Die Gelbe Kranichpagode, auf Chinesisch "Huang He Lou", befindet sich auf dem Sheshan-Berg mitten im Stadtteil Wuchang von Wuhan und nahe dem Fluss Yangtze. Der Berg erhebt sich hoch über die Stadt, weshalb man von der Kranichpagode aus einen wunderbaren Ausblick auf alle Stadtteile hat. Die Pagode wurde auf dem so genannten "Gelben Kranich-Felsen" gebaut, daher rührt der Name.

Errichtet wurde die Anlage im Jahre 223, während der Zeit der Drei Reiche, als Holzkonstruktion. Im Laufe der Jahre wurde der Turm öfter durch Feuer, aber auch durch wechselnde Herrscher zerstört. Somit bekam er immer wieder ein neues Gesicht. Im Inneren des Turms findet man heute Holztafeln und Modelle, die die Geschichte und die Veränderungen mit der Zeit erläutern und demonstrieren. Der jetzige Turm wurde von 1981 bis 1985 erbaut, und das Design wurde anhand von Bildern aus der Qing-Dynastie nachgestellt. Er hat fünf Stockwerke und ist 51 Meter hoch. Li Anjian, Leiter des Verwaltungsbüros der Pagode, erinnert sich noch genau an den Tag, an dem die Pagode 1985 wieder eröffnet wurde.

"Im Jahr 1985 wurde die erste Bauphase der Parkanlage um die Pagode abgeschlossen. Am ersten Tag nach der Öffnung des Parks besuchten über 30.000 Menschen die Pagode. Der ganze Park glich einem wogenden Meer von Menschen."

Zusammen mit dem Yueyang-Turm in Hunan und dem Tengwang-Pavillon in Jiangxi zählt die Gelbe Kranichpagode zu den drei bekanntesten Türmen südlich des Yangtze. Der Grund, aus dem die Pagode landesweit so bekannt ist, liegt hauptsächlich in zwei großen Dichtern aus der Tang-Dynastie, nämlich Cui Hao und Li Bai.

Der gefeierte Dichter Cui Hao besuchte das Bauwerk im frühen achten Jahrhundert und schuf ein Gedicht über die Pagode, von der aus ein alter Freund von ihm Abschied nahm. Cui Hao beschreibt in seinem Gedicht den Schmerz beim Abschied seines Freundes, dessen langsames Verschwinden der Silhouette er vom Turm des Gelben Kranichs mitverfolgt.

Li Bai ist wohl der bekannteste Dichter in der chinesischen Geschichte. Anfang des achten Jahrhunderts nahm auch er bei der Gelben Kranichpagode von einem guten Freund Abschied, und zwar von Meng Haoran, der ebenfalls ein großer Dichter war. In einer melancholischen Stimmung schrieb Li Bai ein Gedicht, in dem er den Abschied in der Gelben Kranichpagode von seinem Freund beschreibt, der in Richtung Osten nach Yangzhou aufbricht, und Li Bai schließlich nur noch das Segel seines Schiffes am Horizont verschwinden sieht.

Wenn man in China über die Gelbe Kranichpagode redet, fallen einem sofort die beiden Gedichte ein. Li Anjiang ist sich auch bewusst, dass der Ruhm der Pagode den beiden Poeten zu verdanken ist.

"Cui Hao hat zuerst die Pagode durch sein Gedicht verbreitet, und anschließend Li Bai. China legt großen Wert auf Kultur und Tradition. Worin besteht die Kultur eines Pavillons oder einer Architektur fort? Doch meistens in Gedichten oder Artikeln von bekannten Literaten."

Auf der 51 Meter hohen Pagode gewinnt man einen wunderschönen Überblick über Wuhan, eine Stadt mit einer Bevölkerung von etwa neun Millionen. Auf der Pagode haben wir einen älteren Mann getroffen. Er ist mit seinem Enkel hergekommen, der seit langer Zeit im Ausland lebt und nun Urlaub in der Heimat macht. Er sagte, was er dem Enkel zeigen möchte, sei nicht nur die Pagode, sondern viel mehr.

"Einerseits möchte ich ihm die alte chinesische Architektur und Kunst zeigen. Andererseits kann er auf der Pagode einen Überblick gewinnen, wie sich seine Heimat Wuhan verändert hat. Als er mit seinen Eltern Wuhan verließ, war er erst vier Jahre alt. Seitdem hat sich die Stadt rasant entwickelt. Die Umwelt ist viel besser geworden, und es gibt immer mehr Hochhäuser in Wuhan."

Geschrieben von: Zhu Liwen

Übersetzt von: Zhu Liwen

Gesprochen von: Chen Yan