Dalian ist auch bekannt für seine Sandstrände. Doch auf den ersten Blick sieht man in Wassernähe nur Kräne.Da werden Container auf Frachter geladen, während anderswo gleißendweiße Lichtbögen von einer gesunden Schiffsbauindustrie zeugen. Schweißer haben hier noch Hochkonjunktur im Vergleich zu vielen Werften in Norddeutschland.
Kräne soweit das Auge blickt. Dalians Hafen und Werften gehören zu den wirtschaftlichen Standbeinen der Stadt. (Foto: Michael Koliska)
Dalians russische Wurzeln sind streckenweise auch architektonisch noch sehr gut erhalten. (Foto: Michael Koliska)
Dalian hat als Tor zum Osten viele Firmen und Unternehmer aus dem Ausland angezogen. Auch hat die Stadt quasi internationale Wurzeln. Russland und Japan hatten für einige Jahre das Heft in Dalian fest in der Hand. Die Bewohner rühmen sich indes mit ihrer besonderen Gastfreundschaft. Und die kommt auch streckenweise nicht von ungefähr. Denn die Stadtväter hatten sich schon vor 30 Jahren einfallen lassen, Ausländern das Leben der Chinesen etwas näher zu bringen. So entschloss man sich 1978 im Kunming Wohnviertel von Dalian ausländischen Reisenden, ein Blick ins Wohnzimmer einiger chinesischer Familien zu gewähren. Lin Hongji und seine Frau Tang Yulan waren damals eine von fünf Familien, die ausländische Besucher zu sich nach Hause einluden. Mittlerweile ist Lin Hongji 76 alt, und er sagt, etwa 500 bis 600 Ausländer aus Japan, Deutschland, den USA, Kanada usw. hätten in seinen vier Wänden mit ihm und seiner Frau schon Tee getrunken. Auch wenn diese Besuche nur etwa jeweils eine halbe Stunde währten, sind zum Teil kleine Freundschaften entstanden. Lin Hongji zeigt stolz sein Fotoalbum gespickt mit Briefen aus Übersee. Kurz darauf verschwindet er in einem Nebenzimmer und kommt mit einem Traumfänger wieder. Diesen hätte ihm ein Besucher aus den USA vor etwa 15 Jahren geschickt. Lin Hongji sagt, der Traumfänger sei Kunst von den Ureinwohnern der USA - den Indianern.
Im Bürgerbüro des Kunming Wohnviertels plant man auch Besuche ausländischer Reisenden, die einen Blick in das Wohnzimmer einer chinesischen Familie werfen wollen. (Foto: Michael Koliska)
Lin Hongji und seine Frau Tang Yulan haben in den vergangen drei Jahrzehnten bis zu 600 ausländische Besucher in ihrem Wohnzimmer bewirtet. (Foto: Michael Koliska)
Fotos, Briefe und Zeitungsartikel zeugen von den Hunderten Besuchern, die mit Lin Hongji und seiner Frau Tang Yulan zusammen Tee getrunken haben. Lin Hongji hält einen Traumfänger in seiner rechten Hand, während Tang Yulan Kathryn Fischer und Michael Koliska von CRI sein Fotoalbum voller Erinnerungen zeigt. (Foto: Xu Qi)
Wang Qiang betreut dieses spezielle Projekt, das Chinesen und Ausländer einander näher bringt. Er sagt, das Feedback der Besucher sei schon beeindruckend. Für viele der Ausländer sei diese halbe Stunde im Wohnzimmer einer Gastfamilie nahezu das beste Erlebnis ihrer Reise. Mittlerweile machen 30 Familien bei dem Projekt mit und weitere sitzen bereits in den Startlöchern. Doch Wang sagt, dieses Jahr sei das Projekt auch kurzzeitig gestoppt worden. Schuld war der Grippevirus A/H1N1 und da wollte man lieber kein Risiko eingehen. Doch inzwischen kommen wieder Besuchergruppen und lassen sich vom Charme der Stadt und ihrer Einwohner bezaubern.
Michael Koliska