Die Regierungsvertreter sind zuversichtlich, das Wohnungsproblem noch in diesem Jahr vollkommen in den Griff zu bekommen. Indes hat man auch weiterhin fleißig gebuddelt, gehämmert und Stein auf Stein gesetzt. So konnten auch bereits 593 neue Schulen errichtet werden, und bis Jahresende sollen es gar 2.900 neue Stätten des Lernens für die Kinder aus dem Erdbebengebiet geben. Das Beben hatte die Infrastruktur stark in Mitleidenschaft gezogen, so wurden auch Krankenhäuser und Straßen zum Teil schwer zerstört. Mittlerweile sind etwa 170 neue medizinische Einrichtungen entstanden und noch etwa 360 weitere sollen folgen. Auf den Straßen geht es ebenfalls langsam voran, und bis Ende des Jahres sollen wieder 88 Prozent aller vom Erdbeben zerstörten Landwege flott gemacht werden. Es ist ein riesiger Haufen Arbeit, der auch einen richtig riesigen Batzen Geld kostet. Bisher, so sagen die Statistiken der regionalen Regierungsvertreter, seien etwa 296 Milliarden Yuan RMB in den Wiederaufbau gepumpt worden. Doch dies sei scheinbar nicht genug, sagte der Direktor für Reform und Entwicklung der Sichuaner regionale Regierung, Xu Shusheng. Er sagt, es fehle an Geld, um alles zeitlich schnell wieder herzustellen.
Der Wirtschaft in Sichuan geht es derzeit trotz Finanzkrise und Erdbeben ganz gut. Vor allem die größeren Unternehmen können sich nicht beschweren. In den ersten drei Monaten des Jahres konnten sie ein Wachstum von knapp 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahrzeitraum verbuchen. Doch es gibt auch Probleme. Hier und da ist das Stromnetz noch nicht wieder vollkommen in Betrieb und einige Unternehmen kämpfen noch mit den herben Verlusten durch das Erdbeben.
In der südlichen Ecke Chengdus im High Tech Park der Stadt gibt es indes auch fast nur strahlende Gesichter. Denn in Punkto Wirtschaftswachstum und Investition von ausländischen Unternehmen scheint es keine Schattenseiten zu geben. Das Erdbeben hat das geschäftliche Treiben kaum bis gar nicht in der High-Tech-Zone beeinflusst.
Unternehmen wie Ericsson oder etwa Ubisoft haben sich in verschiedenen Teilen der High-Tech-Zone der Stadt angesiedelt. Das Geschäft der beiden Firmen laufe gut, sagen die Standortchefs und dies wie gesagt trotz der Finanzkrise. Hilfe gibt es da auch von der örtlichen Regierung. Denn die tut weitaus mehr als Nachlässe bei den Steuern zu gewähren, um Topfirmen in die Region zu locken. Gerade für Ubisoft war die Entscheidung, nach Chengdu zu kommen, allerdings sehr einfach. Zum einen gibt es das Fachpersonal und die Regierungshilfe, und zum anderen ist Chengdu das Sprungbrett, um den noch recht jungfräulichen Markt von Westchina zu erobern. Dieser Umstand wird Chengdu auch noch in den kommenden Jahren einen entscheidenden Vorteil geben.
Michael Koliska