Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Marktforscher analysiert chinesischen Automarkt
  2009-06-10 16:52:33  CRI
Seite Drucken    

Die vor kurzem angekündigte Insolvenz der General Motors Corp. (GM) soll sich nicht negativ auf das China-Geschäft des einst größten Autobauers der Welt auswirken. Im Gegenteil: der Konzern will in China weiter wachsen und dazu in neue Produkte investieren sowie Partnerschaften und Produktionskapazitäten ausbauen. In einem Gespräch mit Radio China International verwies Klaus Paur, Direktor von TNS China, eines des weltweit größten Marktforschungsunternehmens, auf die Auswirkungen der GM-Insolvenz auf dessen China-Geschäft und auf die Situation des chinesischen Automobilmarkts:

CRI: Die Tochtergesellschaft von General Motors in China ist nach Darstellung ihres Präsidenten Kevin Wale von der Insolvenz des Mutterkonzerns nicht betroffen. Wie beurteilen Sie diese Aussage?

Paur: Ja, natürlich ist GM China von der GM-Insolvenz betroffen. Es ist aber nicht unbedingt negativ betroffen. Was zurzeit in den USA passiert, ist, dass GM geteilt wird in einen "guten Teil" und in einen sogenannten "schlechten Teil". Und der gute Teil wird im Prinzip weiterbetrieben. Und das wird dann die Basis für das sogenannte New GM sein. Und die schlechten Teile, also die Überkapazität und die ineffizienten Operationen, die ausgelagert und verkauft werden. General Motors hat in den USA sehr viele Händler. Und das Problem ist, dass das Händlernetz nicht unbedingt sehr effizient arbeitet. Jetzt werden eben Teile dieses Händlernetzes geschlossen. Aber natürlich ist es so, dass speziell die Operationen in China für GM sehr gut laufen. Sie wissen vielleicht, dass in China in den letzten drei Jahren mehr Buicks verkauft wurden als in den Vereinigten Staaten. China ist wirklich ein Rückgrat für die GM-Operationen. Und diese positiven Elemente werden in der New GM Organisation weiter bleiben.

CRI: Wirkt sich die Insolvenz überhaupt nicht auf das China-Geschäft von General Motors aus?

Paur: Sie müssen ja auch wissen, dass alle Fahrzeuge, die in China verkauft werden, auch in China produziert werden. Also GM hier in China ist ein sehr selbständiges Unternehmen. GM arbeitet in China in Joint Ventures beispielsweise mit Shanghai Automotive zusammen und bildet Shanghai GM. Allerdings, was sich auswirken wird in langer Frist, weil die China-Operationen, so erwarten wir, noch wichtiger werden für GM als bisher. Im Hinblick auf die Entwicklung von Automodellen, da sehen wir, dass GM China sehr viel stärker in der Entwicklung von neuen Modellen involviert wird. Wie gesagt, was die chinesischen Operationen angeht, das ist unabhängig, weil wir eben die Joint-Venture-Konstruktion haben. Dadurch ist es ein sehr erfolgreiches Geschäft, schon über die letzten Jahre hinweg. Es ist eine sehr solide Finanzierung.

CRI: General Motors könnte in Zukunft einen Teil seiner Fahrzeuge in China produzieren und in die USA exportieren. Wie begründen Sie diesen Schritt oder diesen geplanten Schritt?

Paur: Der Grund, warum diese Überlegung da ist, ist von der Managementseite zu sehen. Es ist einfach so, dass die Produktion in Amerika sehr teuer ist. Und speziell wenn wir uns die kleinen Fahrzeuge angucken, die nicht sehr teuer sind, wo das Unternehmen damit auch nicht sehr viel Geld verdienen kann, ist es natürlich vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt her nicht effizient, eben solche Autos in einem Hochpreisland zu bauen. Und deshalb die Überlegungen, dass man solche Fahrzeuge in einem Billiglohnmarkt baut. Und China ist eben immer noch ein Land, wo man Autos sehr viel billiger bauen kann.

CRI: Nicht nur GM, sondern auch alle internationale Autohersteller sind mehr oder weniger von der Finanzkrise betroffen. Wie beschreiben Sie die allgemeine Situation der in China angesiedelten internationalen Autokonzerne?

