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Herausforderungen des Klimawandels für China und den Rest der Welt
  2009-09-16 17:18:54  cri
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Der Countdown für die UNO-Klimakonferenz läuft. Anfang Dezember will sich die Welt in Kopenhagen treffen, um über neue Marschrouten im Kampf gegen den Klimawandel zu diskutieren. Dabei wird die größte Herausforderung für die Politiker der Welt wohl sein, einen Weg zu finden, der Klimaschutz und wirtschaftliches Wachstum in Einklang bringt. Mehr als zwei Monate vor Kopenhagen trafen sich indes in der deutschen Botschaft in Beijing namhafte Wirtschafts- und Umweltexperten, um sich genau dieses Problems anzunehmen.

Mittlerweile dreht es sich schon lange nicht mehr um die Frage, ob man den Klimawandel stoppen könne oder nicht, sondern wie stark sich das Klima ändern werde. Für den Leiter des Potsdamer Instituts für Klimaforschung Ottmar Edenhofer gibt es da zwei Zahlen - eine Wunschzahl und eine, die ihm eher Kopfschmerzen bereitet. Geht es nach Edenhofer, dann dürfte sich die Erde im Durchschnitt in diesem Jahrhundert nicht mehr als um zwei Grad erwärmen.

"Wir müssen einfach sehen, was wir riskieren. Wenn wir die globale Mitteltemperatur weit über zwei Grad ansteigen lassen, dann verändern wir die Betriebsweise des gesamten Erdsystems, und die ganze Menschheit hat dafür kein historisches Vorbild. Wir treiben die Temperatur in die Höhe, die für die gesamte Kulturgeschichte der Menschheit bisher undenkbar war. Und man muss schon sehr mutig sein, um zu sagen, dieses Erdsystem, dass ist so stabil, dass kann man so beliebig verändern, dass wir uns das zutrauen."

Etwa einhundert Menschen lauschen, als Edenhofer über die Risiken der Erderwärmung in der deutschen Botschaft in Beijing spricht. Er sagt, falls man die Kohlendioxidemissionen nicht drosseln würde, dann werde sich die Welt durchschnittlich um drei bis sieben Grad Celsius erwärmen. Und eine Erwärmung von über fünf Grad aktiviere dann so genannte Kippschalter. Diese könnten dann laut Edenhofer etwa die Ozeane umkippen oder den Amazonas austrocknen lassen. Düstere Prognosen, die aber keine Wirklichkeit werden müssen.

"Ich glaube die Herausforderung ist die, dass man Wirtschaftswachstum ermöglicht, ohne dass man ein Wachstum der CO2 Emissionen produziert."

In der Vergangenheit, sagt Edenhofer, sei der Kohlendioxidausstoß parallel mit dem Wirtschaftswachstum gestiegen. Dieser Trend müsse nun auf der gesamten Welt verändert werden, um den Klimawandel im Zaum zu halten, so Edenhofer. Dabei setzt der Klimaforscher auch auf die UNO-Klimakonferenz. Hoffnungsvolle Zeichen sehe er indes in China.

"Denn die Diskussionen mit den chinesischen Ökonomen und den Regierungsvertretern zeigen, dass sich schon in den letzten sechs Monaten das Bild fundamental verändert hat. Es gibt eine Genauigkeit und eine Präzision in der Analyse und den Wunsch sich da strategisch vernünftig zu positionieren und vor allem auch die Einsicht, dass China das vom Klimawandel am meisten betroffene Land ist. Das alles wissen die. Es ist nur so, dass sie empfinden, das ist ein Pfad auf des Messers Schneide zwischen Wirtschaftswachstum und eben Klimaschutz. "

Der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Klaus Zimmermann erklärte indes in der deutschen Botschaft in Beijing, dass man sich ohne Wirtschaftswachstum keinen Klimaschutz leisten könne. Zudem werde es wohl auch noch eine Weile dauern, bis man sich weltweit auf neue konkrete Klimaschutzmaßnahmen wie etwa eines globalen Emissionshandels einige werde, sagt Zimmermann.

"Firmen wie Unternehmer auf der einen Seite und wie Politiker reagieren erst wenn, wenn es wirklich vor der Haustür steht und denken kaum mehr als drei vier Jahre voraus. Also insofern erwarte ich nicht, dass wir irgendwelche raschen Erfolge in diesem Bereich bekommen. Das wird noch Jahrzehnte dauern."

Dahingegen hofft Edenhofer, dass man dem Klimaschutz durch wirtschaftliche Anreize auf die Beine helfen könne. Ein zunächst lokaler und später globaler Handel mit Kohlendioxid Emissionsrechten wäre seine Lösung. Denn schließlich könnte nur ein begrenztes Maß an Kohlendioxid, etwa 850 Gigatonnen, in die Atmosphäre geschleudert werden, um die Erderwärmung bei 2 Grad zu halten. Doch dazu müssten alle Länder an einem Strang ziehen, sagt Edenhofer.

"Wir müssen in den nächsten zehn Jahren ein internationales Abkommen zustande bringen. Ohne ein solches internationales Abkommen wird es ambitionierten Klimaschutz nicht geben."

Indes sieht Edenhofer, dass China den Weitblick hat, an einem internationalen Klimaabkommen zu arbeiten.

"Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass in Kopenhagen China durchaus mit einer Verpflichtung ins Rennen geht und am Ende auch eine Verpflichtung akzeptieren würde."

Am Ende sagt Edenhofer muss eines jedem klar sein.

"Der Klimaschutz ist kein Luxusgut. Das ist nicht etwas was man sagen kann nice to have - schön wenn wir es hätten - das ist eine ganz essentielle Vorrausetzung, weil alle anderen Fragen Wasserangebot, die Frage der Landnutzung, die Frage der Energieversorgung zentral damit zusammenhängen. Und die Frage wie der Planet der Zukunft aussehen wird, dass ist eine ganz ganz essentielle Frage, das ist kein Luxus, das ist eine schlichte Notwendigkeit."

Edenhofer prognostiziert, dass es etwa ein bis zwei Prozent des weltweiten Sozialprodukts kosten würde, den Klimawandel bei zwei Grad Erderwärmung einzudämmen. Wenn die internationale Gemeinschaft diese Kosten gemeinsam schultert, dann, so Edenhofer, würde es auch weiter ein wirtschaftliches Wachstum geben. Doch die Kosten würde das Wachstum etwas verlangsamen.

Verfasst und gespochen von: Michael Koliska

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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