F: Liebe Hörer, was Sie gerade gehört haben, war das berühmte alte chinesische Musikstück "Guanglingsan", das auf der Guqin, einer antiken chinesischen Zither, gespielt wurde. Das Musikstück "Guanglingsan" zählt zu den zehn berühmten alten chinesischen Musikstücken und ist Forschungen zufolge mindestens 2.000 Jahre alt. Die antike chinesische Zither Guqin, auf dem dieses Stück gespielt wird, hat sieben Saiten und verzaubert mit ihrem schönen Klang die Zuhörer schon seit 3.000 Jahren. Viele berühmte Literaten und Poeten spielten im Laufe der Zeit dieses Instrument. Heute wird die antike Zither gerade in Beijing wiederentdeckt und erlebt eine neue Blütezeit. Denn auch in modernen Zeiten erlegen viele Menschen dem schönen Klang der Guqin und lauschen begeistert den darauf gespielten Melodien.

M: In einem Raum in der ehemaligen Kaiserlichen Akademie an der Guozijian-Straße im Beijinger Xicheng-Bezirk findet gerade ein Kurs für antike chinesische Zither statt. Unter der Leitung eines schon etwas älteren Herrn lernen die Kursteilnehmer die Technik zum Spielen dieses Instruments kennen. Unter den Teilnehmern sind sowohl Kinder als auch ältere Leute, und alle folgen gewissenhaft den Erklärungen des Lehrers. Die antike chinesische Zither ist als Musikinstrument mit langer Tradition nicht mehr so mysteriös, wie sie es lange Zeit war. Im Gegenteil, die Guqin wird immer populärer, gerade in Beijing!

F: Vor etwa einem halben Jahr wurde an der Kaiserlichen Akademie in Beijing erstmals ein Kurs für antike chinesische Zither angeboten. Seither haben über 600 Menschen an so einem Kurs teilgenommen. Eine Lehrerin an der Akademie, Zhang Yiran, erzählt uns mehr über den Kurs, den sie hält:

"Wir hoffen, dass durch unsere Kurse die Chinesen wieder mehr über die antike chinesische Zither erfahren. Dieses Instrument ist anders als die westlichen Musikinstrumente, die sich ja normalerweise im Laufe der Zeit etwas abnutzen. Je länger aber eine antike chinesische Zither genutzt wird, desto schöner klingt sie. Ich habe einmal eine Melodie gehört, die auf einer 1.400 Jahre alten Guqin gespielt wurde. Die Töne klangen einfach wunderschön! Die antike Zither zählt generell zu den ältesten Musikinstrumenten Chinas. Ich hoffe, dass die Chinesen dieses Instrument nicht vergessen und sich auch in Zukunft an den schönen Melodien berauschen."

M: Seit der Einführung dieses Musikkurses gab es also schon viele Anmeldungen. Für Kursleiterin Zhang Yiran kam das große Interesse aber dann doch etwas überraschend:

"Wir sind sehr froh und begeistert, dass sich so viele Menschen für dieses alte Musikinstrument interessieren. Bevor wir den Kurs einführten, wussten wir nicht, wie viele Teilnehmer überhaupt kommen würden. Viele Kursteilnehmer sagten uns dann aber, dass sie schon lange im Internet oder im Radio nach genau so einem Kurs gesucht haben. Ihre Leidenschaft für dieses Instrument hat uns sicher sehr berührt."

F: Die Guqin eignet sich dank ihres eleganten Stils und des harmonischen Klangs sehr gut zur Überwindung von melancholischen Stimmungen und wurde im alten China auch zum Ausdruck verschiedener Gefühle und Launen eingesetzt. Das ist wahrscheinlich ein Grund für die Beliebtheit des Instruments, damals wie heute. Frau Wang ist 29 Jahre alt und ist von Beruf Restauratorin von antiken Büchern. In der Freizeit beschäftigt sie sich gerne mit traditioneller chinesischer Malerei. Sie sagt, sie habe zufällig ein Musikstück gehört, das auf einer dieser alten Zithern gespielt wurde, und daher nehme sie nun an diesem Kurs teil.

"Vor etwa drei Jahren hörte ich einmal zufällig das berühmte Werk "Guanglingsan", gespielt auf einer antiken Zither. Damals wusste ich gar nichts über die Guqin. Aber als ich die Melodie hörte, fühlte ich mich sofort besser. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich las dann verschiedene Bücher über die antike Zither, und als ich hörte, dass es in der Kaiserlichen Akademie einen Kurs für Guqin gibt, wollte ich sofort mitmachen."

M: Für Frau Wang klingen die auf einer Guqin gespielten Melodien wie klares und fließendes Wasser, gleichzeitig aber voller Bedeutung. Dieses Gefühl könne sie durch andere Musikinstrumente nicht spüren. Und es passe auch gut zu ihrer Arbeit und zu ihrem Hobby, die antike Zither zu lernen.

F: Im Vergleich zum alten chinesischen Musikinstrument Zheng mit ihren 21 Saiten ist die antike Zither leichter zu erlernen, verfügt sie schließlich nur über sieben Saiten. Aber diese sieben Saiten reichen, um bezaubernde Musik zu erzeugen. Dies bestätigt auch die Kursteilnehmerin Gao:

"Ich finde, die antike chinesische Zither ist leicht zu erlernen und zu spielen. Die Melodien der antiken Zither erfrischen mich oft."

M: Ganz genau, und wegen dieser Besonderheit wird die Guqin besonders gerne von Menschen in großen Städten gespielt, denn gerade Stadtmenschen stehen oft unter großem Druck. So wie Frau Li. Sie ist 45 Jahre alt und hat ihre Tochter mit zu einem Kurs gebracht. Sie findet, das Spielen der antiken Zither schaffe eine ruhige und angenehme Atmosphäre:

"In der heutigen Zeit gibt es zu viele Geräusche in unserem Leben. In diesem Kurs finde ich eine ruhige Atmosphäre vor. Heute lebt man unter großem Druck und der Lebensrhythmus verläuft sehr schnell. Hier findet man eine gute Methode, um sich zu entspannen."

F: Auf den Kurs für antike chinesische Zither werden auch viele Passanten und Ausländer aufmerksam, wenn sie an der Kaiserlichen Akademie vorbeikommen. Lehrerin Zhang Yiran erzählt, dass besonders viele Ausländer großes Interesse an diesem alten chinesischen Instrument zeigen. Diese Bewunderung lässt sich auch an folgender interessanter Tatsache erkennen: die amerikanischen Raumsonden Voyager 1 und 2, die 1977 auf eine Reise zur Erforschung des äußeren Planetensystems geschickt wurden, tragen jeweils eine goldene Platte bei sich. Auf diesen Platten sind verschiedene Informationen und Audiodateien gespeichert, und eine dieser Audiodateien enthält ein Musikstück gespielt auf einer traditionellen chinesischen Zither!

Die Chinesen lieben also zu Recht diesen Bestandteil ihre Kultur und bewahren dieses Erbe mit Freude und Hörgenuss!

Moderatoren: Lü Xiqian, Michael Koliska