Paur: Zum einen muss man sehen, dass etwa zwei Drittel des Marktes in China von internationalen Automobilherstellern kontrolliert wird. Die chinesischen Autohersteller haben ein bisschen weniger als 30 Prozent, die internationalen Hersteller in Zusammenarbeit mit diesen Joint-Venture-Organisationen 70 Prozent ungefähr. Insgesamt gesehen ist der chinesische Markt mit Sicherheit ein sehr positiver Fleck für die Autoindustrie. In Amerika ist der Markt in einem sehr schlechten Zustand. Auch in Europa haben wir bestenfalls eine Stagnation. Auf der anderen Seite ist in China ein sehr großes Wachstum. Wir sehen im Moment in den ersten vier Monaten 2009 ein Zehn-Prozent-Wachstum. Letztes Jahr wurde das Wachstum ein bisschen von der Finanzkrise geprägt und hat sich etwas verlangsamt. Jetzt ist es wieder auf dem Wachstumskurs. China ist inzwischen der größte Automobilmarkt der Welt. Also findet in China nicht nur ein hohes Wachstum statt, es besitzt außerdem ein hohes Potenzial im Sinne des Volumens. Und das macht natürlich den Markt sehr attraktiv und deshalb sind alle internationalen Hersteller hier, produzieren Autos hier und verkaufen Autos hier.

CRI: Und wie sieht die Situation der deutschen Hersteller in China aus?

Paur: Marktführer bei den Personenfahrzeugen ist Volkswagen. Volkswagen hat zwei Joint Ventures in China. Die sind im Moment sehr erfolgreich. China ist zurzeit einer der am stärksten konkurrierenden Märkte der Welt. Und wenn man die größte Marke ist, dann ist man immer stärker unter Druck. Aber Volkswagen hat eine sehr komplette Fahrzeugpalette: die haben vor kurzem den Skoda eingeführt, die haben Audis am oberen Segment. Deshalb ist VW in China sehr erfolgreich. Und dann haben wir auch BMW und Mercedes-Benz im Luxusbereich. Auch die beiden sind im Moment relativ erfolgreich. Allerdings, natürlich wie in allen Ländern auch, eher kleiner vom Volumen her. Und speziell der Luxusbereich, der ja traditionell vom amerikanischen Markt geleitet wurde. Nachdem in Amerika die Verkäufe nach unten gehen, sind ja auch die Erwartungen, dass China sehr schnell eines der größten Luxusmärkte der Welt werden wird. Und deshalb sind natürlich diese Firmen auch sehr stark daran interessiert, eine starke Position in China zu kriegen.

CRI: Chinas Autohersteller sind schnell gewachsen. Stellen einheimische Autobauer bereits eine Konkurrenz für die internationalen Hersteller dar, die in China präsent sind?

Paur: Es war eigentlich ein bisschen umgekehrt. Wenn wir uns die Geschichte des chinesischen PKW-Markts anschauen, dann sehen wir: wir hatten am Anfang die chinesischen Hersteller, die kleine und billige Autos produziert haben. Und auf der anderen Seite hatten wir die internationalen Hersteller, die Mittelklasse- und die große und Luxuswagen gebaut haben. Und insofern sind die beiden sich nicht so sehr in die Quere gekommen. Aber mittlerweile haben auch internationale Hersteller angefangen, kleine und relativ billige Autos in den Markt zu bringen. Deshalb sind die chinesischen Hersteller sehr stark unter Druck geraten. Trotzdem sehen wir in den ersten vier Monaten, dass chinesische Unternehmen wie beispielsweise BYD, die "shooting stars" unter den chinesischen Herstellern sind und sehr viele Autos verkauft haben, richtig erfolgreich sind. Zum anderen sind die chinesischen Hersteller jetzt dabei, sich mit den alternativen Energien mehr auseinanderzusetzen, also Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zu betreiben. Die sind in Zukunft wirklich ernstzunehmende Konkurrenten für internationale Hersteller.

Gesprächspartner: Klaus Paur, Xu Wei

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China