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Siemens in China tätig seit 137 Jahren
  2009-09-30 18:00:14  cri
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Wann der Telegraph nach China kam, ist heutzutage den wenigsten bekannt. Gemäß Geschichtsbüchern erreichte der Telegraph das Reich der Mitte im Jahr 1872. Es war die deutsche Firma Siemens, welche einen Auftrag vom chinesischen Kaiserhaus erhielt, und damit das Zeitalter der Telekommunikation in China einläutete. Der Münchner Technologiekonzern hat alle neuzeitlichen Entwicklungsphasen Chinas miterlebt, einschließlich der vergangenen 60 Jahre. Mehr dazu in unserem folgenden Beitrag.

Wang Chongshan hegte eine große Abneigung gegen Routinearbeit, als er vor 25 Jahren als Büroangestellter bei Siemens zu arbeiten begann. Aus Mangel an Räumen und Aktenschränken blieb ihm damals nichts anderes übrig, als die Dokumente in einer Badewanne aufzubewahren:

"Als ich 1984 Siemens beitrat, gab es bei uns nur eine Vertretung in Beijing mit ein paar Räumen im Minzu-Hotel. Im Innenraum einer Suite arbeitete der deutsche Manager, während seine Ehefrau im Außenraum saß und als Sekretärin und Buchhalterin amtete. In der Vertretung arbeiteten zudem ein deutscher Ingenieur, ein Ingenieur aus Singapur sowie ein paar chinesische Mitarbeiter."

Die Zeit, als man bei Siemens die Akten noch in der Badewanne lagerte, gehören selbstverständlich schon lange der Vergangenheit an. Inzwischen beschäftigt der Technologiekonzern aus München in seinen mehreren Dutzend Gemeinschaftsunternehmen in China nicht wengier als 430.000 Mitarbeiter. Ein großes Segment in seinem China-Geschäft ist die Stromerzeugung und -übertragung. Weitere Wachstumschancen verspricht sich Siemens in den Bereichen Licht- und Medizintechnik sowie in der Verkehrstechnik.

Chef der 430.000 Mitarbeiter des Siemens-Konzerns in China ist seit fünf Jahren Doktor Richard Hausmann. Für uns wirft er einen Blick zurück auf die Anfänge des weltbekannten süddeutschen Unternehmens in China:

"Siemens ist seit langem in China tätig. Das erste Geschäft haben wir im Jahre 1872 getätigt. Damals war unser innovatives Produkt, ein Zeigertelegraph, also das erste Kommunikationsmittel, erfunden von Herrn Werner von Siemens. Das war die zweitgrößte Erfindung von Siemens. Seit dieser Zeit sind wir aktiv in China. Wir haben alle Phasen der Entwicklung in China mitgemacht."

Sieben Jahre nach dem Zeigertelegraph-Auftrag durfte Siemens im Hafen von Shanghai die erste elektrische Beleuchtung und den ersten elektrischen Generator in China installieren. Besonders aktiv im Reich der Mitte war Siemens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Chinas erste Straßenbahn oder Röntgenapparat sind Zeugen aus dieser Zeit. Mit der Firma Siemens assoziieren die Chinesen zudem John Rabe, den "guten Deutschen von Nanking", der im Jahre 1937 über zweitausend chinesische Flüchtlinge vor den Japanern gerettet hat.

Nach der Gründung der Volksrepublik begann für internationale Unternehmen in China eine verhältnismäßig schwierige Zeit. Trotz des stark geschrumpften Exportvolumens dachte die Siemens-Leitung nie daran, China zu verlassen. Gerade in schwierigen Zeiten sei es wichtig, Präsenz zu markieren, meint der Verantwortliche für das China-Geschäft bei Siemens, Doktor Hausmann:

"Wir haben auch in dieser Zeit verschiedene Projekte durchgeführt. Wir haben an vielen internationalen Ausstellungen und Messen teilgenommen und unsere Technologien gezeigt. Wir haben versucht, auch in schwierigen Zeiten in diesem Land präsent zu sein."

Die Reform- und Öffnungspolitik der chinesischen Regierung leitete nicht nur einen gewaltigen Modernisierungsprozess ein, sondern erhöhte auch die Wachstumschancen von Siemens in China. Gemeinschaftsunternehmen wurden gegründet und eine Vielzahl von Kooperationsprojekten durchgeführt. Zu den jüngsten Entwicklungen des China-Geschäfts seines Konzerns sagt Doktor Hausmann:

"Wir haben versucht, ab dem Jahr 2005 durch ein spezielles Wachstumsprogramm uns noch stärker hier zu etablieren; zum einen dadurch, dass wir unsere Vertriebsmannschaft noch weiter in das Land hinein verbreitet haben. Wir haben nun 60 Vertriebsbüros. Vor fünf Jahren hatten wir nur 30. Wir haben auch versucht, in Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnministerium, aber auch mit Energieversorgern, große Projekte durchzuführen. Wir haben uns überdies auch stärker etabliert als Medizintechnikhersteller. In unseren drei Kernbereichen haben wir ein starkes Wachstum gezeigt."

