Offiziellen Angaben des chinesischen Handelsministeriums zufolge ist das Investitionsvolumen ausländischer Investoren in China seit Monaten rückläufig. Dies zeigt, dass das Interesse ausländischer Investoren, sich in China zu engagieren, nachgelassen hat. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem folgenden Beitrag!
Zwischen Oktober 2008 und März dieses Jahres ist erstmals ein kontinuierlicher Rückgang an ausländischen Investitionen in China zu verzeichnen. Im ersten Quartal dieses Jahres konnte dieser Trend jedoch abgebremst werden. Statistiken zufolge ist das Volumen des real genutzten ausländischen Kapitals in China in den ersten drei Monaten 2009 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum deutlich gesunken: im Januar um 32,7 Prozent, im Februar um 15,8 Prozent und im März um 9,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahmen jedoch ausländische Investitionen in China im Bereich Maschinenbau zu. Im Dienstleistungssektor hingegen wurden im ersten Jahresquartal 2009 insgesamt 8,4 Milliarden US-Dollar von ausländischen Unternehmen in China investiert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Rückgang um 31,3 Prozent.
Trotz einer allmählichen Verbesserung der Investitionslage in China ist die Tatsache nicht zu übersehen, dass viele ausländische Unternehmen ihr Kapital aus China abziehen. Song Hong, Ökonom beim Büro für Internationalen Handel am Forschungsinstitut für Weltwirtschaft und Politik der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, erklärt, ausländische Unternehmen, die ihr Kapital aus China abgezogen hätten, seien größtenteils arbeitsintensive Betriebe:
"Unternehmen, die sich aus China zurückziehen, sind meistens kleine Betriebe, die sich hauptsächlich mit dem Verarbeiten oder dem Zusammenbau von Produktteilen beschäftigen. Die technischen Fähigkeiten der Arbeitsschritte sind eher auf einem niedrigen Niveau. Die Unternehmen verfügen nicht über ein selbständiges Geschäftsnetz oder eigene Technologien mit geistigem Eigentum. Gleichzeitig sind die Fachkräfte nicht ausgebildet. Alls dies führt zum Abzug aus China."
Im April bestätigte der Sprecher des Handelsministeriums, Yao Jian, auf einer Pressekonferenz diesen Trend. Ihmzufolge ist durch den Ausbruch der internationalen Finanzkrise die Zahl ausländischer Investitionen in China in den vergangenen sechs Monaten kontinuierlich gesunken.
Wegen den enormen negativen Auswirkungen der internationalen Finanzkrise haben viele multinationale Unternehmen ihre geschäftlichen Aktivitäten reduziert. Einige internationale Organisationen haben daher einen rasanten Rückgang von direkten ausländischen Investitionen in China in diesem Jahr prognostiziert. Ihnen zufolge soll das Investitionsvolumen gegenüber 2008 um rund 30 Prozent verringert werden. Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung der Krise sehen sich viele ausländische Unternehmen sogar dazu gezwungen, ihre Filialen in China ganz zu schließen. Im Zuge der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung und der Anpassung der Industriestruktur hat die chinesische Regierung an ausländische Unternehmen auch strengere Auflagen gestellt, beispielsweise im Umweltschutz. Die Umsetzung dieser Auflagen führte unvermeidlich zu einer Erhöhung der Betriebskosten arbeitsintensiver Unternehmen. Gleichzeitig verschlimmerte die internationale Finanzkrise die oftmals kritische Situation einiger dieser Unternehmen noch weiter. Aus diesem Anlass haben sich viele ausländische Gesellschaften dazu entschlossen, ihr Kapital aus China abzuziehen. Dazu der Wirtschaftsexperte Song Hong:
"Unternehmen, die ihre Filialen in China geschlossen haben, sind von der internationalen Finanzkrise schwer betroffen. Auch die Anpassung der politischen Maßnahmen in China gegenüber ausländischen Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren hatte ebenfalls große Auswirkungen auf sie. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem wenigere Vergünstigungen für ausländische Unternehmen und strengere Standards im Umweltschutzbereich."
Jedes Unternehmen in Schwierigkeiten sucht selbstverständlich nach einem Ausweg aus der Krise, auch ausländische Betriebe in China. Niedrigere Lohnkosten und geringere Umweltschutzstandards in vielen Entwicklungsländern sind daher aus unternehmerischer Sicht sehr attraktiv. Daher kam es auch zu einer Verschiebung des Geldflusses: aus China hinaus in andere Entwicklungsländer. Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Yao Jian, betont daher, die zunehmende internationale Konkurrenz sei auch ein Grund für den Abzug von Investitionen aus dem Ausland:
"Die Zunahme der internationalen Konkurrenz ist auch ein wichtiger Faktor für den Rückgang ausländischer Investitionen in China. Viele andere Entwicklungsländer haben Maßnahmen zur Förderung von Investitionen erarbeitet und erlassen. Dies schwächt wiederum unsere Anziehungskraft auf ausländische Investoren."
Wirtschaftsexperten zufolge wird sich die internationale Finanzkrise noch weiter ausbreiten. Die chinesische Regierung müsse daher aktive und effektive Gegenmaßnahmen ergreifen. Der Rückzug ausländischer Unternehmen sollte zudem sorgfältig und angemessen behandelt werden. Kontinuität und Stabilität von entsprechenden politischen Maßnahmen zur Förderung ausländischer Investitionen müsse man zudem Priorität einräumen. Auch fordern die Experten, bestehende Gesetze und Vorschriften weiter zu verbessern und gleichzeitig die Aufsicht und Verwaltung im Bereich ausländische Investitionen zu verstärken. All dies soll bessere Bedingungen für ausländische Investoren schaffen.
Übersetzt von: Zhang Chen
Gesprochen von: Lü Xiqian