Während die Nachfrage nach chinesischen Produkten im Ausland aufgrund der weltweiten Finanzkrise derzeit sinkt, zieht Chinas Binnenmarkt an. Exporteure satteln daher um. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie, liebe Hörer, in unserem folgenden Beitrag.
In ihrer 15-jährigen Geschichte ignorierte die Shanghai MinGuang International Group, Chinas größter Exporteur für Bett- und andere Haushaltswaren, weitgehend den heimischen Markt, da die Nachfrage aus Übersee kontinuierlich stieg. Doch seit Beginn der internationalen Finanzkrise steht das Unternehmen vor einem bisher unbekannten Problem: der schwindenden Auslandsnachfrage. Der Verkauf von Luxusbettdecken nach Russland brach in weniger als einem Jahr um 90 Prozent ein.
"Wir brauchen neue Märkte, um die harten Zeiten zu überstehen", sagt Wen Hesheng, MinGuangs Geschäftsführer. Der Markt liege direkt vor der Haustür.
MinGuang hat vor kurzem ein Abkommen mit dem Einzelhandelsriesen Bailian geschlossen, um in dessen Supermärkten und Kaufhäusern in Shanghai Verkaufsstände aufzubauen.
"Je mehr Produkte wir in unserem Heimatmarkt verkaufen, desto besser", so Weng. Seine aggressive Verkaufsstrategie in China zahlt sich aus: Das Unternehmen, das gewöhnlich 80 Prozent seiner Produkte nach Europa oder in die USA exportierte, rechnet damit, in seinem Heimatmarkt 60 Prozent des Gesamtumsatzes zu erreichen. "Ich glaube, in den kommenden Monaten wird diese Zahl noch steigen", meint Weng. MinGuang ist nicht der einzige Exporteur in Shanghai und der benachbarten Industrieregion, der das Potential des chinesischen Marktes erkannt hat, sagt Weng. Nachdem der Export fast ein Jahr lang zurückging, haben viele große Exporteure der Region ihren Fokus von Überseemärkten auf den heimischen Markt verlegt.
Ihre Begeisterung zeigte sich bei der zweitägigen Messe der Exportgüter für den heimischen Markt, die unlängst in Shanghai stattfand.
Mehr als 170 Exporteure aus der Region und 40 Handelsunternehmen aus China und dem Ausland stellten an 237 Ständen aus.
"Vor einem Jahr begannen wir, unsere Produkte über die französische Supermarktkette Carrefour in China zu verkaufen. Die heimische Kaufkraft hat unsere Erwartungen übertroffen", so Sun Qinhong, ein Verkäufer der Firma Shanghai Newest Luggage, die früher alle Waren exportiert hatte.
Das Unternehmen verkaufte im ersten Monat nach dem Einstieg bei Carrefour 1000 Reisekoffer für je 99 Yuan, oder 10 Euro. "Das Ergebnis war beeindruckend", sagte Sun.
Die wachsende Beliebtheit der Exportgüter weckte auch das Interesse der Einzelhändler. Carrefour zum Beispiel unterschrieb auf der Messe einen Vertrag mit vier Lieferanten über einen Warenwert von insgesamt 150 Millionen Yuan, umgerechnet 15 Millionen Euro.
Der Einkauf bei früheren Exporteuren ist der "Beginn einer neuen Art, in China Geschäfte zu machen", sagt Pierre Bertholat, Vizechef von Carrefour China. Die weltweite Finanzkrise hat das Netzwerk an heimischen Lieferanten enorm erweitert, sagt er.
Unterdessen hat die Shanghai RT-Mart einen Vertrag über 30 Millionen Yuan mit Shanghai ZunGui Electrical abgeschlossen: "Wir bekommen einen Einstiegsrabatt und bieten unsere Produkte hier viel billiger als im Ausland an", sagt Wang Chongzhi, Chef des Haushaltsgeräte-Herstellers, und fügt hinzu, dass es weitere Vereinbarungen geben werde.
Doch nicht alle Exporteure haben so viel Glück wie ZunGui und Newest Luggage. Liu Yongchang, ein Verkäufer eines kleinen Unternehmens für Geschenkartikel, muss auf der Messe noch den passenden Geschäftspartner finden: "Wir kennen den Geschmack der chinesischen Verbraucher nicht, und es ist nicht einfach für uns, mit unseren Produkten in die Kaufhäuser zu kommen", sagte Liu, der für Shanghai Royal Gifts arbeitet. Als Exporteur habe sein Unternehmen im heimischen Markt keinen Namen. "Handelsketten sind bei der Auswahl ihrer Lieferanten recht wählerisch. Wir kämpfen immer noch darum, anerkannt zu werden."
Bearbeitet von: Xu Wei
Gesprochen von: Xiao Lan