Knapp vier Stunden dauere es mit seinem Fährboot über den Jingbo See von Mudanjiang zu tuckern, sagt Schiffskapitän Bu Xianfa. Schon seit 15 Jahren schippert er Touristen über den etwa 50 km langen und 8 km breiten See. Der Jingbo oder Spiegel See ist eines der größten Urlaubs- und Erholungsgebiete der nordöstlichen chinesischen Provinz Heilongjiang. Den vulkanischen Ursprung des Sees kann man auf Schritt und Tritt finden. Überall trifft man auf das schwarze und grobporige Vulkansgestein. Dabei ist der See von grünen und oft von Wolken vergangenen Bergen umringt, die sich prachtvoll im Wasser spiegeln. Der Jingbo See versorgt viele Menschen der Region und nicht nur in der Tourismusbranche. Der See gilt auch als größte Frischwasserquelle der Gegend und als nahezu unerschöpflicher Fischlieferant. Kein Wunder, dass zu Zeiten der Ming-Dynastie der See auch Huerha hieß – Großes Netz. Leckeren frischen Fisch aus dem Spiegelsee gibt es auch in den zahlreichen Restaurants am Ufer.
Eine weitere Attraktion, die der See zu bieten hat, ist ein etwa 20 Meterhoher Wasserfall. Ein idealer Ort für romantische Treffen oder Erinnerungsfotos. Schon vor Jahren hat die Regierung die ganze Gegend unter Naturschutz gestellt, um diesen einzigartigen See auch der Nachwelt zu erhalten.
Neben dem Tourismus setzt Heilongjiang unter anderen auf den Export als wirtschaftsliches Zugpferd. Knapp vier Stunden mit Bus vom Jingbo See entfernt liegt Dongning. Ein Teil der Strasse zwischen Mudanjiang und Dongning wird gerade zu einer vierspurigen Schnellstrasse ausgebaut. Denn Dongning liegt direkt an der russischen Grenze und der Export blüht. Der Grenzübergang in Dongning wurde 1989 eröffnet und mittlerweile gehen pro Jahr etwa eine Million Tonnen an Waren über die Grenze. Gleichzeitig reisen etwa eine Million Menschen von China nach Russland oder umgekehrt über Dongning. Sie wollen entweder Geschäfte oder einfach nur Urlaub machen. Exportschlager in der Region sind neben Gemüse vor allem Blumen und Autos. In Sachen Export – Import zählt Dongning zu den drei wichtigsten Grenzorten in Heilongjiang. Das drücke sich auch in der Zahl der Menschen aus, die vom Grenzüberschreitenden Handel leben, sagt Sun Yong Guang, Sektretär des Komitees der KP Chinas im Kreis Dongning. Er betont, dass knapp die Hälfte der Arbeitsplätze der Stadt am Grenzhandel beziehungsweise am Grenzübergang hängen würde. Auch kämen nahezu die Hälfte der Einnahmen Dongnings vom grenzüberschreitenden Ex-und Importgeschäft, so Sun Yong Guang. Diese blühende Grenzhandel zieht zahlreiche Firmen nach Dongning, denn trotz temporärer Handelsrückgänge aufgrund der Finanzkrise, hoffen viele hier auf gute Geschäfte.
Fotos und Text: Michael Koliska