Mit 229 Metern ist das Zhong Tian Plaza das höchste Gebäude von Urumqi. Minarette und Kuppeln von Moscheen sind vom Hongshan-Berg aus praktisch keine zu sehen. Das Zentrum der Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang wird dominiert von einer Hochhaus-Silhouette wie sie in den meisten Großstädten Chinas anzutreffen ist.
Die Skyline von Urumqi
Seine rasante Entwicklung in den vergangenen 30 Jahren verdankt Urumqi in erster Linie seiner Lage als wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Herzen Xinjiangs. Von Urumqi aus, so der Entwicklungsplan der chinesischen Zentralregierung für Westchina, soll Xinjiang stufenweise erschlossen werden. Eine weitere Rolle beim raschen Aufstieg zum lokalen Wirtschaftszentrum spielten die reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen in der angrenzenden Umgebung.
Nicht nur das Stadtbild von Urumqi ist mittlerweile "chinesisch" geprägt, sondern auch die Zusammensetzung seiner Bevölkerung. Offiziellen Angaben zufolge betrug der Anteil von Han-Chinesen in Urumqi im Jahr 2000 knapp 76 Prozent. Die Uiguren, die zweitgrößte Nationalität der insgesamt 47 ethnischen Gruppen Xinjiangs, folgen mit einem Bevölkerungsanteil von rund 16 Prozent.
Die Bevölkerungsanteile von Han-Chinesen und Uiguren widerspiegeln sich auch im Straßenbild. Wer im Zentrum der Geschäftsmetropole Urumqi eine orientalische Atmosphäre erwartet, der wird enttäuscht. So wartet man am frühen Morgen beispielsweise vergeblich auf den markdurchdringenden Aufruf der Muezzin zum Gebet. Auch Männer mit langen Bärten oder Frauen mit Kopftüchern sieht man verhältnismäßig selten. Einzig der Geruch von Fladenbroten und Kebab, der vielerorts in der Luft liegt, die vielen Obststände sowie die uigurischen Schriftzeichen, die neben den chinesischen Schriftzeichen auf Verkehrsschildern und Werbeplakaten prangen, versprühen einen Hauch von Tausendeiner Nacht.
Zweisprachiges Urumqi
Wer das Leben der Uiguren in Reinkultur erleben will, muss sich schon zum Erdaoqiao-Bazar hinausbegeben. Wem dies nach den Unruhen vom 5. Juli zu gefährlich ist, sei das Museum des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang empfohlen. Hier erfährt man alles Wissenswerte über die Sitten und Bräuche der Uiguren sowie der anderen in Xinjiang heimischen ethnischen Gruppen. Selbst einige hervorragend erhaltene bis zu 3800-jährige Mumien gibt es zu bestaunen. Ob sie das moderne Urumqi auch als "Stadt von besonderen Charme" bezeichnen würden, wie es auf der Informationstafel auf dem Hongshan-Berg geschrieben steht, werden wir leider nie erfahren.
Text: Simon Gisler
Fotos: Li Qian