China will wegen der weltweiten Finanzkrise auch der chinesischen Schiffbauindustrie helfen. Das Programm sieht vor, anhand von Vergünstigungen bei Kreditvergabe und Besteuerung die Schiffsbranche vor der Finanzkrise zu schützen. Mehr zu unserem Thema erfahren Sie, liebe Hörer, in unserem folgenden Beitrag.
Die internationale Schiffsbranche, die in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Boom erlebt hatte, leidet seit Monaten stark unter den Folgen der Finanzkrise. Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise trifft Branchenkennern zufolge die Schiffsindustrie von zwei Seiten. Zum einen übten die Banken bei der Kreditvergabe allgemein größere Zurückhaltung. Zum anderen verringere sich der Güterverkehr. Von der derzeitigen Krise konnte auch Chinas Schiffbauindustrie nicht unversehrt bleiben. Angaben zufolge werden 70 Prozent der von chinesischen Werften produzierten Schiffe exportiert. Wegen der Finanzkrise kam es in letzter Zeit bei zahlreichen internationalen Reedereien zu Finanzierungsproblemen, die die chinesische Schiffbauindustrie schwer beeinträchtigt haben. So ist die Zahl der Aufträge für Neubestellungen augenfällig zurückgegangen. Auch Auftragsrückzüge und Lieferungsverzögerungen sind seit Monaten keine Seltenheit mehr. Im Dezember vergangenen Jahres ist bei chinesischen Werften die Zahl neuer Aufträge gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum drastisch um 99,8 Prozent reduziert worden. Dabei handelt es sich zugleich um einen historischen Tiefpunkt.
Um der schwierigen Situation wieder Herr zu werden, hat die chinesische Regierung unlängst ein Konjunkturprogramm zur Förderung der Schiffbauindustrie in Gang gesetzt. Konkret geht es darum, Finanzinstitute zur verstärkten Kreditvergabe an die Auftraggeber zu ermutigen. Guo Yaling ist Schiffbauexperte und Volkswirt bei der chinesischen Investmentbank CITIC Securities Co. Ltd. Nach seiner Auffassung würden sich die Fördermaßnahmen demnächst als äußerst effektiv erweisen, da die Reedereien dadurch eine lockerere und erleichterte Finanzierung erhalten. Erst dann könnten die Bedürfnisse aufrechterhalten und der Schiffmarkt insgesamt stimuliert werden. So ging Guo Yaling darauf ein:
"Der Staat hat beschlossen, Geschäftsbanken zur verstärkten Kreditvergabe an die Reedereien zu ermutigen mit dem Ziel, die vorhandenen Aufträge der chinesischen Werften beizubehalten. Die Risiken, die durch die globale Finanzkrise verursacht wurden, veranlassen die Reedereien allgemein zu größerer Zurückhaltung, wenn es um die Bestellung neuer Schiffe geht, weil sie gewisse Befürchtungen haben, dass bei vielen Aufträgen die Endfinanzierung unsicher sei."
Das Förderprogramm sieht überdies vor, anhand wirtschaftspolitischer Vergünstigungen die Reedereien dazu zu bewegen, ihre alten Schiffe, insbesondere die Tanker mit nur einer Außenhülle, aus dem Verkehr zu ziehen. Außerdem werden die Schiffbauer aufgefordert, innerhalb von drei Jahren vorerst keine neuen Docks und Liegeplätze zu bauen. Beide Schritte zielen darauf ab, auf dem chinesischen Schiffmarkt einen Ausgleich zwischen Nachfrage und Angebot zu gewährleisten. Dazu noch einmal Guo Yaling:
"Im Hinblick auf die Nachfrage strebt China eine verstärkte Eliminierung alter Schiffe an, zum Beispiel Tankschiffe mit nur einer Rumpfhülle. Für die Schiffbauer hat diese Maßnahme neue Geschäftschancen geschaffen. Ebenfalls positiv auf den Schiffmarkt wirkt sich die dreijährige Sperrfrist für den Dock- und Liegeplatzbau aus. Erst dann bewegt sich der Markt heraus aus dem Teufelskreis von Überkapazitäten und rückläufiger Nachfrage."
Nach dem Förderprogramm werde die chinesische Regierung außerdem die gängige finanzielle Unterstützung für inländische Käufer von Hochseeschiffen bis zum Jahr 2010 aufstocken.
Experten vertreten die Ansicht, dass man bei der Bewältigung aktueller Probleme zugleich der dauerhaften Entwicklung der chinesischen Schiffbauindustrie große Bedeutung beimessen soll. Zu den chronischen Schwächen der chinesischen Schiffbauer gehört nach wie vor der Mangel an eigenen Entwicklungen und Innovationen. Bei manchen Schlüsseltechnologien herrscht noch immer eine Import-Abhängigkeit. Hinter der jahrelangen raschen Expansion der Schiffbau-Kapazitäten stehen in erster Linie technologische Erwägungen. So plädiert die Regierung in ihrem neuen Förderprogramm für verstärkte technische Aufrüstung und erhöhte Innovationsfähigkeit. Angestrebt sind in diesem Zusammenhang gezielte Fusionen zwischen Schiffbauunternehmen, Standorten und Geschäftsübernahmen von Zulieferern mit dem Ziel, hervorragende technische Kräfte zu bündeln. Überdies plant die chinesische Regierung, bei einer Vielzahl von Schwerpunktprojekten in die technische Umgestaltung zu investieren. Zugleich soll die Forschung und Entwicklung von Hightech-Schiffen und maritimen Industrieausrüstungen finanziell unterstützt werden.
Guo Tongjun ist Vertreter des chinesischen Schiffbauunternehmens CSIC:
"Das Förderprogramm für die Schiffbauindustrie kommt gerade rechtzeitig für die Schiffbauer und wirkt sich mit Sicherheit tief greifend auf die Branche aus. Wir sind davon überzeugt, dass dadurch das Gesamtniveau der Schiffbauindustrie des Landes angehoben werden kann."
Übersetzt von: Xu Wei
Gesprochen von: Zhang Chen