Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Chinesische Curling-Damen schreiben Geschichte
  2009-05-03 17:01:20  CRI
Seite Drucken    

Liebe Hörer, die Curling-WM der Frauen 2009 ist vor kurzem in Kanada zu Ende gegangen. Die Mannschaft aus China hat dabei erstmals den Weltmeistertitel gewonnen. Das erst 2003 gegründete Damenteam hat somit bereits im sechsten Jahr seines Bestehens den ersten Weltmeistertitel erringen können. Mehr darüber hören Sie in unserem folgenden Beitrag.

Mit dem letzten Stein, gespielt von der Mannschaftsführerin Wang Bingyu, konnte die chinesische Mannschaft den amtierenden Olympiasieger Schweden mit 8 zu 6 besiegen. Damit hat China bei einer Weltmeisterschaft auch erstmals den Titel in dieser Disziplin für sich entscheiden können, was für viele Experten einem Wunder nahe kommt. Aber der Weg zur Weltmeisterschaft war viel schwieriger, als man meinen möchte.

Curling ist für Chinesen eine sehr ungewohnte Disziplin. Erst 2003 ist das Land offiziell dem Curling-Weltverband beigetreten und hat eine Nationalmannschaft gegründet. In der Anfangsphase waren die Trainingsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt und die Bedingungen sehr hart. Da es damals keinen eigene Trainingsmöglichkeiten für Curling gab, trainierten die Spielerinnen auf einem Eishockeyfeld. Das Eis dort war jedoch nicht so flach und glatt, wie es für Curling nötig ist, daher mussten die Spielerinnen selbst Wasser nachgießen und die Fläche präparieren. Manchmal mussten die jungen Frauen auch bereits früh am Morgen trainieren, da andere Mannschaften Spiele hatten und die Eisfläche nutzten. Dazu Kapitänin Wang Bingyu:

"Es war wirklich sehr schwer, in der Nacht aufzustehen und dann Curling zu trainieren, besonders natürlich von 3 bis 5 Uhr früh. Normalerweise schläft man um 2 Uhr sehr tief, und zu dieser Zeit aufzustehen war wirklich sehr hart. Außerdem wohnten wir auch damals mit Spielern von anderen Mannschaften zusammen, deshalb mussten wir uns alle sehr ruhig verhalten. Auf dem Platz war sonst niemand, man fühlte sich daher sehr einsam. Diese Zeit war wirklich sehr schwer."

Da Curling damals in China neu war, mussten die Sportlerinnen alle Sachen, die mit Curling zu tun hatten, aus dem Ausland importieren. Wang Bingyu zufolge hatten am Anfang die Frauen keine speziellen Schuhe, vielmehr hätten sie sich jeweils eine Plastiktüte über die Schuhe gestülpt, um nicht auf dem Eis auszurutschen. Nach einem Jahr wurde endlich der Entschluß gefasst, im Ausland Erfahrungen zu sammeln, und Anfang 2004 reiste die chinesische Damenmannschaft zum Training nach Kanada. Curling ist in Kanada sehr beliebt. Von den mehr als 32 Millionen Kanadiern spielen 1,5 Millionen Curling. Im ganzen Land gibt es über 1.200 Vereine. Kanada ist also wirklich das Curling-Land schlechthin. Am Anfang war das Niveau der chinesischen Mannschaft noch sehr schwach, selbst Spiele gegen ältere Konkurrenten konnten sie nicht gewinnen. Damals seien sie natürlich sehr enttäuscht gewesen, so Wang Bingyu:

"In den ersten zwei Jahren in Kanada konnten wir nur an Wettbewerben für Anfänger teilnehmen, fast alle waren alte Leute. Trotzdem war es schwierig, sie zu besiegen. Da wir nie auf dem speziellen Feld für Curling gespielt hatten, kannten wir damals sogar viele Regeln nicht. Schon auf den ersten Blick konnten wir den Abstand zu den anderen sofort bemerken."

Obwohl ihre Zuversicht stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, gaben die jungen Frauen nicht auf. Durch hartes Training und beständiges Lernen konnten sie den Abstand zu den guten Mannschaften bald verkürzen. 2005 konnten die chinesischen Curlerinnen schließlich den Titel bei den Pazifikmeisterschaften gewinnen. Dabei wurde unter anderem auch das Team aus Australien besiegt. Dieser Erfolg brachte den Sportlerinnen natürlich einen großen Schub. Vielleicht bekamen ihre Trainer in Kanada daher auch etwas Angst, dass die Chinesinnen eines Tages die eigene Nationalmannschaft besiegen könnten. Jedenfalls mussten sich die Curlerinnen aus China eine neue Trainingsmöglichkeit suchen.

Das Leben war damals sehr anstrengend, trotzdem fühlte sich Wang Yubing sehr wohl:

"Um Geld zu sparen, mussten wir damals selbst einkaufen und kochen. Wir machten sehr gerne Eintopf, da wir damals eine große Gruppe waren. Die Herrenmannschaft wohnte auch mit uns zusammen. Wir hatten keinen großen Esstisch, also saßen wir auf dem Boden. Es war oft ermüdend und anstrengend, aber wir fühlten uns sehr wohl und waren glücklich."

In den vergangenen Jahren hat sich die Leistung der chinesischen Curlerinnen stabil erhöht. 2006 etwa erreichten sie bei der WM den fünften Platz, 2008 gewannen sie bereits die Silbermedaille. Für viele ausländische Medien war es dann nicht nachvollziehbar, wie es die Frauen aus China schaffen konnten, nach nur sechsjährigem Training schließlich den Weltmeistertitel zu gewinnen. Wang Bingyu sagt, der Charakter der Chinesen passe sehr gut zum Curling, beispielsweise sei intelligentes und präzises Spiel gefragt. Eine noch wichtigere Rolle spiele aber das Sportsystem in China:  

"Das System hat viele Vorteile. Die Verantwortlichen organisieren alles sehr gut, deshalb brauchen wir uns nur mit dem speziellen Training beschäftigen. Wir trainieren wirklich sehr hart. Wir haben auch fast keinen Urlaub. Während sich die anderen mit irgendwas beschäftigen, trainieren wir. Während sie Urlaub machen, trainieren wir, und während sie sich auf bevorstehende Spiele vorbereiten und zu trainieren beginnen, trainieren wir immer noch."

Was ist das neue Ziel dieser Mannschaft? Die Antwort ist ganz klar: die Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver. Und die Chancen stehen sehr gut, dass die Curling-Damen die erste Goldmedaille für China in einer Mannschaftsdisziplin bei Olympischen Winterspielen gewinnen.

Übersetzt von: Kong Jie

Gesprochen von: Xu Wei

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China