Die US-amerikanische Internationale Handelskommission (International Trade Commission, ITC) hat unlängst eine sogenannte Marktstörungs- untersuchung auf bestimmte Reifenprodukte aus China eingeleitet. Der dabei unterbreitete Vorschlag zur Einführung von Strafzöllen löst bei der chinesischen Reifenindustrie große Besorgnis aus. Mehr dazu in unserem folgenden Beitrag.
Bei dem Vorschlag der ITC handelt es sich in erster Linie um die Einführung von jährlich sinkenden Strafzöllen gegen PKW- und Kleintransporterreifen aus China. Diese sollen im ersten Jahr 55 Prozent betragen, im zweiten Jahr 45 und im dritten Jahr schließlich 35 Prozent.
Der Vorschlag sorgt mittlerweile in der chinesischen Reifenindustrie für große Besorgnis. Der Reifenhersteller GiTi ist Branchenführer in China und exportiert jährlich sieben Millionen Reifen in die USA. Shen Weijia, Vorstand des chinesischen Reifengiganten, hält es für unmöglich, das chinesische Reifenhersteller ihre Produkte auf dem amerikanischen Markt verkaufen können, sollten die USA die in Betracht gezogenen Beschränkungsmaßnahme umsetzen:
"Das Exportgeschäft der chinesischen Reifenhersteller verzeichnet jährlich einen Erlös von 800 Millionen US-Dollar, darunter 300 Millionen US-Dollar aus den USA. Eine derartige Beschränkungsmaßnahme wird zu einem drastischen Rückgang des Exportvolumens führen. Direkte Folgen wären dann zahlreiche Produktionseinstellungen, Fabrikschließungen und eine große Menge von Arbeitslosen. "
Branchenkenner schätzen, dass die Strafzölle gegen Reifenprodukte aus China landesweit einen Stellenabbau von 100.000 Arbeitsplätzen zur Folge haben könnten.
Zhang Yuqing ist verantwortlicher Mitarbeiter des chinesischen Handelsministeriums. Vor der Presse hat er das repräsentative Recht der US-Gewerkschaft United Steelworkers, die die entsprechende Petition eingereicht hatte, unter Zweifel gestellt:
"Die Gewerkschaft, die diese Petition eingereicht hat, vertritt die Interessen der US-Stahlarbeiter, nicht die der Belegschaft der Reifenindustrie. Ausgerechnet Organisationen wie die Tire Industry Association, die United States Tire Free Trade Association sowie die Retail Industry Leaders Association wehren sich gegen die Beschränkungsmaßnahmen."
Diese Aussagen bestätigen Vertreter des Chinesischen Verbandes der Kautschukindustrie und der Handelskammer für Erz- und chemische Produkte. Vertreter beider Organisationen nahmen am 7. August an einer Anhörung der International Trade Commission teil. Ihnen zufolge halten viele Vertreter der US-Reifenindustrie Beschränkungsmaßnamen gegen Reifenprodukte aus China für nicht lohnend.
Liu Yinan ist stellvertretender Präsident der Chinesischen Handelskammer für Erz- und chemische Produkte:
"Zahlreiche Hinweise deuten darauf hin, dass in China produzierte Reifen keinen direkten Wettbewerb für US-Produkte darstellen. Die in die USA exportierten Reifen landen in erster Linie auf dem Kundendienstmarkt, während die Produkte der US-Reifenhersteller direkt in die Fabrikhallen der Autobauer geliefert werden. "
Liu Yinan verwies überdies auf Statistiken, wonach das Exportvolumen chinesischer Reifen in die USA in der ersten Hälfte 2009 bereits um 16 Prozent aufgrund der sinkenden Nachfrage zurückging.
Cai Weimin, Generalsekretär des Chinesischen Verbandes der Kautschukindustrie, betonte vor der Presse den guten Ruf von Reifen aus China in den USA:
"Reifenprodukte aus China haben wegen ihrer vergleichsweise niedrigen Preise und guten Qualität bei den US-Verbrauchern große Anerkennung gefunden. Eine Exportbeschränkung gegen Reifen aus China würde die US-Verbraucher dazu zwingen, mehr Geld für Reifen auszugeben. "
Genaugenommen befinden sich unter den in die USA exportierten Reifen viele Produkte, die aus den Fabrikhallen von US-Herstellern stammen, die in China produzieren lassen. Schätzungen der US-Autohersteller Ford und GM zufolge würden die Kosten für die Produktion eines jeden in den USA vom Band laufenden Kraftfahrzeugs um 150 US-Dollar steigen, sollte die US-Regierung Strafzölle gegen importierte chinesische Reifen genehmigen.
Gemäß dem üblichen Arbeitsverfahren soll die endgültige Entscheidung, ob die Exportbeschränkungen für chinesische Reifen eingeführt wird, Mitte September von US-Präsident Obama abschließend getroffen werden.
Übersetzt von: Xu Wei
Gesprochen von: Chen Yan