Bäume als Trennwand - Autobahn von Changchun nach Yanji
Maisfelder, grüne Wiesen und dichte Nadelbaumwälder. Am Horizont die sanft aufsteigende Silhouette von bewaldeten Berghängen. Dazwischen eingebettet in die hügelige Landschaft vereinzelte Weiler und Bauernhöfe. Grün soweit das Auge reicht. So präsentiert sich die Provinz Jilin entlang der 400 Kilometer langen Autobahnstrecke von Changchun nach Yanji, dem Hauptort des koreanischen autonomen Bezirks Yanbian.
Jilin - grün soweit das Auge reicht
Kühe und andere Nutztiere sind auf der ganzen Strecke praktisch keine zu sehen. Dasselbe gilt für die Menschen. Je weiter wir uns vom Provinzhauptort Changchun entfernen, desto weniger Menschen sind auszumachen. Der 1952 gegründete koreanische autonome Bezirk Yanbian ist flächenmäßig halb so groß wie Südkorea. Während in Südkorea fast 50 Millionen Menschen leben, weist Yanbian aber lediglich eine Bevölkerungszahl von etwas mehr als zwei Millionen auf. Die neuen Strassen durch den hügeligen Bezirk sind dementsprechend gering befahren.
40 Prozent der etwas über zwei Millionen Einwohner Yanbians gehören zur koreanischen Minderheit. Die meisten ihrer Vorfahren verliessen die koreanische Halbinsel infolge von Hungersnöten gegen Ende des 19. Jahrhunderts oder flüchteten vor dem Einmarsch der Japaner zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute ist Yanbian Chinas Region mit der größten Anzahl Angehöriger der koreanischen Minderheit.
Die Zutaten für "Cai Bao Rou"
Ein erstes Beispiel des koreanischen Einflusses erhalten wir beim Abendessen in Yanji. Auf dem reichhaltig gedeckten Tisch befinden sich neben einer kalten Platte Hundefleisch auch das rassige koreanische Nationalgericht Kimchi. Kimchi besteht aus Kohl, der zusammen mit Chili, Zwiebeln, Knoblauch und anderen Gewürzen vermengt und danach rund zwei Wochen eingelegt wird. Ebenfalls typisch koreanisch ist "Cai Bao Rou", eine Füllung aus Schweinefleisch und verschiedenen Gemüsesorten, die in ein Salatblatt eingewickelt wird.
Was machen wohl sie mit diesen riesigen Nudel-Portionen?
Nichts für kleine Esser sind die kalten Nudeln - das kulinarische Aushängeschild von Yanji schlechthin - die am Ende einer Mahlzeit in einer großen Salatschüssel serviert werden. Die Größe der Portion Nudeln widerspiegle die Gastfreundschaft und Großzügigkeit der koreanischen Minderheit in China, erklärt Herr Jin von der Stadtregierung. Obwohl die Nudeln sehr gut schmecken, muss ich bereits nach einigen Bissen Forfait geben. Wie erst die Mägen der zierlichen und gertenschlanken Tänzerinnen, die wir nach dem Abendessen im Kultur- und Kunstzentrum der koreanischen Nationalität in Yanji bewundern, mit einem solch großen Nudeleintopf fertig werden, bleibt das Geheimnis von Herrn Jin.
Mit freundlichen Grüssen aus der Stadt der riesigen Nudeleintöpfe,
Text und Fotos: Simon Gisler