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Huang Dashu - Restaurator von alten Bauwerken
  2009-10-19 19:50:39  cri
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Seit Ende der 1980er Jahre hat in China ein Landwirt mit seinem Bautrupp rund 350 Kulturdenkmäler der nationalen und regionalen Schutzlisten restauriert. Darunter sind alte Pagoden und Klöster, traditionelle Wohnviertel, Wohnhäuser von prominenten Persönlichkeiten und sogar historisch-kulturelle Stadtteile. Die Arbeiter reisten sogar ins Ausland, um dort beispielsweise die Amtsresidenz von Zhang Bishi, einem berühmten Überseechinesen in der Neuzeit, im malaysischen Penang oder einige traditionelle Bauwerke in Japan zu restaurieren. 2009 bekamen sie den Zuschlag, am Bau des Internationalen Buddhismuszentrums in Lumbini in Nepal, wo Buddha Shakjamuni geboren wurde, mitzuwirken. Der einstige Landwirt heißt Huang Dashu und ist heute ein bekannter Restaurator sowie Vorstandschef einer Firma für Restaurierung von Kulturdenkmälern in der Stadt Linhai in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.

Hochsommer 1978. Der damals über 30-jährige Huang Dashu erntet gerade auf dem Feld Frühweizen, als er erfährt, dass in der Provinz Zhejiang geschickte Handwerker für die Restaurierung des alten Tiantong-Klosters gesucht werden.

Das Tiantong-Kloster befindet sich im Taibai-Gebirge nahe der Stadt Ningbo in der Provinz Zhejiang. Das 1.700 Jahre alte Kloster verfügt über knapp 1.000 Zimmer, in denen auch heute noch unzählige Kulturschätze aufbewahrt werden.

Einen Tag später fährt Huang Dashu mit 27 Maurern aus seinem Dorf nach Ningbo. Doch für Huang und seine Landsleute, die damals fast nur das Mauern von Steinwänden kannten, war es äußerst schwierig, alte Terrassen, Pavillons und Söller oder ganze Hallen zu restaurieren. Schließlich erhielt die Truppe von Huang den Auftrag zur Restaurierung der Einfriedungsmauer des Tiantong-Klosters. Sie erhielten also Arbeit und konnten bleiben! Als er sah, dass nur drei Fachtechniker an der Restaurierung der großen Halle arbeiteten und er selbst nur einfache Maurerarbeiten verrichten konnte, kam Huang auf die Idee, diese Technik selbst zu erlernen.

„Es war glühend heiß im August und September. Die Temperaturen lagen jeden Tag über 37 Grad Celsius. In der Mittagspause verließen die Facharbeiter die große Halle. Dann bin ich heimlich auf das Dach geklettert und habe das bereits von den anderen Fertiggebaute wieder abmontiert, um zu studieren, wie sie das gemacht hatten."

Abends stapelte Huang Dashu in seinem Zimmer verschiedene eingesammelte Materialien, wiederholte das Anfertigen von verschiedenen Mustern und ging nochmal im Kopf die Einzelheiten der gesehenen Techniken durch. Am Tag drauf kletterte er dann erneut auf das Dach, um die Tätigkeit der Facharbeiter zu beobachten. So verging über ein Monat, und Huang Dashu beherrschte schon erste Restaurierungsschritte.

Als der Vorarbeiter mitbekam, dass der unerfahrene Huang Dashu bereits eigenständig einen Wandfirst fertiggestellt hatte, war er natürlich mehr als überrascht. Nachdem er davon erfuhr, dass der wissbegierige Arbeiter heimlich die Bautechniken lernte, nahm er Huang Dashu gleich an Ort und Stelle als Schüler auf. In dieser Funktion traf er dann eines Tages einen Archäologen, der im Tiantong-Kloster alte historische Bauten studieren wollte. Dieser Wissenschaftler sagte Huang Dashu, dass er mit seiner Arbeit auch zum Schutz der chinesischen Kultur beitrage. Dies wiederum ermutigte den Handwerker sehr:

„Anfangs sagten wir uns, wir wollen durch die Arbeit nur Geld verdienen und uns neue technische Fertigkeiten aneignen. Dann wurde uns klar, dass diese Arbeit auch sinnvoll für den Schutz und die Fortführung der traditionellen Kultur war. Dass wir als Bauern und einfache Maurer mit unserer Arbeit auch unseren Teil leisten konnten, und darüber freuten wir uns unheimlich!"

