Kurz vor dem Anflug auf Lhasa riss dann auch die Wolkendecke etwas auf, und ein Blick aus dem Fenster ließ uns schon erahnen, was uns die nächsten Tage erwarten sollte: zerklüftete Bergketten mit kleinen Tälern, in denen sich verstreutliegende Dörfer regelrecht „verirrt" zu haben scheinen, so abgelegen sieht ihre Lage aus der Vogelperspektive aus. Dazu staubige Strassen, sich windende Bäche und Flüsse und immer wieder kleine Felder, abgegrenzt durch Steinmauern, die sich an die Berghänge schmiegen.
Zu unserer aller Freude wurden wir dann am Flughafen auch schon erwartet und mit einer sehr freundlichen Geste überrascht: mehrere Kollegen von CRI sind zur Planung unserer Reise schon seit einigen Tagen vor Ort, und sie ließen es sich nicht nehmen, unsere etwa 20-köpfige Gruppe mit einem Spruchband zu begrüßen und jedem einzelnem einen Hada, einen traditionellen tibetischen weißen Schal, umzuhängen.
Bei so einem freundlichen Empfang vergaßen wir kurz die langsam aufkommenden Kopfschmerzen und den leichten Schwindel, mit denen sich fast alle Teilnehmer auch noch den restlichen Tag abgeben mussten: ein Tribut an die Höhe. Lhasa liegt auf etwa 3.700 Metern, und an diese plötzliche Umstellung muss sich der Körper erst einmal gewöhnen. "Man zou" rieten uns daraufhin auch unsere Kollegen vor Ort nach der Begrüßung, "man zou" - "langsam gehen".
Wir hielten uns an diesen Ratschlag und verbrachten den Nachmittag im Hotel im Stadtzentrum, bevor wir uns zum Abendessen in einem traditionell tibetischen Restaurant einfanden. Allein die Lage des Restaurants war schon beeindruckend: direkt an der Westseite des Potala-Palasts gelegen, konnten wir vom Innern des Restaurants einen kleinen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt werfen. Aber auch das Restaurant selbst begeisterte mit traditioneller Architektur, verwegenen Balkenkonstruktionen und bunten Farben sowie buddhistischen Wandmalereien. Und erst das Essen! Kuhaugen, Rindsmagen, gekochter Schafskopf, Yakzunge und der obligatorische Buttertee gaben uns, zusammen mit anderen köstlichen Gerichten, einen Vorgeschmack im wahrsten Sinne des Wortes auf das, was uns in den kommenden Tagen hier auf dem Dach der Welt erwartet: ein anderer, ein unbekannter, ein faszinierender Teil Chinas!
Der krönende Abschluß eines wunderbaren ersten Tages hier in Lhasa war dann schließlich noch ein Spaziergang zum nahegelegenen Potala-Palast, der auch oder vielleicht gerade bei Nacht eine gewisse Erhabenheit und Ruhe ausstrahlt.
Soviel von den ersten Eindrücken, ich wünsche Ihnen alles Gute und freue mich, wenn Sie uns auch in den nächsten Tagen durch Tibet begleiten!
Text: Christoph Limbrunner