tag eine bestimmte Anzahl an Stunden schlafen. Manche Leute sind tagsüber frisch, obwohl sie nachts nur vier Stunden geschlafen haben. Wegen der Dauer des Schlafs braucht man sich keinen psychischen Druck zu machen.

Doktor Wang weist darauf hin, dass es im alten China bereits weise Tipps für das Schlafverhalten der Menschen gab. Es gelten etwa Tabus, was den Schlaf angeht.

"Zunächst darf man in der tiefen Nacht auf keinen Fall herum denken. Vor dem Schlaf soll man Stimmungsschwankungen vermeiden. Das Abendessen soll möglichst einfach sein. Wenn man abends mit vollem Bauch ins Bett geht, wird der Schlaf beeinträchtigt. Natürlich nützt allzu vieles Reden dem Schlaf auch nicht."

Licht ist ebenfalls tabu für einen guten Schlaf. Laut der Theorie der traditionellen chinesischen Medizin geht das Yang im Prozess des Einschlafens zum Yin. Wenn man wach ist, befindet man sich im Bereich des Yang, im Schlafzustand befindet man sich dann im Bereich des Yin. Licht gehört zum Yang-Bereich, während die Dunkelheit zum Yin gehört. Daher darf es beim Schlaf kein Licht geben.

Während des Schlafes eine volle Blase oder einen vollen Darm zu haben, schadet nach der TCM-Theorie auch dem Schlaf. Zudem heißt es, dass man im Schlaf Windzug vermeiden soll. Man darf also nicht gegenüber dem Fester schlafen. Denn man kann dadurch am Tag drauf gelähmte Gesichtsnerven oder Kopf- und Schulterschmerzen bekommen.

Gemäßigter Sport tut dem Nervensystem gut und verbessert daher den Schlaf. Dr. Wang erklärt:

"Gemäßigter Sport ist hilfreich. Viele Chinesen pflegen, morgens in die Parks zu gehen, um Taiji-Boxen, Qigong oder Taiji-Schwert zu üben. Diese Gewohnheit ist wohl die beste Lebensgewohnheit der Chinesen, denn es ist die beste Methode zur Gesundhaltung. Es ist dem Nervensystem der Menschen äußerst förderlich."

Viele Chinesen pflegen auch, Mittagsschlaf zu halten. Für Leute mit Schlafstörungen ist dies allerdings nicht geeignet. Sie sollten ihren Schlafrhythmus regeln. Wenn man abends nicht gut schlafen kann, sollte man am besten auf den Mittagsschlaf verzichten. Wenn man mittags müde ist, reicht ein 15 bis 20-minütiges Nickerchen schon aus. Ein über eine Stunde langer Mittagsschlaf schadet mit Sicherheit der Qualität des Nachtschlafs.

Weiter verweist der TCM-Experte auf einige Missverständnisse über den Schlaf. Die Meinung, dass Schlaf mit vielen Träumen kein guter Schlaf ist, sei falsch.

"Ein Viertel der Zeit im Schlaf verbringt jeder mit Träumen. Der Unterschied liegt darin, dass man sich manchmal der Träume bewusst ist, manchmal aber nicht. Wenn ein Mensch mitten im Traum aufwacht, kommt es ihm vor, als ob er die ganze Nacht hindurch nur geträumt hätte. Wenn er aber in einem Moment ohne Traum aufwacht, kommt es ihm vor, als ob er keine Träume in der Nacht gehabt hätte. Bei Kindern treten Träume häufiger auf. Im gewissen Maße dienen Träume der Entwicklung des Gehirns."

Es herrsche ebenfalls ein Missverständnis in der Hinsicht, dass mehr Schlaf der Schönheit diene. Der Arzt betont, der Schlaf an sich könne den Menschen nicht schöner machen. Wenn man viel schlafe und weniger Sport treibe, sei dies nicht förderlich, um die Figur zu halten. Ob ein Mensch schön oder nicht schön aussehe, komme überhaupt nicht auf den Schlaf an. Eine positive Lebensweise und Psyche seien sehr wichtig für ein gesundes Leben, natürlich auch für gesunden Schlaf.

Viele Leute wüssten nicht, dass Schlafstörungen und Schlaflosigkeit sehr viel mit der Psyche zu tun hätten, so der Experte. Er meint, dass man sich auf keinen Fall über einen halben Monat lang durch irgendein Problem quälen dürfe. Wenn es über einen halben Monat dauere, könne man dies als depressiven Zustand bezeichnen. Mit einer Dauer von über zwei Monaten leide man schon richtig an Depressionen. Man solle aktiv den psychischen Druck freilassen, indem man mit Freunden darüber spricht oder zum Arzt geht. Jeden Druck solle man schließlich akzeptieren und mit Vernunft behandeln. Wenn der Druck weg sei, könne man wieder einen guten Schlaf haben.

Gesprochen von: Xiao Lan

Text von: Qiu Jing