Der Hauptort der Provinz Liaoning ist bei weitem nicht nur ein Zentrum für die Schwerindustrie, sondern hat auch einige historische Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die bekannteste davon ist zweifellos der Kaiserpalast in der Altstadt, wo die chinesischen Kaiser regierten bis sie im Jahr 1644 nach Beijing übersiedelten.
Die Palastanlage wurde unter der Herrschaft der Mandschu-Kaiser in den Jahren 1625 bis 1636 erbaut und sieht aus wie eine Miniversion der „Verbotenen Stadt" in Beijing. Im Jahr 2004 wurde sie in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Im Gegensatz zur "Verbotenen Stadt" in Beijing ist der Kaiserpalast von Shenyang stark vom Architekturstil der Mandschuren, einem Nomadenvolk aus dem Nordosten Chinas, geprägt.
Die Architektur widerspiegelt die ländliche Herkunft der Mandschuren. So sind alle Dachränder, Säulen oder Stützbalken mit grüner Farbe bemalt.
Zudem wurden die elf Pavillons um die Dazhengdian-Halle herum, wo der Kaiser einst das Tagesgeschäft erledigte und Zeremonien abhielt, Jurten nachempfunden.
Mit seinen lediglich 114 Gebäuden kann der Kaiserpalast von Shenyang mit der "Verbotenen Stadt" in Beijing nicht mithalten. In punkto Körpergröße hingegen müssen sich die Shenyanger nicht verstecken. In China heißt es, die Menschen im Süden seien kleiner als jene aus dem Norden. Ein Bummel durch die Fußgängerzone scheint diese These zu bestätigen. Es ist wirklich auffallend, wie viele großgewachsene Menschen beider Geschlechter es hier gibt.
Ungewöhnlich sind in Shenyang auch die Dreiräder.
Anders als in den (meisten) anderen Städten Chinas befindet sich die Ladefläche nämlich vor und nicht nach dem Lenker. Ob diese eigenwillige Konstruktion ein stiller Protest der Shenyanger Bevölkerung auf die Verlegung des Kaisersitzes von ihrer Stadt nach Beijing ist, ist nicht überliefert.
Mit freundlichen Grüssen aus Shenyang,
Simon Gisler