Vor sechs Jahren begann die chinesische Regierung mit der Umsetzung einer Strategie zur Wiederbelebung alter Industriestandorte im Nordosten Chinas. Seither wird in der Provinz Jilin die technische Modernisierung zügig vorangetrieben und der Bereich Forschung und Entwicklung kontinuierlich ausgebaut. Das Ziel dieses Modernisierungsprozesses ist es, die industrielle Struktur den lokalen Begebenheiten anzupassen. Auf diese Weise soll dem ehemaligen Industriestandort neues Leben eingehaucht werden.

Die nordöstlichen Provinzen Heilongjiang, Jilin und Liaoning bilden zusammen einen der wichtigsten ehemaligen Industriestandorte Chinas. Die Region hat einen großen Beitrag zur Förderung der industriellen Entwicklung in China geleistet. Aufgrund verschiedener Faktoren hat sich die wirtschaftliche Entwicklung im Nordosten Chinas in den vergangenen Jahren jedoch verlangsamt. Im Vergleich zu den prosperierenden Städten entlang der Ostküste muss der Nordosten Chinas heutzutage als rückständig bezeichnet werden. Um dieser Situation entgegenzuwirken, hat die chinesische Zentralregierung im Jahr 2003 ein Strategiepapier ausgearbeitet. Dem Papier zufolge sollen die Provinzen Heilongjiang, Jilin und Liaoning in Zukunft vom Staat finanziell stärker unterstützt werden.

Die Provinz Jilin ist bekannt für ihre Automobil- und Maschinenbauindustrie. Die Infrastruktur der hier beheimateten großen Staatsunternehmen konnte jedoch seit den 1990er Jahren immer weniger mit dem rasanten technologischen Fortschritt Schritt halten. Infolgedessen konnten sich die Staatsbetriebe auch nicht mehr weiterentwickeln. Ins Strategiepapier der Zentralregierung wird daher viel Hoffnung gesetzt. Ein Unternehmen, das von der Staatshilfe profitiert hat, ist die Changchun Railway Vehicles Co. Ltd. Dank der Unterstützung durch die Regierung erhielt das Traditionsunternehmen einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Yuan RMB. Die Gelder flossen hauptsächlich in die technologische Modernisierung sowie das Forschungswesen. Nach einigen mageren Jahren hat sich die Changchun Railway Vehicles Co. Ltd. wieder aufgefangen. Mittlerweile gehört das Unternehmen chinaweit zu den Marktführern im Zugbau. Zhang Dongli, der Direktor eines Tochterbetriebs von Changchun Railway Vehicles Co. Ltd., erklärt uns das gegenwärtige Erfolgsrezept der Firma:

"Wir haben ein eigenes Forschungszentrum gegründet. Weltweit sind wir nun führend, was die Produktionsfähigkeit beziehungsweise das technische Niveau bei der Herstellung von Zügen anbelangt. Wir stellen rund 76 Prozent aller Teile selber her."

Die Changchun Railway Vehicles Co. Ltd. ist einer der größten chinesischen Zughersteller. Sie verfügt über einen Anteil von mehr als 50 Prozent auf dem chinesischen Markt. Seit Jahren hat die chinesische Regierung den städtischen Schienenverkehr tatkräftig gefördert, was dem Unternehmen jetzt entgegenkommt. Offiziellen Angaben zufolge stammen 80 Prozent aller Züge, die im städtischen Schienenverkehr in China zum Einsatz kommen, vom Unternehmen aus Changchun.

Neben der Verbesserung seiner Innovationsfähigkeit hat der Zugbauer aus Changchun stets moderne Technologien aus dem In- und Ausland in seine Züge integriert. Viele seiner Schlüsseltechnologien gelten bereits jetzt als international führend. Kein Wunder also, dass die ausländische Nachfrage nach Zügen der Firma aus Changchun groß ist. Zhang Dongli ist mit der gegenwärtigen Auftragslage denn auch sehr zufrieden:  

"Unsere Produkte sind bereits in viele Länder und Regionen wie Australien, Hongkong oder Thailand exportiert worden. Im Moment haben wir im Ausland sechs oder sieben Projekte am Laufen. Rund ein Drittel aller unserer Produkte ist für den Export bestimmt. Die meisten unserer Bestellungen stammen aus dem Ausland. Die wissenschaftlich-technischen Anforderungen an unsere Produkte werden immer höher. Gegenwärtig sind wir sehr beschäftigt."

Aufgrund ihrer qualitativ hochwertigen Produkte und ihren niedrigen Produktionskosten habe sich die globale Wirtschaftskrise nur bedingt auf die Geschäfte der Changchun Railway Vehicles Co. Ltd. ausgewirkt, betont Zhang Dongli.

Die Provinz Jilin ist die Heimat der chinesischen Automobilindustrie. Das erste Fahrzeug nach Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 wurde von der Firma First Automobile Works (FAW) in Changchun hergestellt. Der Entwicklungsplan der Zentralregierung zur Wiederbelebung der alten Industriestandorte beinhaltet auch Maßnahmen zur Förderung der Automobilindustrie in Jilin. Wie der Changchun Railway Vehicles Co. Ltd. ist es auch der FAW in Changchun in den vergangenen Jahren gelungen, ihre Konkurrenzfähigkeit stetig zu steigern. Inzwischen nimmt das Unternehmen landesweit wieder eine führende Rolle ein. Dazu Bai Yu, ein Handelvertreter der FAW:

"Unser Produktionsprozess ist modern. Wir haben unsere Produktionskapazität maximiert, um die Produktionskosten zu senken. Wir wollen unsere Konkurrenzfähigkeit weiter erhöhen."

Die FAW verfügt bereits über ein ausgedehntes Vertriebsnetz in ganz China. Eine Expansion ins Ausland ist ebenfalls geplant. Die FAW ist mittlerweile der profitabelste aller chinesischen Autohersteller. Trotz seines jüngsten Erfolges will das Unternehmen aus Changchun weiter wachsen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, setzt die FAW auf ein neuartiges Design sowie die Entwicklung von umweltfreundlichen Autos. Die FAW habe schon lange mit der Entwicklung von umweltfreundlichen Autos begonnen, sagt Bai Yu. Deshalb verfüge sie inzwischen über viele Patentrechte in diesem Bereich. Zudem habe die FAW auch die Weiterbildung ihrer Angestellten gezielt gefördert. Die Entwicklung eines umweltfreundlichen Fahrzeuges innerhalb der nächsten beiden Jahre sei die logische Konsequenz dieser Maßnahmen, erklärt Bai Yu:

"Wir haben die Verwendung von sauberen Energien als Antrieb für unsere Fahrzeuge ausgiebig erforscht. Unser Ziel ist die Produktion von umweltfreundlichen Fahrzeugen mit einem niedrigen Energieverbrauch. In den nächsten zwei Jahren werden wir solche Fahrzeugtypen auf den Markt bringen."

Übersetzt von: Zhang Chen

Gesprochen von: Chen Yan