Anfänglich konzentrierte sich das China-Geschäft von Siemens vor allem auf den östlichen Landesteil. Seit zehn Jahren ist das Münchner Traditionsunternehmen aber auch vermehrt im Landesinnern sowie im Westen Chinas tätig, wie Doktor Hausmann betont:

"Doch sind wir vor allem aber auch in der Region Shanghai aktiv, in der Provinz Jiangsu und in einigen wichtigen Provinzen. Auch in Peking und in Guangzhou sind wir sehr aktiv. Wir haben auch ein Joint Venture in Xi'an und eine Fabrik in Wuhan - eine Folge dieser Go-West-Strategie in China. Und wir sind auch in Nordostchina sehr aktiv. Das Joint Venture in Xi'an haben wir bereits über zehn Jahre. Wir haben sehr früh darin investiert. Es ist ein sehr erfolgreiches Joint Venture. Es beschäftigt sich mit der Signaltechnik der Eisenbahntechnologie und der Verkehrstechnik. In Wuhan haben wir seit dem letzten Jahr eine große Fabrik für ganz moderne Transformatoren. Also wir haben diese Bewegung in Richtung Westen mitgemacht."

Aufgrund der rückständigen Infrastruktur und des Mangels an Fachkräften haben sich viele westliche Konzerne eher zögerlich an der Erschließung von Westchina beteiligt. Eine Ausnahme hierbei bildet Siemens - wohl nicht zuletzt, weil ein Großteil seiner Belegschaft aus Chinesen besteht. Dazu noch einmal Doktor Hausmann:

"Unsere ganze Mannschaft von 43.000 Mitarbeitern in China ist 99 Prozent chinesisch. Ich sage mehrmals, wir sind schon eine chinesische Firma. Worauf ich vor allem Wert lege ist, dass die oberen Reihen, also das Management, auch mit chinesischem Personal besetzt ist."

Die Rekrutierung von einheimischen Arbeitskräften gehört heutzutage zur sozialen Verantwortung eines internationalen Großunternehmens wie Siemens. Doktor Hausmann ist sich dieser Verantwortung denn auch bewusst:

"Wir sind sehr engagiert in zwei Bereichen: der eine ist die Ausbildung junger Menschen. Wir nennen es Generation 21, wo wir glauben, dass wir durch Weitergeben von Ideen und Fähigkeiten an die Kinder, Schüler und Studenten, ihnen Selbsthilfe beibringen. Der zweite Aspekt ist genauso wichtig. Er ist so eine Art von Hilfe im Notfall, also wenn zum Beispiel eine Katastrophe passiert wie das Erdbeben im letzten Jahr. Siemens war die erste internationale Firma, die sich sowohl in Spenden als auch in Aktionen als Helfer betätigt hat."

Um seine Präsenz in China weiter zu verstärken, will Siemens in den nächsten drei Jahren 150 Millionen Euro investieren. Das Gros dieser Summe soll in den Ausbau der Fertigungskapazitäten für alternative Energien fließen. Zur Begründung dieses Schritts sagt der China-Chef des Konzerns aus München:

"China ist momentan schon der zweitgrößte Markt von Siemens außerhalb von Deutschland. Nach den USA kommt bereits China. Wir in China sind weltweit gesehen ein Eckpfeiler des Geschäfts. Wir werden weiter nachhaltig in dieses Land investieren - nicht nur finanziell, sondern wir werden auch unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in China ausbauen. Insofern glauben wir an dieses Land, die positive Entwicklung, die Zukunft."

Das architektonische Symbol für die Zuversicht von Siemens in den chinesischen Markt ist das vor einem Jahr eingeweihte China-Hauptquartier des Unternehmens in Beijing. Der 123 Meter hohe Turm mit seiner markanten Glasfassade besteht aus 30 Stockwerken. Vom 28. September bis zum 8. Oktober wird Siemens die Fenster seines Büroturmes so beleuchten, dass darauf eine große "60" zu sehen ist. Mit dieser Aktion soll nicht nur das 60-jährige Bestehen der Volksrepublik China am 1. Oktober gefeiert werden, sondern auch an die Gründung des neuen Deutschland vor 60 Jahren erinnert werden. Von der jüngsten Entwicklung der Volksrepublik zeigt sich Doktor Hausmann sehr angetan:

"Ich finde die Entwicklung, die China genommen hat, in den letzten 30 Jahren, aber auch 60 Jahren, absolut beeindruckend und bewundernswert. Ich muss auch sagen, dass selbst in den vergangenen fünf Jahren, wo ich in China lebe, ich persönlich eine richtige Entwicklung festgestellt habe. Dieses Land ist auf dem richtigen Weg. Der weltwirtschaftliche Schwerpunkt wird von den USA und Europa in Richtung Asien - und vor allem in Richtung China - verschoben. Und gerade diese Verschiebung vom Schwerpunkt zeigt, dass China eine ganz wichtige Rolle spielt."

Verfasst von: Xu Wei
Gesprochen von: Qiu Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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