Die Kräne des Hafens von Dalian haben schwer zu heben. Jeden Tag sind es etwa 10.000 Container, voll gepackt mit Elektroartikeln bis hin zu frischen Fischen. Schiffe aus aller Welt docken hier in der Küstenstadt Liaonings an. Dabei sind es aber vor allem Frachter aus Japan und Südkorea, die in Dalian Station machen. Doch der Chef des Hafens von Dalian, Sun Hong, sagt, aufgrund der globalen Finanzkrise würden derzeit weniger Container in Dalian umgeschlagen. Trotz des Negativtrends im Containergeschäft kann Sun Hong lächeln. Denn unter dem Strich schreibt der Hafen schwarze Zahlen und konnte sogar seinen Umsatz um zehn Prozent steigern. Sun Hong sagt, das Geschäft mit dem Öl blüht. Rohöl kommt hier im Hafen in Dalian an und wird in der Raffinerie direkt vor der Haustür weiterverarbeitet. Dann geht das veredelte Öl mit dem Schiff gen Südchina. Bei diesem Geschäft verdiene der Hafen doppelt, denn schließlich werde ja auch das Öl doppelt umgeschlagen, so Sun Hong. Die Geschäfte laufen gut und obwohl der Hafen von Dalian gerade erst eine dritte Erweiterungsphase abgeschlossen hat, liegen bereits weitere Zukunftspläne in der Schublade.
Mehr als drei Millionen Container werden in Dalian umgeschlagen. (Foto: Dai Shuang)
Öl- und Gasvorräte am Hafen von Dalian. (Foto: Dai Shuang)
Dalians Hafen auf einen Blick. Auf dem Modell behält man die Übersicht über das geschäftige Treiben. (Foto: Xu Qi)
Indes platzt Dalian schon fast aus allen Nähten. Der Platz für neue Unternehmen und Investitionen wird rar. Doch die Stadtregierung arbeitet schon daran, das Problem zu lösen. Das Zauberwort heißt Landgewinnung für etwa 19 Milliarden RMB. Hunderte von LKW liefern derzeit Schutt, Sand und Steine nach Xiaoyaowan nördlich des Dalianer Stadtzentrums. Insgesamt sollen es 40 Millionen Kubikmeter sein. Zwei Jahre soll es dauern, bis man dann dem Meer genug Land für etwa 120.000 Menschen abgerungen hat. Derzeit ähnelt das Gebiet einer kleinen Sand- und Steinwüste, die wie eine Zunge ins Gelbe Meer hineinreicht. Doch mitten in dieser Einöde strahlen bereits Poster mit Wolkenkratzern und gar einem Riesenrad. Diese Hochglanzvision von Xiaoyaowan soll in den nächsten zehn Jahren Wirklichkeit werden.
Dass es sich indes lohnt, Geschäfte in Dalian zu machen, können die Mitglieder des Golfclubs auf der Halbinsel Jinshitan schon allein mit dem Preis ihrer Mitgliedschaft bestätigen. Man muss etwa 90.000 US-Dollar berappen, um in diesem idyllisch gelegenen Privatclub direkt am Meer Mitglied zu werden. Exklusivität hat ihren Preis. Doch dafür können die vor allem japanischen und koreanischen Clubmitglieder auch auf Lebenszeit hier ihrer Golflust frönen.
Etwas preisintensiver kann es auch an Jinshitan, dem Goldenen Kiesel Strand, zugehen. Dort blüht vor allem im Juni, Juli und August das Geschäft mit dem Schatten. Festinstallierte Sonnenschirme beziehungsweise Sonnenzelte gibt es in vielen Größen. Das größte dieser Exemplare, ein Sonnendach in der Form eines Schmetterlings, kostet zur Hauptsaison 8.000 RMB pro Tag. Es seien meist große Reisegruppen, die sich diesen etwa 200 quadratmetergroßen Schatten leisten, sagt Liu Jun, der Vizechef des Erholungsgebiets von Jinshitan. Jetzt Anfang September sind die Strände unter der Woche wie leergefegt. Auch bei angenehmen Temperaturen von um die 25 Grad sieht man nur vereinzelt Menschen am Strand, nach Muscheln suchen. Doch Liu Jun versichert, an den Wochenenden herrsche am Goldenen Kiesel Strand wieder Hochbetrieb und das dann auch bis November.
Die Hauptsaison an Jinshitan, dem Goldenen Kiesel Strand, ist bereits vorbei. (Foto: Michael Koliska)
Artikel von Michael Koliska