Dieser Tage trifft sich die Welt in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang. In Harbin, der Hauptstadt der Provinz, kommen nun bereits zum 20. Mal Vertreter und Unternehmen aus über 80 Ländern zusammen, um Milliardengeschäfte zu machen. Dicht an dicht stehen in der Halle, die etwa so groß wie zwei Fußballfelder ist, die Aussteller zusammen. Neben chinesischen Firmen sind es vor allem russische Unternehmen, die mit attraktiven langbeinigen Models versuchen, Besucher anzulocken. An manchen Ständen sind es gar Tanzgruppen in Bikinis, die natürlich die Blicke zahlreicher Passanten auf sich ziehen. Australische Weinhändler haben indes bildhübsche chinesische Hostessen in Miniröcke eingekleidet, damit eine Weinprobe eventuell schneller zu einem Vertragsabschluss führt. Wohin man auch auf dem Messegelände geht, nirgendwo scheint es ein Fleckchen absoluter Entspannung zu geben. Während man sich an den Ständen nur einen ersten Eindruck verschafft, werden in den Hinterzimmern Verträge unterschrieben. So wurden beispielsweise im vergangenen Jahr Abschlüsse in Höhe von mehr als 100 Milliarden US Dollar erzielt. In diesem Jahr erhoffen sich die Veranstalter sogar noch mehr...
Die 20. China - Harbin Internationale Handelsmesse zieht Aussteller aus über 80 Ländern an. Zu sehen gibt es nahezu alles von Baumaschinen bis frischen Honig.
Mittendrin im emsigen Getummel locken Städte wie Mudanjiang, Suihenfe und Hailin auf ihren Ständen Unternehmen und Investoren an. Mit einem von Harbin über Mudanjiang bis hin nach Wladiwostok reichenden Wirtschaftskorridor hoffen die Lokalregierungen, alle notwendigen Karten in der Hand zu halten, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen und ideale Bedingungen für Neuansiedlungen zu bieten. Heilongjiang befindet sich insgesamt in einer Transformationsphase, insbesondere die grenznahen Gebiete zu Russland. Die internationale Finanzkrise hat diese Regionen jedoch besonders hart getroffen, da dort vorwiegend durch Im- und Export Geld verdient wird.
Gleich zu Beginn der Harbiner Handelsmesse waren es vor allem hochrangige Regierungsvertreter, die einen Blick auf die Ausstellungsstände werfen wollten. Gefolgt von einer hektischen Entourage von Journalisten und Beamten, schoben sie sich, Bienenschwärmen gleich, zwischen den Ständen hindurch. Aus Sicherheitsgründen kann dann unter Umständen auch schon mal kurzfristig der Einlass für alle Otto-Normal-Verbraucher geschlossen werden.
Das moderne Ausstellungs- und Sportzentrum Harbins ist der ideale Ort für Milliardengeschäfte.
Von riesigen Baumaschinen über Honig bis hin zu feinem Kunsthandwerk hat die Messe allerhand zu bieten. Diese Vielfalt hat sich auch bis nach Deutschland herumgesprochen. So sind zahlreiche Delegationen aus mehreren Bundesländern extra nach Harbin gereist. Und für die deutschen Gäste haben die Messeveranstalter sogar extra den zweiten Tag (Dienstag, den 16. Juni) der Messe freigehalten!
Text: Michael Koliska