Seit dieser Zeit ist Huang Dashu in die Restaurierung alter Bauwerke regelrecht vernarrt. Da er nur die Möglichkeit für einen mittleren Schulabschluss hatte, besorgte er sich zahlreiche Bücher für das Selbststudium, etwa die „Die Sammlungen von Liang Sicheng", einem bekannten chinesischen Architektur- und Geschichtswissenschaftler. Oder die „Methoden und Kunst der Baugestaltung" und die „Geschichte der altchinesischen Architektur". Wenn er etwas nicht verstand, so fragte er bei Ingenieuren nach. So begann für ihn langsam und schrittweise der Übergang vom Landwirt zum Restaurator.

Nach mehr als einem Jahr konnten sie die Restaurierung des Tiantong-Klosters abschließen. Das Kloster präsentierte sich wieder majestätisch und im Baustil der Ming-Dynastie. Huang Dashu und seine Truppe ernteten dafür viel Anerkennung in Fachkreisen. Sie wurden umgehend eingeladen, an der Restaurierung des Asoka-Klosters mitzuwirken. Asoka war ein bekannter König im alten Indien und lebte im dritten Jahrhundert vor Christus. Während seiner Regentschaft hatte er überall insgesamt 84.000 buddhistische Pagoden aufstellen lassen, in denen teilweise Reliquien von Buddha Shakjamuni aufbewahrt wurden. 19 dieser Pagoden wurden in China errichtet, und eine davon steht im Asoka-Kloster in.

Erbaut wurde das Kloster ursprünglich im Jahr 282. Die Asoka-Pagode im Kloster stand nun im Mittelpunkt der Restaurierungsarbeiten. Die damals aktuelle Dachstruktur stammte aus der Yuan-Dynastie (1279–1368), aber da sich ein Restaurieren der Originalform aufgrund fehlender Vergleichsstücke als äußerst schwierig herausstellte, wurde vorgeschlagen, sich ein neues Muster einfallen zu lassen. Huang Dashu aber war dagegen. Er betont noch heute:

"Um historische Bauten zu restaurieren, muss man unbedingt Grundlagen haben. Wenn also ein Bau aus der Song-Zeit stammt, was sind dann die Merkmale von damals? Was sind die stilprägenden Hauptstrukturen? Wie waren damals die technischen Verfahren? Nur wenn man das alles im Griff hat, kann man alte Kulturbauten schützen."

Um das Aussehen der Asoka-Pagoden aus der Yuan-Zeit vor mehr als 630 Jahren ausfindig zu machen, schlug Huang in zahlreichen Unterlagen und Urkunden nach. Er bat bei Kulturschutzbehörden und kulturellen Einrichtungen um Ratschlag und besuchte alte Pagoden in ganz China. Schließlich fand er auf den Hinweis eines Archäologen hin in Hangzhou, wonach er suchte: auf dem Kopf einer Skulptur des Boddhisattvas Avoloketisvara war das Relief von buddhistischen Pagoden aus der Yuan-Zeit abgebildet.

Um alte Bauten in der Gegenwart weiter erhalten zu können, ohne ihr ursprüngliches Aussehen zu beeinträchtigen, haben Huang und seine Mitarbeiter eine Reihe wertvoller Methoden und Techniken entwickelt:

"In historischen Bauten überleben die Informationen aus der Vergangenheit vollständig. Die restaurierten Gegenstände sind Ebenbilder der Geschichte. Je mehr es von diesen Ebenbildern gibt, desto wertvoller sind die Bauten."

1992 wurden Huang Dashu und seine Männer auf die malaysische Insel Penang entsandt, um dort die Amtsresidenz eines bekannten Chinesen namens Zhang Zhaoshi aus der Zeit der späten Qing-Dynastie zu restaurieren. Aufgrund der umsichtigen und gelungenen Arbeit wurde das Haus von der UNESCO zum besterhaltenstes historisches Kulturrelikt in der Region Asien-Pazifik ernannt.

"Wir wurden mit vielen technischen Problemen konfrontiert. Daher finde ich es dringend erforderlich, hochkarätige Fachkräfte für die Restaurierung alter Bauten auszubilden. Ich habe selber Ausbildungskurse eröffnet und schicke auch Leute zum Studium an höhere Bildungsanstalten. Und trotz all der Arbeit höre ich selber auch nicht mit dem Lernen auf!"

Huang Dashu hat sogar ein Forschungsinstitut für das Restaurieren von traditionellen Bauten gegründet. Damit möchte er diese Kunst mit dem Erforschen von alten Bauten verbinden.

Mit seinen knapp 30 Jahren Erfahrung, was das Restaurieren von alten Bauten betrifft, ist Huang Dashu, der einstige Landwirt, einer der bekanntesten Restauratoren in China. Zudem erarbeitete er sich damit gleichzeitig den Ruf als herausragender Bauunternehmer.

Gesprochen von: Qiu Jing

Text von: Xiao Henggang

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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