Auch Kampfsportler haben ab und zu Prüfungsstress. Besonders wenn einmal wieder die Duan-Prüfung der chinesischen traditionellen Kampfkunst also das "staatliche Examen der Kampfkunst" in China ansteht. Mitte August ist es wieder soweit. Dann wollen etwa 10.000 Kampfsportler aus ganz China zu ihrer zweiten Duan-Prüfung in Zhengzhou und Dengfeng der zentralchinesischen Provinz Henan antreten.

Die Prüfung steht jedem offen. Dass heißt, jedem der ein bestimmtes Niveau im Wushu (der chinesischen traditionellen Kampfkunst) erreicht hat. Seit 1998 hat die chinesische Wushu-Vereinigung Prüfungen für niedrigere Ränge veranstaltet. Allerdings in einem viel kleineren Ausmaß. Doch 2008 hätten das staatliche Hauptamt für Sportwesen und die chinesische Wushu-Vereinigung die erste landesweite Duan-Prüfung erfolgreich abgehalten, sagt Kang Gewu vom Wushu-Forschungsinstitut des Wushu-Verwaltungszentrums des staatlichen Hauptamts für Sportwesen.

"Während der ersten landesweiten Duan-Prüfung der chinesischen traditionellen Kampfkunst haben wir einiges erreicht. Denn wenn eine solche Prüfung nur für eine Region abgehalten wird, gilt der Rang nur in dieser Provinz oder in diesem Gebiet. Dagegen gilt die von der chinesischen Wushu-Vereinigung kreierte staatliche Prüfung landesweit. Zum anderen versammeln sich so viele Wushu-Fans anlässlich der Prüfung an einem Ort. Da entstehen Freundschaften, und die Teilnehmer können sich wunderbar über Kampftechnik austauschen. Nach der ersten Duan-Prüfung haben uns zahlreiche Menschen angerufen und gefragt, ob es im nächsten Jahr wieder so eine Prüfung geben wird. So wussten wir, dass sich viele für eine weitere Prüfung interessierten."

Die Organisation für die zweite Duan-Prüfung in Wushu startete dann auch reibungslos. Dabei übertraf die Zahl der angemeldeten Prüfungsteilnehmer bei weitem die kühnsten Erwartungen der Veranstalter.

Auch ausländische Wushu-Fans sind von dieser speziellen landesweiten Prüfung ebenfalls begeistert. Doch aufgrund der Finanzkrise können einige der Kampfsportler nicht nach China reisen, um an der Prüfung teilzunehmen. Aber dies ist ein Problem, an dem bereits gearbeitet wird. So würden die Anliegen ausländischer Kampfsportler schon vom Wushu-Verwaltungszentrum berücksichtigt, sagte Kang Gewu.

"Ausländische Wushu-Liebhaber hoffen, dass das Duan-Prüfungssystem in ihren Ländern eingeführt werden könne. Die chinesische Wushu-Vereinigung wird auch dies in Erwägung ziehen."

Seitdem die staatliche Prüfung ins Leben gerufen wurde, haben mehr als 2.000 ausländische Wushu-Fans aus 31 Ländern und Regionen daran teilgenommen. Allerdings ist diese Zahl relativ klein im Verhältnis zu der ständig wachsende Wushu Fan-Gemeinde im Ausland. Das chinesische Wushu-Verwaltungszentrum wolle deshalb auf diesem Gebiet mehr tun, so Gao Xiaojun, der Direktor des Wushu-Verwaltungszentrums.

"Die Grundbewegungsabläufe für die gewählten Duan-Ränge werden noch erweitert. Wir glauben nicht, dass diese Bewegungen beschränkt werden müssen. Die von Wushu-Fans selbst kreierten Bewegungsabläufe werden auch anerkannt, solange diese den Rahmenrichtlinien folgen. So haben wir bei der Prüfung auch ausländischen Wushu-Sportlern einen bestimmten Spielraum gegeben."

Für jeden Wushu-Fan gilt es als Muss, dass sie wissen, wie die chinesische traditionelle Kampfkunst nach offiziellen und anerkannten Richtlinien praktiziert werden sollte. Das Duan-Prüfungssystem bilde gerade die Basis für diese Richtlinien, sagt Gao Xiaojun:

"Man kann Wushu allein anhand des Duan-Prüfungssystems stufenweise üben und erlernen. Da Wushu in das moderne Leben integriert werden soll, muss Wushu auch den modernen Sportsarten entsprechen. So muss der Sport insgesamt vereinfacht werden, damit man Wushu von Anfang an leicht erlernen kann. Wushu-Bewegungsabläufe sollen stufenweise praktiziert werden. Man kann also die Wushu-Grundlagen schnell erlernen und auch die Geschicklichkeit verbessern. Wushu kann helfen den Körper zu stärken. Gleichzeitig kann man durch das Wushu-Training aber auch die Essenz der chinesischen traditionellen Kampfkunst verstehen."

Übersetzt von: Zhu Qing'an
Gesprochen von: Lu Ming