Denkt man an Trickfilme, dann fallen einem sofort Länder wie Japan oder die USA ein. Doch auch China hat immer mehr ein Wörtchen mitzureden, wenn es um die Produktion von Zeichentrick- oder Animationsfilmen geht. In Harbin, der Hauptstadt Heilongjiangs, arbeitet man bereits kräftig daran, den Abstand zu den Top-Trickfilmstudios der Welt wettzumachen. Über 70 Firmen haben sich in dem vor nicht einmal 3 Jahren gegründeten Industriepark für Animationsfilme niedergelassen. Der riesige Pingfang Industriepark steckt quasi noch in den Kinderschuhen und so stehen einige Gebäude noch leer, während weitere in der Bauplanung sind. Viele der Programmiere und Graphikdesigner im Industriepark haben auch in Harbin studiert. Gleich von Beginn an gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Schulen aus der Region und dem Animationszentrum.
Xiao Zhihui hat als Comiczeichner angefangen bevor er seine eigene Firma gründete. Noch heute packt er kräftig selbst mit zu bei der Kreation und Entwicklung von Filmen.
Xiao Zhihui hat für seine große Firma mit 200 Mitarbeitern eine ganze Etage im Bezirk Pingfang angemietet. Er sagt, derzeit sei das Harbiner Zentrum für Animations- und Trickfilme gerade an 16. Stelle der Top-20 in China. Es gebe noch viel zu tun, aber Xiao Zhi Hui meint, man arbeite sich langsam und allmählich hoch. Obwohl er und andere Firmen schon zahlreiche Produktionen für CCTV oder andere chinesische Fernsehsender produziert haben, verdient Xiao Zhihui mit seiner Firma Harbin Zhihui Animation Limited hauptsächlich durch den Verkauf von Merchandising sein Geld. Dabei setzt er vor allem auf umweltfreundliche Zeichentrickgeschichten und umweltfreundliche Plastikschwerter, die als Merchandising über den Tisch gehen.
Li Xuejin, Präsident von Digital 4D, hat gleich mehrere Pferde im Rennen. Neben Harbin ist er auch in Shenzhen tätig. Er hofft mit 3D Merchandising vom Hollywood Kassenschlager Shrek 3 erfolgreich zu sein.
Das Animationszentrum in Harbin strebt aber über den Markt auf dem chinesischen Festland hinaus. So gibt es bereits Kooperationen mit Hongkong, Singapur, Großbritannien und Südkorea. Li Xuejun hat auch schon über den großen Teich in Richtung USA geschaut. Sein 3D beziehungsweise 4D Animationsfirma hat sich Merchandisingrechte für Shrek 3 gesichert. Er sagt, im Juli 2009 sollen spezielle 3D Brillen mit Diasets über den Film auf den Markt kommen. Doch das ist Li Xuejun nicht genug. Er betont, er habe sich auch Filmrechte für eine 3D Version von Harry Potter gesichert. Doch einen solchen Film weltweit zu vertreiben, sei schwierig, fügt er hinzu.
Die Möglichkeit, dass die Unternehmer wie Li Xuejun von weltweiten Märkten träumen können, ist zum Teil der Heilongjianger Provinzregierung zu verdanken. Nachdem das Wirtschaftswachstum der Provinz vor einigen Jahren ins Stocken geraten war, suchte man nach Auswegen und fand die Kulturindustrie. Seitdem ist die Zahl von Fernseh- und Radiosendern nahezu explodiert. Mehr Geld fließt in den Aufbau von Verlagshäusern und man plant auch den Neubau von zahlreichen neuen Bibliotheken in der Provinz. Neben all dem stand dann aber auch die Idee für einen Industriepark für Animations- und Trickfilme.
Yi Junqing, Minister der Öffentlichkeitsarbeit in der Regierung der Provinz Heilongjiang, im Interview mit CRI.
Yi Junqing ist der Minister für Öffentlichkeitsarbeit der Provinz Heilongjiang. Für ihn sind die Investitionen in die Kulturindustrie der Provinz Ausgaben mit Weitblick. Er sagt, die Kulturindustrie wird auf lange Sicht nicht nur den Tourismus in der Region mehr Einnahmen bescheren, sondern auch Unternehmen aus anderen Industriezweigen anziehen. Dabei rechnet Yi Junqing vor allem mit mehr Handel mit dem Ausland und mit positiven Effekten für die Chemie sowie Maschinenbaubranche der Region.
Nach Worten von Yi Junqing befindet sich Heilongjiang gerade im wirtschaftlichen Wandel. Er hoffe, dass der Name Heilongjiang zukünftig vor allem mit exquisiter Kultur, harter Arbeit, Toleranz und Weltoffenheit in Verbindung stehen wird.
Fotos und Text: Michael Koliska