Im Mai fanden in der südchinesischen Stadt Guangzhou die Badminton-Weltmeisterschaften der gemischten Teams statt. Am sogenannten Sudirman Cup nahmen insgesamt Mannschaften aus 34 Ländern und Regionen teil. Die jungen Spieler aus China packten ihre Chance und holten nach einer langen Durststrecke endlich wieder den Titel.
Am diesjährigen Sudirman Cup spielte das chinesische Team seinen Heimvorteil voll aus. Da sich China als Gastgeber Visa- und Reisekosten ersparen konnte, wurden gleich 27 Spieler nach Guangzhou geschickt – darunter auch 16, die noch nie am Sudirman Cup teilgenommen haben. Li Yongbo, der Trainer der chinesischen Badminton-Nationalmannschaft betrachtet die Teilnahme seiner jungen Spieler in erster Linie als wertvolle Erfahrung im Hinblick auf die Olympischen Spiele in London im Jahr 2012. Effektive Einsatzzeit hält er an diesem Turnier für sekundär:
„Da wir in diesem Jahr der Gastgeber des Sudirman Cups sind, können unsere jungen Spieler die internationale Atmosphäre kennenlernen. Für sie ist das Erlebnis sehr wichtig. Sie können dabei viel lernen. Ob jeder letztendlich zum Einsatz kommt, ist nicht so wichtig."
Der Sudirman Cup in Guangzhou dient dem chinesischen Badminton-Team als Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in London. Li Yongbo will seine jungen Spieler gezielt im Hinblick auf die nächsten Spiele in London aufbauen:
„Die Olympischen Spiele sind für uns am wichtigsten. Die Vorbereitungszeit dauert immer vier Jahre. In diesen vier Jahren müssen wir uns gezielt auf die Olympischen Spiele vorbereiten. Dies ist der Grund, warum ich dieses Mal so viele junge Spieler mitgenommen habe. Es hätte mir ehrlich gesagt nicht einmal etwas ausgemacht, wenn wir das Turnier nicht gewonnen hätten. Unsere jungen Spieler haben an diesem Turnier im Hinblick auf die Olympischen Spiele in London wertvolle Erfahrungen gesammelt."
Wang Yihan ist eine der großen Hoffnungen des chinesischen Frauenteams. Die 21-Jährige nahm wie viele ihrer Mannschaftskolleginnen zum ersten Mal am Sudirman Cup teil. Obwohl sie bereits viele Weltmeistertitel gewonnen hat, war sie vor dem Turnier ziemlich angespannt:
„Ich war wirklich etwas angespannt und am Anfang meines Spiels sehr nervös. Nach einigen Minuten war dann wieder alles in Ordnung. Ich muss mich noch vermehrt an eine solche Atmosphäre gewöhnen."
Ma Jin aus der ostchinesischen Provinz Jiangsu ist ebenfalls erst 21 Jahre alt. Sie kam in der Gruppenphase im gemischten Doppel gegen Japan zum Einsatz. Sie und ihr Partner gaben sich keine Blöße und besiegten ihre japanischen Konkurrenten mit zwei zu null. Dementsprechend zufrieden zeigte sich Ma Jin nach der Partie:
„Der Teamwettkampf ist anders als das Einzel. Ich habe mehr Verantwortung gespürt. Obwohl unsere Mannschaft schon gewonnen hat, hatte ich das Gefühl, nicht verlieren zu dürfen. Der Sieg ist für die ganze Mannschaft sehr wichtig."
Cheftrainer Li Yongbo legt immer großen Wert auf die langfristige Entwicklung der Nationalmannschaft. Er ist überzeugt, dass seine Spieler durch den Einsatz im gemischten Doppel verantwortungsbewusster auftreten, weil der Druck größer ist.
Mit dem Druck umzugehen hat am Sudirman Cup auch Wang Lin gelernt. Die Nachwuchshoffnung war im Frauen-Einzel gegen ihre britische Konkurrentin schon fast hoffnungslos mit fünf zu zehn im Rückstand, obwohl sie ihrer Gegnerin auf dem Papier überlegen ist. Li Yongbo nahm daraufhin ein Timeout und sagte seiner Spielerin, dass sie ohne Druck spielen solle. Die Worte des Nationaltrainers scheinen gewirkt zu haben. Wang Lin fand zu ihrer gewohnten Stärke zurück und bog das Spiel noch um. Solche Erlebnisse seien für den Reifeprozess von jungen Spielerinnen wie Wang Lin enorm wichtig, meint Nati-Trainer Li Yongbo:
„Warum habe ich diesmal so viele junge Spieler nach Guangzhou mitgenommen? Der Hauptgrund liegt darin, dass ich mehr an die Zukunft denke. Wichtige Spiele, besonders wichtige Mannschaftsspiele, sind für alle jungen Spieler ein tolles Erlebnis. Nehmen wir Wang Lin als Beispiel. Sie nahm zum ersten Mal am Sudirman Cup teil. Daher war für sie das erste Spiel viel schwieriger als erwartet. Sie hat diese Herausforderung aber mit Bravour gemeistert. Deshalb bin ich mir sicher, dass sie in Zukunft noch besser spielen wird."
Viele profilierte chinesische Badminton-Spieler, die an den Olympischen Spielen in Beijing um Edelmetall gekämpft haben, werden ihre Karriere noch vor den Spielen in London im Jahr 2012 beenden. Der Sudirman Cup war für viele junge Spieler daher eine Chance und Test zugleich. Nati-Trainer Li Yongbo ist mit dem Abschneiden seiner Schützlinge mehr als zufrieden:
„Im Mannschaftswettkampf sind wir dieses Mal auf große Schwierigkeiten gestoßen. Wir haben aber dem Druck standgehalten. Unsere Spieler haben in manchen Spielen sogar besser gespielt als im Einzel-Wettkampf. Das ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft."
Der Sieg am diesjährigen Sudirman Cup in Guangzhou deutet in der Tat darauf hin, dass die chinesischen Badminton-Spieler auch an den Olympischen Spielen in London im Jahr 2012 zu den Favoriten gehören werden.
Übersetzt von: Kong Jie
Gesprochen von: Huang Gang