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Spielerisch die alten Werte lernen
  2009-06-02 15:07:52  cri
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F: Michael, vor kurzem hab ich einen Abstecher in die kaiserliche Akademie im Beijinger Bezirk Dongcheng gemacht. Das faszinierende an der Akademie ist, dass dort Kinder quasi spielerisch die Werte und Traditionen der chinesischen Kultur kennen lernen können.

M: Über die kaiserliche Akademie in Beijing hab ich schon einiges gehört. Sie wurde im Jahr 1306 erbaut und war zur Kaiserzeit die ranghöchste Schule des Staates. Heute ist die Akademie eine touristische Sehenswürdigkeit. Direkt am Tor steht eine Statue des berühmten chinesischen Philosophen Konfuzius. Das nun aber Kinder in der Akademie studieren können, dass ist mir neu.

F: In der Chengxian Halle der traditionellen chinesischen Kultur der kaiserlichen Akademie können die Kinder die klassische chinesische Literatur erlernen. Frau Ji, die Leiterin der Halle, bietet bereits seit zwei Jahren solche Kinder-Kurse an.

"Zunächst vermitteln wir den Kindern Grundkenntnisse über die alte chinesische Literatur. Danach gehen wir auf einzelne klassische Texte etwas näher ein. Die Kinder brauchen dabei keine Schriftzeichen zu können. Denn sie lernen unter Anleitung die Texte auswendig. Dabei können sie gleichzeitig spielen und den Geschichten lauschen. Also der Kurs ist alles andere als eintönig."

F: Frau Ji sagt, es gebe drei Lernstufen. In der ersten Stufe lernen die 4-5jährigen das "Dizigui", also die "Regeln für Kinder" und "Sanzijing", - den "Drei Zeichen Klassiker". In der zweiten Lernstufe lernen die 6-9jährigen Kinder "Xiaojing". In der dritten Stufe werden 9 bis 12 Jährige mit "Lun Yu", auf Deutsch, "Die Schriften des Konfuzius" und mit "Da Xue", also "Das große Lernen" vertraut gemacht.

M: Das klingt ja doch etwas komplizierter als ich dachte. Lü Xiqian, kannst du mal erklären, worum es in den Büchern geht?

F: Ich glaube es ist doch Kinderleicht, auch wenn alle Bücher chinesische Klassiker sind. "Dizigui" und "Sanzijing sind Bücher voll mit alter chinesischer Kinderlyrik. "Dizigui" wurde Ende des 17. Jahrhunderts geschrieben. Der Inhalt der Gedichte umfasst hauptsächlich Höflichkeitsregeln, Umgangsformen, moralische Lehren und Lernmethoden. "Sanzijing" ist ein Jahrhundertealter Gedichtsband bestehend aus Versen mit jeweils drei chinesischen Schriftzeichen. Dabei drehen sich die Texte vor allem um alte chinesische Geschichten, Astronomie, Geographie und Volkssagen. Die Gedichte in beiden Büchern sind rhythmische Texte und eignen sich perfekt für Kinder zum Auswendiglernen. Beim "Xiaojing" geht es um respektvolles Verhalten, und "Lun Yu" sowie "Da Xue" sind berühmte etwa 1500 Jahre alte konfuzianischen Lehren. Diese Texte sind in Altchinesisch geschrieben, und beim Lesen braucht man manchmal gewisse Erläuterungen. Doch die Kurse sind so konzipiert, dass die Kinder die Texte und die traditionelle chinesische Kultur recht einfach erlernen können.

M: Na jetzt bin ich aber gespannt. Lass uns doch einfach Mal reinhören in so einen Kurs!

F: Hier lernen die vier bis fünfjährigen Kinder der ersten Lernstufe. Sie sitzen auf dem Boden und lernen das "Sanzijing", also den "Drei-Zeichen-Klassiker". Danach erzählt und erklärt die Lehrerin den Kindern die Geschichten des "Sanzijing". Doch der Kurs ist nicht wie in einer Schule. Die Kinder können aufstehen und herumlaufen. Sie unterbrechen die Lehrerin häufig und teilen ihre eigenen Meinungen mit. Die Atmosphäre ist also recht entspannt. Lehrerin Han sagt, in dem 15minütigen Kurs wolle sie spielerisch den Kindern die Inhalte des „Sanzijing" erläutern. Obwohl die Kinder keine Schriftzeichen kennen, interessieren sie sich für die Geschichten und Spiele.

"Die Kinder empfinden die klassische Literatur in unserem Kurs nicht als eintönig. Wir hoffen, dass wir durch die Kombination von Spiel und Erklärungen das Interesse der Kinder an der chinesischen Kultur wecken können. Zudem bieten die chinesischen Klassiker auch viel Wissen, das den Kindern in ihrem weiteren Leben weiterhelfen kann."

M: Also ich muss sagen, es ist schon eine gute Idee von klein auf etwas über die klassische Literatur und Kultur zu lernen.

F: Dies empfinden auch viele Eltern, die ihre Kinder in die Chengxian-Halle zum Unterricht bringen. Frau Zhang ist Anwältin. Sie bringt ihren vierjährigen Sohn auf Empfehlung einer Freundin hierher. Sie sagt, seitdem ihr Sohn die chinesischen Klassiker lerne, habe er sich zum Positiven gewandelt.

"Mein Sohn ist viel höflicher und ordentlicher, seitdem er die klassischen Texte lernt. Die Atmosphäre und die Lehrerin gefallen ihm sehr, deshalb geht er auch gerne zum Unterricht. Er hat schon das "Dizigui", also die "Regeln für Kinder" gelernt. Wenn er dann zu Hause Dummheiten anstellt, ermahnen wir ihn an diese "Regeln". Zum Beispiel wenn er nicht rechtzeitig ins Bett gehen will, sagen wir die Worte "Zhao Qi zao, Ye Mian Chi", "Lao Yi Zhi, Xi Ci Shi" aus dem "Regel- Buch". Dann weiß er auch, dass er die Zeit besser schätzen sollte. Wir ermahnen ihn auch mit den Worten "Du Kann Bi, Huan Yuan Chu", also dass man nach dem Lesen die Bücher wieder zurück ins Regal stellen soll."

M: Mussten die Eltern eigentlich vorher auch die Klassiker lernen?

F: Ich glaube nicht. Nicht allzu viele Menschen haben die Klassiker systematisch gelernt. Sie kennen nur ein paar berühmte Verse. Da aber nun die Kinder diese Texte lernen, erhalten auch viele Eltern wieder mehr Zugang zur alten chinesischen Literatur. Mutter Zhang sagt, zu Hause lerne sie oft mit ihrem Sohn zusammen das "Dizigui" auswendig. Davon habe auch sie profitiert.

M: Sind denn diese Kurse in Beijing sehr gefragt?

F: Doch schon. Die Leiterin sagt, jedes Jahr hätten viele Eltern ihre Kinder für diese Kurse angemeldet. Und auch der Staat lege großen Wert darauf, die klassische chinesische Kultur zu verbreiten. Lehrerin Han sagt, der Kurs sei eine ideale Gelegenheit für die Kinder, mehr über die chinesischen Klassiker zu erfahren.

"Nach und nach lernen die Kinder die konfuzianischen Ansichten und Lehren. Dies wird ihnen dann später auch ein besseres Verständnis der chinesischen Klassiker und der chinesischen Kultur ermöglichen."

Moderatoren: Lü Xiqian, Michael Koliska

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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