Das Leben ist eine lange Reise voller Höhen und Tiefen. Der nigerianische Fußballprofi Gabriel Melkam kann ein Liedchen davon singen. Nach einer eher durchwachsenen Zeit in Deutschland spielt er mittlerweile in der chinesischen Superliga. An sein neues Umfeld hat er sich schon längstens gewöhnt. Zum privaten Glück fehlt ihm einzig noch seine Familie, die in Deutschland lebt.

"Sie werden um zwölf Uhr in Beijing ankommen. Ich freue mich unwahrscheinlich, dass sie bald bei mir in China sein werden. Morgen werde ich mit ihnen nach Changchun reisen. Ich habe dort schon alles für sie vorbereitet."

Die Vorfreude beim nigerianischen Fußballer Gabriel Melkam ist riesig. Er hat seine Frau und Tochter schon drei Monate lang nicht mehr gesehen. Obwohl er täglich mit seinen "Mädels", wie er seine Ehefrau und Tochter liebevoll nennt, telefoniert, vermisst er die beiden unsäglich. Die bevorstehende Ankunft seiner Familie in Beijing ist für den Familienmenschen Melkam ein ganz besonderes Ereignis. Er kann es kaum erwarten, seinen "Mädels" endlich sein neues Zuhause Changchun zu zeigen.

Gabriel Melkam ist in seiner Heimat Nigeria ein bekannter Fußballer. In der Nationalmannschaft hat es der 29-Jährige bisher auf vier Einsätze gebracht. Von 1998 bis 2006 spielte er auch in der ersten und zweiten Fußballbundesliga für Wattenscheid, Karlsruhe, Siegen und Hansa Rostock. Der ganz große Durchbruch gelang dem Nigerianer mit deutscher Staatsangehörigkeit in Deutschland jedoch nie. Nach acht Jahren verabschiedete er sich nach China, wo er beim Verein Xiamen Lanshi anheuerte. Mittlerweile spielt er für Yatai in der nordchinesischen Autostadt Changchun.

Melkam ist ein Weltreisender in Sachen Fußball. Der Kulturunterschied zwischen seinem Heimatland Nigeria und Deutschland, seiner ersten Station im Ausland, war ähnlich groß, wie der Wechsel in den Norden Chinas. Sich an ein neues Umfeld zu gewöhnen, macht dem robusten Verteidiger jedoch nichts aus. Jede Stadt strahlt für ihn einen besonderen Reiz aus. Falls er nicht Fußballprofi geworden wäre, hätte er gerne Kungfu in China gelernt, witzelte er vor seiner Vertragsunterzeichnung bei Xiamen Lanshi:

"China ist für mich ein sehr fremdes Land. Ich habe China zuerst durch chinesische Filme kennengelernt. Ich kenne viele Kungfu-Stars wie Jack Chen, Jet Lee und auch den Filmstar Chow Yun Fat."

Kungfu-Liebhaber Melkam kam im Jahr 2006 erstmals nach China. Seine erste Station war die Küstenstadt Xiamen in der südchinesischen Provinz Fujian. Obwohl er nur eine Saison für Xiamen spielte, schaut Melkam gern auf seine Zeit in Fujian zurück:  

"Xiamen ist eine sehr schöne Inselstadt. Ich habe meinen Freunden schon damals gesagt, dass ich sehr gerne in China leben möchte."

Aufgrund der besseren sportlichen Perspektive wechselte Melkam nach lediglich einer Saison von Xiamen nach Changchun. Dank der Warmherzigkeit der Menschen - sowohl in Xiamen als auch in Changchun - fühlte sich der Familienmensch Melkam im kalten Norden Chinas rasch wie zu Hause:

"Manchmal werde ich beim Essen oder im Taxi von den Leuten erkannt. Oft weigern sich die Leute, Geld von mir zu nehmen. In solchen Momenten fühle ich mich jeweils akzeptiert wie ein Familienmitglied."

Auf dem Fußballplatz ist Melkam ein kompromißloser Verteidiger, vor dem die gegnerischen Stürmer eine gehörige Portion Respekt haben. Neben dem Platz zählt für Melkam aber nur die Familie. Seine Frau und seine Tochter sind sein Ein und Alles. Sie geben ihm die Motivation, jeden Tag hart zu trainieren. Ein Leben ohne sie wäre für Melkam unvorstellbar:

"Ich rufe meine Frau und Tochter sehr oft an, weil sie in Deutschland wohnen. Manchmal gibt es nichts Besonderes zu sagen. Ich vermisse sie einfach und möchte ihnen sagen, dass ich sehr an sie denke."

Sobald seine beiden "Mädels" in Changchun angekommen sind, will Melkam sie mit den kulinarischen Köstlichkeiten vertraut machen und ihnen die Kultur Chinas näherbringen.

Auf der Fahrt zum Flughafen erzählt uns Melkam, dass er in den Tagen vor der geplanten Ankunft seiner Lieben immer wieder von seiner Tochter geträumt hat. In seinem Traum sei er mit seinen Mitspielern vor den Augen seiner Tochter auf den Platz gelaufen. Vor dem Anpfiff habe ihm seine Tochter dann von der Tribüne aus zugerufen: "Auf geht´s!"

Als Melkam am Flughafen seine Liebsten erblickt, gibt es kein Halten mehr. Überglücklich schließt er seine attraktive deutsche Frau und seine süsse Tochter in die Arme. Für einmal drehen sich seine Gedanken nicht ums runde Leder. Aus den großen Augen seiner Tochter spürt man, dass die neue Welt für sie noch etwas fremd ist. Doch dies wird sich schon bald ändern. Denn Melkam ist fest entschlossen, sich mit seiner Familie langfristig in Changchun niederzulassen.

Übersetzt von: Kong Jie

Gesprochen von: Chen Yan